Jahrhundert-Hochwasser
Aufräumaktion nach dem Hochwasser

Das "Sperrmüll-Team" war erfolgreich in der Heimstätten-Siedlung:
Fair Rahman, Momand Abdul Rashid, Hekmatullah Mujadadi, Tatjana Stierle, Franz Schäffer, Josef Huber, Yvonne Hartmann, Ingrid Schwarzmann, Sellab Ahmadzai, Norman Sadat | Foto: Ramona Nahirni-Vogg
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  • Das "Sperrmüll-Team" war erfolgreich in der Heimstätten-Siedlung:
    Fair Rahman, Momand Abdul Rashid, Hekmatullah Mujadadi, Tatjana Stierle, Franz Schäffer, Josef Huber, Yvonne Hartmann, Ingrid Schwarzmann, Sellab Ahmadzai, Norman Sadat
  • Foto: Ramona Nahirni-Vogg
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In Burgau wurden die Aufräumaktionen von der Stadt koordiniert. Aufgeteilt in Sektionen, machten sich Fahrer für Radlader, Bagger, Lastwagen und viele mehr gemeinsam mit Freiwilligen auf den Weg zur Sperrmüllbeseitigung. In der stark betroffenen Heimstätter-Siedlung gab es auch an Tag vier noch viel zu tun. In einigen Häusern stand nach wie vor Wasser in den Kellern, was das Ausräumen erschwerte.

Die Truppe um Thomas Wohnhas und die beiden Fahrer war mit diesem Stadtteil schon vertraut und freute sich auf "frische" Helferinnen und Helfer für die Aktion. Der Arbeitsauftrag klang simpel: Sperrmüll für den Radlader türmen sowie Metall und Elektro aussortieren. Welche Hürden in der Praxis auftauchen können, zeigte sich erst einige Häuser später.

Unfreiwillige Farbdusche

An einige Immobilien fuhr das Team schon zum dritten oder vierten Mal, weil das Wasser teilweise bis in die Erdgeschosse gekommen war und Möbel, geliebte Erinnerungsstücke und Geräte zerstört hatte. In vielen Haushalten waren die Gegenstände auch schon ordentlich sortiert oder die Eigentümer halfen aktiv mit, um das "Auflade-Team" zu unterstützen. Doch an vielen Stationen war auch Muskelkraft gefragt: Hier galt es, die großen und kleinen Gegenstände gut zu sortieren und zu stapeln. Denn ein unentdeckter Farbeimer oder Lackkübel kann zu unschönen Überraschungen führen, wenn die Greifer der Radladerschaufel dort einstechen. Zum Beweis passierte genau das kurze Zeit später, und es ergoss sich eine Farbdusche auf einen jungen Helfer.

Unterwegs gab es genug Zeit, sich über das Erlebte auszutauschen. Jeder in der Gruppe hatte berührende, lustige, ermutigende und ärgerliche Momente erlebt. Kopfschütteln bei den Fahrern erregten beispielsweise einige Hausbesitzer, die sich vor der Sperrmüllabholung bewusst versteckt hatten, statt mitzuhelfen, oder versuchten, verbotene Gegenstände wie Altreifen loszuwerden. Sogar von "Müll-Tourismus" war die Rede.

Zum Lachen braucht es kein Wörterbuch

Doch die guten Momente motivierten die Helfer, weiterzumachen. Viele Menschen waren dankbar für die Abholung des Sperrmülls. Zu all dem Unglück wäre die eigenständige Entsorgung ein zusätzlicher Ballast gewesen. Oft gab es Getränke oder ein kleines Schwätzchen am Zaun. So bekamen auch die Geflüchteten aus den Unterkünften die Gelegenheit, neue Kontakte zu knüpfen. Sie packten gerne mit an und wunderten sich über so manchen "typisch deutschen" Gegenstand, der in den Massen zum Vorschein kam. Nach ein paar kleinen Späßen, die vornehmlich über Gesten und Mimik transportiert wurden, war dann auch die Sprachbarriere kein Problem mehr.

Die Arbeiten waren teilweise körperlich fordernd, wenn wuchtige Teile in die Greifschaufel gelegt werden mussten oder gebückt viele Kleinteile zusammengeklaubt werden mussten. Ein älterer Herr meinte dazu etwas betrübt: "So gut auf den Boden komme ich in meinem Alter nicht mehr, aber ich wollte trotzdem helfen, wo ich kann." Doch die Bescheidenheit war unnötig: Jede Hilfe war wertvoll und wichtig und für jeden gab es eine Aufgabe, die er erfüllen konnte.

Für den Magen und die Seele

Zur Mittagspause lud die Feuerwehr ins Feuerwehrhaus ein. Auch dieses Angebot wurde von der Stadt koordiniert, um sich bei den Helfenden mit einer warmen Mahlzeit zu bedanken. Das Team um Moni, Birgit, Petra und Carmen sorgte für ein buntes Buffet mit paniertem Fisch, Gulasch, frischem Salat und schwäbischen Beilagen. Begeistert von der feinen Auswahl und frisch gestärkt ging es zurück zur Sammelstelle, wo man abklärte, wer bei der nächsten Schicht dabei sein wird. Unterwegs trafen die Geflüchteten noch auf Mitbewohner, die nach Feierabend aus den Betrieben nach Hause liefen. Auf ein neugieriges "Was macht ihr denn da als Gruppe?" folgte gleich die Erklärung und direkte Aufforderung eines jungen Syrers: "Wir räumen die Stadt auf. Mach mit. 14 Uhr, Parkplatz, Treffpunkt. Alles klar?" "Alles klar, wir kommen", war die prompte Reaktion des Mannes und schon war die Gruppe wieder um zwei Personen gewachsen.

myheimat-Team:

Ramona Nahirni-Vogg aus Burgau

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