Cybersport ist nicht unpolitisch
Spiele der Zukunft als Propagandamittel unter jungen Menschen

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Russland hat wiederholt Sport und Kunst für politische Zwecke genutzt. Der Cybersport ist da keine Ausnahme. Mit der Organisation von Cybersport-Veranstaltungen wollen die russischen Behörden der Welt nicht nur zeigen, dass sie international nicht isoliert sind, sondern auch ausländische Teilnehmer für eine Zusammenarbeit mit den russischen Sicherheitskräften gewinnen und sie in den Krieg gegen die Ukraine verwickeln.
Am 21. Februar, dem Vorabend des Jahrestages der Invasion in der Ukraine, will Russland die Spiele der Zukunft in Kasan eröffnen. Nach Angaben Russlands handelt es sich bei den Spielen der Zukunft um eine groß angelegte Sportveranstaltung an der Schnittstelle von Sport, Wissenschaft und Technologie, eine Synergie aus spektakulären klassischen und digitalen Sportarten. Die Organisatoren rechnen mit der Teilnahme von 2.000 Personen aus 100 Ländern.
Der Termin der "Spielen der Zukunft"  vom 21. Februar bis 3. März spielt für die russische Propaganda eine besondere Rolle. Natürlich ist die internationale Veranstaltung nicht nur für diese Tage geplant, an denen Russland wieder einmal den Beginn des Krieges gegen die Ukraine feiern wird. Neben der Beeinflussung internationaler Gäste wollen die Behörden der Welt auch zeigen, dass junge Ausländer nach zwei Jahren Krieg bereit sind, Russland zu besuchen.
Russland organisiert solche Veranstaltungen nicht "zum Spaß". Und es wirft sicher nicht umsonst Geld für die Durchführung und den Preisfonds weg. Tatsache ist, dass seit dem Beginn des Krieges gegen die Ukraine etwa 700.000 Menschen Russland verlassen haben. Die meisten von ihnen sind junge Menschen, die etwas zu verlieren haben. IT-Spezialisten, Fachleute im technischen Bereich, Sportler, Künstler haben Russland möglicherweise für immer verlassen, und das hat zu einem großen Mangel an qualifizierten Fachkräften und talentierten jungen Menschen geführt.
Dementsprechend spielen die "Spiele der Zukunft" für die russischen Behörden die Rolle einer Art Casting, in dessen Verlauf sie nach den talentiertesten und vielversprechendsten Ausländern suchen, um sie anzulocken und zur Zusammenarbeit zu bewegen. Angesichts der erheblichen Abwanderung junger Talente ist die logische Schlussfolgerung, dass Russland nicht der beste Ort für die Entwicklung ist.
Der Glaube der russischen Behörden an die technologische Souveränität bleibt reine Fantasie und Fiktion. In Wirklichkeit kopiert Russland entweder westliche Technologien oder gibt chinesische Entwicklungen ganz offen als seine eigenen aus. Auch laut Haushaltsgesetz werden die Mittel für das föderale Projekt "Künstliche Intelligenz" im Jahr 2024 um fast 20 Prozent gekürzt - und dennoch erklärt Putin die Notwendigkeit, die Industrie zu entwickeln. Das macht misstrauisch, nicht wahr?
Die größte Gefahr bei der Teilnahme an solchen Veranstaltungen ist jedoch nicht so sehr der Diebstahl von geistigem Eigentum (was sicherlich auch ein wichtiger Aspekt ist), sondern vielmehr die Tatsache, dass Russland beabsichtigt, Cybersportler und wissenschaftliche Spezialisten im Krieg gegen die Ukraine einzusetzen. So rief Dmitrij Smith, der Leiter des russischen Computersportverbands, dazu auf, Cyber-Athleten zu Einheiten zusammenzuschließen, die UAVs bedienen. Das heißt, Russland will buchstäblich Cyber-Sportler an die Front schicken. Für Hightech-Spezialisten wird eine andere Art von Tätigkeit vorgeschlagen, nämlich die Beteiligung an der Entwicklung von Technologien, die Russland helfen, mehr Menschen zu töten. Obwohl eine solche Tätigkeit abseits der Front stattfindet, kann sie auch tödlich sein - denn die russischen Strafverfolgungsbehörden können für jeden Fehler jederzeit einen Strafprozess fabrizieren.
Mehrere Teams haben sich bereits von den «Spielen der Zukunft» zurückgezogen: Nouns kündigte ihren Rückzug am 26. Januar an und Nigma Galaxy gab eine ähnliche Entscheidung am 12. Februar bekannt. Peter 'ppd' Dagher, COO von Nouns, kommentierte die Entscheidung des Teams, sich von den «Spielen der Zukunft» zurückzuziehen, im Podcast von Richard Lewis mit den Worten, dass er "selbst nie zu dem Turnier gegangen wäre".
Der Boykott solcher Veranstaltungen in Russland ist vor allem für die persönliche Sicherheit der Teilnehmer wichtig, da die russischen Behörden versuchen, so viele Menschen wie möglich zur Teilnahme am Krieg zu bewegen, darunter auch Ausländer.

Bürgerreporter:in:

Basil Belov aus Bonn

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