Neue Dimension der Blasmusik in Bobingen
Galakonzert des Musikvereins Bobingen
An diesem Abend sollte ein Programm geboten werden, das bisherige Dimensionen an Orchesterauftritten hier überbot. Ein Konzert mit erstmalig bis zu 90 Musikern in der Singoldhalle erlebte das Publikum an diesem 3. April 2011.
Wieder hat Franz Bader, der musikalische Leiter des Musikvereins, ein Programm zusammengestellt, das sowohl Leichtes als auch Anspruchsvolles enthielt. Wie bereits vorher angekündigt, ging tatsächlich gleich mit dem ersten Programmpunkt „die Post ab.“ Mit „The Washington Post“ von J. P. Sousa erklang einer der bekanntesten aller amerikanischen Märsche. Mit diesem rhythmischen Stück provozierte Franz Bader geradezu die Spielfreude seiner Musiker und öffnete zugleich die Ohren und Herzen des Publikums. Mit höchster Konzentration und Disziplin nahm das homogen besetzte Blasorchester auch die nächste Herausforderung an. Mit dem Werk „Oregon“ des niederländischen Komponisten Jacob de Haan wurde musikalisch von einer Bahnfahrt in die Geschichte von Oregon, einer der nordwestlichen Staaten Amerikas, erzählt. Nach diesem Landschaftsbild vom „Wilden Westen“ zurück nach Europa, in die Schweizer Bergwelt. Hier trat mit Stefan Berger der erste Solist des Abends auf. War das Euphonium früher nur reines Begleitinstrument, wurde es hier auch solistisch eingesetzt. Stefan Berger zeigte mit dem „Pilatus Mountain Air“ von Philip Sparke ein äußerst sensibles Gefühl für den leisen Klang, der manchmal fast gehaucht, aber dennoch stabil war. Dass es bekannterweise auf unserem Globus für Musik keine Grenzen gibt, bewies Franz Bader auch bei der Auswahl der folgende „Armenian Dances“ von Alfred Reed und der „English Folk Song Suite“ von Ralph V. Williams.
Hier setzte das hoch motivierte Blasorchester das vielseitige Programm in gleicher Intensität und Qualität im „Freilach“ fort. Durch freundschaftliche Beziehungen zu Musikern aus Israel gelang es, auf unkonventionellen Weg dafür das Notenmaterial zu beschaffen. Erstmalig in Deutschland wurde dieses „Freilach“ in Bobingen aufgeführt. An diesem Abend führte Sarah Leder das Publikum mit ihrer Klarinette in das bunte Treiben eines jiddischen Schtetls. Lebensfreude im wiederholenden Wechsel mit Melancholie wurde von ihr musikalisch verbunden und mit dezenter Gestik ausdrucksstark übermittelt. Anschließend erlebte das Bobinger Publikum erstmalig den Auftritt des Zukunftsorchesters. Mit dem Sinfonischen Blasorchester und dem Jugendorchester wurde ein 90-köpfiger Klangkörper geschaffen. Für Kenner der Musikszene in Augsburg und Schwaben dürfte allein das Register von 17 Tuben beispiellos sein. Hier wurde das bei vielen Besuchern kürzlich beim Jugendkonzert bemerkte Potenzial für größere Herausforderungen bestätigt. Beachtenswert war die Präzision aller 90 Musiker unter der Stabführung von Franz Bader.
So wurde bei „Mazama“ von Jay Chattaway von den Musikern technisch, harmonisch wie auch rhythmisch, einiges an Können abverlangt. Besonders dominierend war hier das Schlagwerk im indianischen Stil mit allen Facetten der Percussion. Temporeiche Wechsel von Ruhe und Aktion zauberten illusionäre Bilder in die Singoldhalle.
Auch im letzten Stück „Russian Tales“ von Flavio Bar konnte das Zukunftsorchester mit der Sprache der Musik die Geschichte von Liebe, Trennung und Wiederkehr emotional glaubhaft gestalten. Wo sich helle beschwingte Töne mit dunklen tristen Klängen mischen, überwog im letzten Satz doch die Leichtigkeit und zeigte Hoffnung auf den Frühling. Hier wurde von Franz Bader ein Klangteppich ausgerollt, eine orchestrale Glanzleistung des Zukunftsorchesters. Der Musikverein hat damit bewiesen, dass diese Formation für das besondere Konzerterlebnis steht und Blasmusik weit mehr bietet, als das allgemeine Image beinhaltet, das ihr leider noch zu oft anhängt.
Bürgerreporter:in:Klaus Protz aus Bobingen |
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