Musikgenuss beim Musikverein Bobingen
Beim Galakonzert des Sinfonischen Blasorchesters am 14. Juni 2008 in der ausverkauften Bobinger Singoldhalle wurde ein Musikprogramm der besonderen Art angeboten. Mit dem Verzicht auf die gleichzeitig stattgefundenen Augsburger Kunstnacht oder Fußball-EM im Fernsehen wurde das Publikum mit einem in dieser Art noch nie in Bobingen aufgeführtem Konzert belohnt. Ein von den Organisatoren gestaltetes Heft mit Erklärungen zu den Programmteilen half beim „Eintauchen“ in diese konzertante Blasmusik. So konnte man sich gleich zu Beginn bei „Adventure“ sofort in einen Film ohne Bilder hineinversetzen. Mit diesem Stück des deutschen Komponisten Markus Götz führte Franz Bader mit dem Orchester die Zuhörer mitten hinein in ein gedachtes Abenteuer auf einem wilden Fluss.
In vier miteinander verketteten Sätzen, von furiosem Beginn bis zu einem glücklichen Ende, erlebte man einen Film, allerdings ohne Bild, sondern nur in Tönen.
Mit Spannung erwartete man danach den Auftritt von Rainer Kropf, Preisträger vieler Wettbewerbe, Auftritt im ZDF, Interpret von „OKNA“, dem wohl bedeutendsten Werk für Trompete und Orgel des 20.Jh. und Meisterschüler bei Maurice André. Mit dem „Concerto for trumpet“ des armenischen Komponisten Alexander Arutjunjan hat Rainer Kropf alle Erwartungen erfüllt, die man sich bei der Ankündigung an diesen jungen Trompeter gestellt hatte. Bravourös meisterte er sämtliche Nuancierungen dieses doch anspruchsvollen Stückes. Stakkatohaft gestoßene Läufe im rasantesten Tempo noch gestochen scharf ausformuliert, so waren andererseits feinfühlig zart und klangschön mit sonorer Wärme kantilenenhafte formulierte Passagen beeindruckend. Hier war erkennbar Arutjunjans Anlehnung an armenische Volksweisen. Starker Applaus für einen Könner auf der Trompete, der sich beim Publikum mit Jean Baptiste Arbans Bravourstück „Carneval in Venedig“, bekannt als deutschen Volksweise „Mein Hut, der hat drei Ecken“, bedankte.
Anschließend folgte mit „The Wind in the Willows“ ein musikalisches Märchen, von Franz Bader und dem Sinfonischen Blasorchester märchenhaft interpretiert. Komponist Johan de Meij setzte die rührende Geschichte des Kinderbuch-Autors Kenneth Grahame in ein Werk in vier Sätzen für sinfonisches Blasorchester um. In diesen ineinander verknüpften Sätzen wird von den Abenteuern der vier Freunde Ratty, Mole, Badger und Toad berichtet. Mister Taods (die Kröte) klagendes Quaken wurde von David Hoffman und dem Posaunenregister hervorragend imitiert und rief allgemeine Heiterkeit hervor.
Nach der Pause erwartete man gespannt, wie wohl das auf der Welt meistgespielte Chorwerk „Carmina Burana“ von Carl Orff auf die Bühne der Singoldhalle klingen wird. Der amerikanische Arrangeur John Krance hatte von den 25 Nummern der Originalpartitur 12 besonders geeignete Stücke ausgewählt und ohne Singstimmen auf das große Blasorchester übertragen. Franz Bader gelang es, dieses opulente Chorwerk ohne Singstimmen, mit allen Registern eines Blasorchesters eingesetzt, zu spielen und zu begeistern. Die verschiedenen Klangfarben dieser mittelalterlichen Episoden wurden hier harmonisch imitierend eingesetzt.
Carl Orffs Vorliebe nach ausgeprägter Rhythmik wurde durch das mit sieben Mann besetzte Schlagwerk des Orchesters ausgefüllt. Originell war hier im 9. Satz „Wenn wir in der Schänke sind“ das im Takt dargestellte Anstoßen mit zwei Bierkrügen. Vom begeisterten Publikum geforderte Zugabe erklang, noch mal „Oh, fortuna!“ Dem aufmerksamen Publikum war danach klar, dass hier nicht allein Fortuna geholfen hat, diesen großartigen Musikabend zu gestalten. Es ist Franz Baders großer Verdienst, aus sehr jungen und älteren Musikern, dazwischen liegen teilweise mehr als 30 Jahre, einen harmonischen Klangkörper geformt zu haben. Der Fleiß aller Aktiven, die präzise Spielfreude der rund 60 Musikerinnen und Musiker auf der Bühne wurde mit lang anhaltendem Beifall belohnt. Somit ist Franz Baders Rezept „Musik muss einfach Spaß machen“ voll aufgegangen.
Bürgerreporter:in:Klaus Protz aus Bobingen |
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