Von einem der auszog, um wieder mobil zu werden.
Von einem der auszog, um wieder mobil zu werden.
oder:
Wofür der MMB arbeitet.
Hallo liebe Mitglieder,
viele von euch kennen mich ja schon durch die Mails, die ich ab und zu schreibe. Was viele von euch aber nicht wissen ist, dass auch ich um meine Mobilität nun lange gekämpft habe.
Vor ein paar Jahren bin ich in Erwerbsunfähigkeitsrente gegangen „worden“. Vor meiner Berentung habe ich mir keine besonders großen Sorgen um meine Mobilität gemacht – warum auch - ich hatte ja einen Kostenträger!
Ein Auto und den nötigen Umbau zu bekommen war also recht einfach - ICH war mobil!
Dann kam die Rente... und damit war der Kostenträger weg... aber ich hatte ja noch mein Auto, welches ich aus dem Erwerbsleben mit in die Rente genommen habe.
Nur - Autos halten eben mal nicht ewig. Es kam also die Zeit, dass mein Auto nicht mehr so wollte wie ich.
Auf einmal stand ich da... ohne Auto... ohne Kostenträger... ohne Mobilität...
Ich musste aber mobil sein. Was sollte mit meinen ganzen Ehrenämtern geschehen? Wie sollte ich weiter meine ganzen Kontakte pflegen, wenn ich niemanden besuchen kann? Mir drohte die häusliche / soziale Isolation!
Nun gut... ich dachte in Deutschland haben wir ja ein sehr gutes Sozialrecht und die Behindertenrechtskonvention der Vereinten Nationen (UN-BRK), die von allen so hoch gelobt und in aller Munde geführt wird, sind die Garanten für mein Recht auf Mobilität! Habe jahrelang Steuern bezahlt und bin ein Bürger dieser Gesellschaft – auf deren Hilfe ich nun bauen könnte.
Zumal die UN-BRK ja sogar über unserem deutschen Gesetz steht und selbst in unseren aktuellen Gesetzestexten klar und deutlich steht, dass ich einen Anspruch auf Eingliederung in die Gesellschaft habe, dachte ich mir, stell einen Antrag gemäß Eingliederungshilfeverordnung §8 und §9 und beantrage die Übernahme der Kosten für den behindertengerechten Umbau eines Autos.
Dieser Antrag wurde ohne große Prüfung der Sachlage vom Landschaftverband Westfalen Lippe (LWL) abgeschmettert!
Der Bescheid wimmelte von Aussagen wie "sie haben ja einen Rollstuhl und sind somit mobil genug" oder "Benutzen sie Behindertenfahrdienste, das ist billiger". Aussagen, die teilweise frech, lächerlich und einfach unwahr waren, kurz diskriminierend. Zum Beispiel, Fahrdienste seien billiger! Ein Auto hält ca. 10 Jahre. Also habe ich mal die Fahrtkosten, die durch die notwendigen Fahrten für meine Ehrenämter und um am gesellschaftlichen Leben teilnehmen zu können anfallen, auf die nächsten 10 Jahre hochgerechnet, und komme auf knapp 300.000 Euro. Diese Zahl ist nicht geschätzt, sondern aus dem Kostenvoranschlag eines Fahrdienstes berechnet. Dies sogar, obwohl man mir noch günstige 20% Nachlass eingeräumt hat.
Ich habe Muskeldystrophie. Der Umbau des Fahrzeugs für mich ist mit ca. 65.000 Euro recht teuer.
Daher wurde also schnell abgelehnt. Aber die wesentlich teuren Fahrdienstkosten würde man anstandslos bezahlen!
Es wurde also einfach ohne Prüfung der Sachlage, die Behauptung aufgestellt, der Fahrdienst wäre günstiger. Der behinderte Bürger wird es schon schlucken und sich damit abfinden.
Ich habe mich damit nicht abgefunden und mit Hilfe des MMB Widerspruch eingelegt. Ich stehe mittlerweile mit dem LWL Klageverfahren vor Gericht.
Und diese Methode des "Ablehnens" von Ämtern bekomme ich bei meinen Beratungen leider immer wieder mit. Nicht nur bei Rentnern wie mir, vor allem bei Eltern mit behinderten Kindern. Diese Kinder haben das gleiche Problem. Anträge werden mit frechen Behauptungen und Argumenten abgelehnt. Ein immer wiederkehrendes Unikum dabei ist das Argument, dass das Kind das Auto ja nicht selber fahren könnte und deswegen der Antrag abgelehnt wird. Oder, dass das Kind nicht im Erwerbsleben stehe und deshalb keine Förderung erhalten kann.
Alles Falsch – die Beamten legen das Gesetz völlig falsch zu ihren Gunsten aus! Und genau dagegen müssen wir angehen.
Das geht nur mit der Macht der Masse. Wir müssen lauter werden. Wenn Anträge abgelehnt werden, dann dürfen wir nicht klein beigeben.
Wir MÜSSEN KLAGEN!!! Wir müssen uns organisieren. Nur der Zusammenhalt wird uns hier den Weg ebnen.
Wie geht es bei mir weiter??? Ich weiß es nicht. Das Klageverfahren läuft – leider gibt es keine einzuhaltenden Fristen – die Behörden sitzen am längeren (Zeit) Hebel.
Aber ich werde es durchziehen bis zur letzten Instanz! Ich will ein Grundsatzurteil! Helfen würde mir, wenn ich nicht alleine klagen würde.
Es wird ein langer, steiniger Weg bis ein Urteil ergeht. So lange konnte ich nicht warten – wollte nicht weiter "nicht mobil sein" – rumsitzen und nichts tun.
Also habe ich eine Spendenaktion durchgeführt und auch massenweise Stiftungen angeschrieben. So habe ich einen Teil der Summe für ein gebrauchtes Auto zusammen bekommen. Einen großen Teil musste ich selber zahlen. Damit habe ich auch kein Problem. Natürlich bin ich froh, dass ich wenigstens den größten Teil des Umbaus zusammen bekommen habe.
Mein "neues" Auto ist zwar alt und hat schon einige Kilometer auf dem Buckel... aber ich bin für die nächsten paar Jahre wieder mobil und den Spendern dankbar, meine Ehrenämter, die ich gerne mit viel Motivation ausübe, wieder mit Leben erfüllen kann. Hoffentlich solange, bis das Urteil da ist!
Ich habe vor ein paar Wochen eine Anfrage an unsere EMC Fahrer gestellt. Bei dieser Umfrage stach immer wieder eine kleine Firma im Osten ganz besonders heraus. Es ist die Firma Reha Automobil-Technik in Zschorlau. Also rief ich dort mal an und habe mich lange mit dem Geschäftsführer, Herrn Schuster, unterhalten.
Ich kam zu dem Entschluss, dass ich dort mein Auto anpassen lassen will. Der Wagen wurde dort hingebracht und die Firma machte sich auch schnell an die Arbeit.
Den Bauch voller Schmetterlinge fuhren wir, meine Frau und ich, dann fast 600 km hin zu dieser Werkstatt, um die letzten Anpassungen vornehmen zu lassen. Ich fand eine recht kleine Firma vor. Allerdings war ich sehr positiv überrascht, mit welchem Fachwissen und auch wie gründlich dort gearbeitet wird. Dort gilt wirklich der Leitspruch: Klasse statt Masse!
Auch wenn das jetzt nach Werbung klingt, ist es doch nur meine Begeisterung über diese Firma. Noch nie fühlte ich mich so gut aufgehoben, ernst genommen, vor allem aber als Kunde mit besonderen Bedarfen. Das Fachwissen des Personals hat mich überzeugt, nie wurde mir ein X für ein U vorgemacht oder aus Zeitmangel meine Wünsche nicht berücksichtigt, selbst wenn eine Anpassung nochmals verändert werden musste.
Da ein Berater des MMB ja immer im Dienst ist, habe ich auch gleich meinen Besuch dort für eine Beratung ganz in der Nähe genutzt.
Herr Schuster und ich fuhren gemeinsam zu einer jungen Dame, die in der gleichen Situation ist wie ich - Rentnerin und kein Kostenträger. Geht nicht gibt´s nicht, so Schusters Devise, werden wir auch für diese junge Frau eine Lösung finden. Ein Leben in absoluter Abgeschiedenheit, abgeschoben auf das soziale Abstellgleis hat sie einfach nicht verdient. Ich werde mich für Sie einsetzen und auch sie hat mir versprochen zu klagen!
Warum schreibe ich euch das jetzt alles?
Weil ich euch zeigen will, wofür ich beim MMB arbeite und wofür sich der MMB einsetzt.
Ohne die Hilfe des MMB hätte ich meine Spendenaktion nicht auf die Beine bekommen. Ohne die Hilfe von Heinrich Buschmann hätte ich auch nie so viele Spenden bekommen.
Und ohne diese Hilfe hätte ich nie diese tolle Firma (Reha Automobil-Technik in Zschorlau) kennen lernen dürfen. Ich wäre nie dort hingefahren und hätte nie das Beratungsgespräch mit dieser jungen Dame geführt und werde versuchen auch dieses Mitglied wieder mobil zu machen.
Aber viel wichtiger ist, dass wir es endlich erreichen nicht mehr als Bettler und Bittsteller angesehen zu werden - sondern als Menschen mit RECHTEN!!!
Die UN-BRK ist eine Menschrechtskonvention – darauf zu hoffen, dass sie umgesetzt wird genügt nicht – hier ist jeder gefragt – eine Mobilmachung aller!
Ach ja... und wenn ihr bis hier hin gelesen habt... ein besonderer Hinweis noch:
Wir brauchen noch ehrenamtliche Helfer!!! Wir brauchen Berater!!!
Wenn du dir vorstellen kannst, anderen zu helfen, dann meld dich bei uns! Es gibt so viele Menschen, die Hilfe suchen und auf jemanden warten, der ihnen den Weg weisen kann.
Liebe Grüße
euer Detlef Wapenhans
Bürgerreporter:in:Klaus-Dieter Dingel aus Bad Wildungen |
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