611. Newsletter Südharzstrecke - Streckensanierung - Informationen im Streikfall
Hallo liebe Eisenbahn-, ÖPNV- und SPNV-Interessierte!
1. Nordhausen: Streckensanierung und Bau eines neuen Stellwerks - Schienenersatzverkehr hängt Südharz 1 Jahr lang von Erfurt ab - Initiative fordert Nachbesserung (Stand 05.10.2014)
Am 05.10.2014 beginnen die bauvorbereitenden Arbeiten für den Neubau des Elektronischen Stellwerks (ESTW) Wolkramshausen und Erneuerung des Streckenabschnitts Wolkramshausen–Nordhausen.
Einen Tag später beginnt damit auch der mehr als 1 Jahr andauernde Schienenersatzverkehr (SEV). Die Mitnahme von Fahrrädern und Kinderwagen sowie die Beförderung von mobilitätseingeschränkten Personen sind im SEV wie immer nur beschränkt möglich.
Insbesondere Reisende in der Relation Südharz - Erfurt sind vom SEV betroffen. Reisende müssen alle zwei Stunden mit einem Bus zwischen Nordhausen und Wolkramshausen verkehren und in der Stunde dazwischen den RE Kassel - Halle benutzen.
Leider stimmen die Anschlüsse in Richtung Ellrich immer dann nicht, wenn ab Wolkramshausen alle zwei Stunden der RE aus Kassel zu nutzen ist.
Das bedeutet in dieser Fahrtrichtung, dass Reisende insbesondere mit Fahrrad usw. in Nordhausen 1 Stunde warten müssen, weil der RE in der Minute :35 ankommt und die Regionalbahn in Richtung Ellrich - Northeim in der Minute :38 abfährt. Dies ist laut Bahn kein regulärer Anschluss.
Hier fordert unsere Initiative eine sofortige Anpassung des Fahrplans, in dem die Abfahrt der Regionalbahnen in Richtung Ellrich alle zwei Stunden 1 Minute später erfolgt!
Des Weiteren fordern wir den Einsatz eines Bedarfs-Kleinbusses vom Bahnhof Nordhausen-Salza ab 07.13 Uhr nach Wolkramshausen, um den Frühanschluss nach Erfurt herzustellen.
Burkhard Breme
2. Göttingen/Nordhausen: Drohende Streiks - Initiative hat Informationen zum Reisen im Streikfall zusammengestellt (Stand 05.10.2014)
Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat sich erneut Streiks auf die Fahnen geschrieben. Es sind – die Drohungen und die Streiks gegen andere Bahnunternehmen nicht mit gerechnet – die dritten Streiks binnen weniger Jahre. Ein Ende dieses Verhaltens ist nicht absehbar, es stellt sich also die Frage, welche Möglichkeiten außer dem Umstieg auf den eigenen Pkw die Reisenden noch haben. Die Deutsche Bahn als dauerhaft zuverlässiges Verkehrsmittel zu betrachten, scheidet ja bedauerlicherweise Streik für Streik immer mehr aus.
Schauen wir uns also um!
Im aktuellen Fall gilt natürlich, dass es auch bei der Deutschen Bahn einige tausend nicht streikende Lokführer gibt – Beamte, nicht organisierte und solche Lokführer, die der anderen Bahngewerkschaft angehören. Warum mit diesen kein leidlich verlässlicher Notfahrplan zu organisieren ist, ist eine interessante Frage. So bleibt aber immerhin die Hoffnung, dass auf vielen Strecken im alten Bundesgebiet eine ganze Reihe von Zügen verkehren – man muss sich allerdings recht kurzfristig bei der Bahn erkundigen. Im Internet unter http://www.bahn.de werden vielfach Listen mit Zügen angeboten, die an dem betreffenden Tage fahren.
Außerdem werden im Regionalverkehr in etlichen Fällen Busnotverkehre organisiert. In den vergangenen Jahren betraf dies z.B. die Strecken Bad Harzburg – Hannover, Nordhausen – Erfurt oder Nordhausen – Halle, wobei die Reisezeit natürlich deutlich über der der Züge liegt und die Häufigkeit der Verkehre deutlich darunter – so wurden zwischen Nordhausen und Erfurt seinerzeit 5 Busse je Richtung angeboten, ergänzt um 3 Zugpaare. Aber: Man kam bzw. kommt hin und her.
Außerdem werden, derzeit jedenfalls, die anderen Bahnunternehmen nicht bestreikt. Da auch Stellwerke, Fahrdienstleitungen usw. noch außerhalb des Zugriffs der GDL liegen, ist mithin auf allen Strecken, auf denen nicht oder nicht nur die DB verkehrt, mit regulärem Zugverkehr zu rechnen.
Konkret bedeutet dies für den Südharz:
• Göttingen – Northeim – Nordhausen
Die Strecke ist zwar voll in Händen der DB, jedoch werden hier sehr viele beamtete Lokführer eingesetzt, so dass die allermeisten Züge wohl zuverlässig verkehren werden. Mit einzelnen Ausfällen ist jedoch zu rechnen. Da Stundentakt besteht, dürfte jedoch innerhalb der nächsten 60 Minuten wieder ein Zug fahren. Zwischen Göttingen und Northeim werden auch die „metronome“ stündlich in beiden Richtungen fahren.
• Braunschweig – Herzberg
Hier sieht es schon schlechter aus, da auch Lokführer aus Braunschweig eingesetzt werden, die streikwillig und, wie die letzten Male gezeigt haben, geradezu streikversessen sind. Mit etlichen Ausfällen muss daher gerechnet werden. Für Osterode stehen als Alternative in Richtung Northeim und Göttingen die Buslinien 464 Osterode – Wulften – Bilshausen – Göttingen und 465 Osterode – Katlenburg (- Northeim) zur Verfügung.
• Northeim – Bodenfelde
Es sind wegen vieler beamteter Lokführer nur einzelne Ausfälle zu erwarten. Westlich von Bodenfelde gibt es keine Probleme, siehe unten.
• Northeim – Hannover – Hamburg
Es verkehren stündlich die „metronome“ zwischen Göttingen und Uelzen, Uelzen und Hamburg. Da viele ICE und IC ausfallen dürften, empfiehlt sich der Umstieg auf den zwar langsameren, aber zuverlässigen und durchaus nicht unkomfortablen Doppelstockzug.
• Göttingen – Kassel/Fulda
Hier verkehren alle Züge des „Cantus“, es besteht in beiden Richtungen ein stündliches Angebot.
• Göttingen – Bodenfelde – Ottbergen und Kreiensen – Ottbergen – Paderborn
Hier verkehren die Züge der NordWestBahn. Da ab Paderborn die Züge der „Eurobahn“ nach Dortmund und Münster sowie die Züge der „Westfalenbahn“ nach Herford und der NordWestBahn nach Bielefeld verkehren, wären weite Teile von Westfalen und des Ruhrgebietes sowie das Weserbergland versorgt, da man sowohl Göttingen und Bodenfelde als auch Kreiensen einigermaßen zuverlässig erreichen wird.
• Heide
Kein Thema, alles über Hannover bzw. Uelzen mittels „metronom“ und die Züge des „ErixX“ gut erschlossen.
• Hildesheim, Hameln, Rinteln, Löhne, Bünde
Sind über Elze mittels „metronom“ erreichbar und werden von der NordWestBahn bedient. Keine Einschränkungen. Via Bünde und die Westfalenbahn sind auch Osnabrück und Bad Bentheim erreichbar.
• Bremen, Bremerhaven, Oldenburg, Nordenham, Delmenhorst usw.
Die direkte Linie via Nienburg dürfte weitgehend ausfallen.
Aber: Bis Hannover mit dem „metronom“, dann mit „ErixX“ nach Soltau und weiter nach Bremen, das geht alle 2 Stunden. Die Bremer S-Bahn wird von der NordWestBahn betrieben und verkehrt auf allen Linien planmäßig (Twistringen, Nordenham, Oldenburg, Bremerhaven, Verden). Zwischen Bremen und Hamburg über Rotenburg verkehren halbstündlich auch die Züge des „metronom“. Ab Oldenburg nach Wilhelmshaven und Osnabrück fahren die Züge der NordWestBahn.
• Schlecht sieht es hingegen im Nordharz aus.
Auf den Strecken Bad Harzburg – Hannover, Goslar und Bad Harzburg – Braunschweig werden wohl die meisten Züge ausfallen (Hingegen eher nicht zwischen Göttingen und Bad Harzburg). Vermutlich fahren zwischen Bad Harzburg und Hannover Ersatzbusse, aber nach Hannover kommt man über Northeim oder Kreiensen und weiter mit dem „metronom“ in solchen Fällen sowieso besser.
Hingegen wird das Netz des „HEX“ Vienenburg – Halberstadt – Halle, Thale – Halberstadt – Magdeburg und Halberstadt – Blankenburg voll befahren. Selbstredend fahren auch die Harzer Schmalspurbahnen inklusive des Vorortverkehrs von Nordhausen. Im Lokalverkehr Langelsheim – Goslar – Bad Harzburg – Wernigerode kommt man mittels diverser Buslinien gut voran, in Wernigerode erreicht man dann wieder den HEX. Und wie kommt man in den Nordharz? Mit dem guten alten Linienbus ab Bad Sachsa und Walkenried über Braunlage, ab Herzberg über St. Andreasberg, ab Osterode oder Gittelde über Clausthal-Zellerfeld und ab Nordhausen über Benneckenstein.
• Östlich von Nordhausen wird es zappenduster
Hier regiert die GDL quasi uneingeschränkt, so dass auf den Strecken Nordhausen – Erfurt und Nordhausen – Halle nicht viel gehen wird. Das gilt auch für Nordhausen – Kassel. Es wird einen Busnotverkehr geben, der aber im Falle der Strecke Nordhausen – Halle endlos lange Fahrzeiten aufzuweisen hatte. Zwischen Nordhausen und Erfurt sah das etwas besser aus, und da die Bahn es bei den letzten Streiks irgendwie geschafft hat, die Strecke Halle – Weimar – Erfurt zuverlässig zu bedienen, käme diese Strecke in Verbindung mit den Bussen auf der Erfurter Achse als Alternative in Betracht. Wer es übrigens bis Erfurt geschafft hat, hat wiederum gute Chancen, mittels anderer Bahnen u.a. Suhl, Meiningen, Arnstadt, Ilmenau, Saalfeld oder sogar Schweinfurt und Würzburg zu erreichen.
• Wer nach Frankfurt, München oder Berlin will, hat ein Problem.
Er muss sich erkundigen, in welchem Umfang Fernzüge fahren – ein paar werden es schon sein. Aber welche? Wer das Risiko meiden will, kann sich auf dem rasant wachsenden Markt der Fernbusse umschauen.
Ab Göttingen fahren davon jede Menge (ca. 65 täglich).
Ab Goslar oder Wernigerode kommt man mehrmals täglich nach Berlin und zurück.
Ab Nordhausen mehrmals täglich nach Erfurt und weiter nach Nürnberg, München oder Chemnitz.
Von Nordhausen gibt es übrigens auch drei, ab Herzberg und Osterode je zwei Verbindungen nach Hannover und Hamburg und zurück.
Hier gilt freilich: Rechtzeitig buchen, denn gerade im Streikfalle werden die Busse rasch voll werden. Das haben die Warnstreiks schon bewiesen: Die GDL treibt der Konkurrenz die Kunden scharenweise in die Arme. Am Ende des Streiks dürfte es noch mehr Linien geben. Man muss allerdings im Internet nachsehen, es verkehren „meinfernbus“, „flixbus“, „BerlinLinienBus“ und „ADAC-Postbus“. Nach Berlin steht Freitag bis Sonntag auch das Angebot des „Harz-Berlin-Express“ (HEX) auf der Schiene zur Verfügung.
Der beste Schutz gegen Streiks der GDL ist ganz offenbar die Verteilung des Angebots im Nahverkehr auf viele Anbieter. Sie alle gleichzeitig zu bestreiken, schafft die GDL im Regelfalle nicht. Da ist Niedersachsen recht gut aufgestellt, ab Ende dieses Jahres mit Übergang weiterer Linien an „ErixX“ noch etwas besser. 2015 verkehren die Züge der DB auch nicht mehr zwischen Halle, Nordhausen und Kassel, da fährt dann Abellio. Und die Linien Braunschweig – Bielefeld und Braunschweig – Osnabrück – Bad Bentheim wechseln dann auch den Betreiber. Hilft in diesem Jahre natürlich noch nicht, aber dann schon.
Schön wäre es, wenn es, siehe oben, einen zuverlässigen Notfahrplan für Streikfälle geben würde. Den gibt es in vielen Ländern Europas, darunter dem viel gescholtenen Italien. Eine lange Liste von Zugnummern klärt darüber auf, was im Streikfalle fährt. Selbst so etwas bekommen die Bahn und die GDL in Deutschland nicht auf die Reihe.
Michael Reinboth
Burkhard Breme
Initiative "Höchste Eisenbahn für den Südharz"
37431 Bad Lauterberg
E-Mail: burkhard.breme@suedharzstrecke.de
Internet: http://www.suedharzstrecke.de
Bürgerreporter:in:Bernd Jackisch aus Bad Lauterberg im Harz |
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