Oh, wer um alle Rosen wüsste ...

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Christian Morgenstern (1871-1914)
schrieb dieses wunderbare Gedicht:

Oh, wer um alle Rosen wüsste,
Die rings in stillen Gärten stehen -
Oh, wer um alle wüsste, müsste
Wie im Rausch durchs Leben gehen.

Diese Hymne auf die Rosen veranlasste mich, wieder einmal auf Abwegen nach der Rose an sich zu suchen. Dabei habe ich allerlei Eigenartiges entdeckt:

Als Eva aus dem Paradiesgarten vertrieben wurde, so vermittelt eine Legende, nahm sie heimlich eine Rose mit und brachte sie in unsere Welt. Was für eine pfiffige Frau! So hat sie sich selbst ein Rosendenkmal gesetzt. Leider habe ich keine Rose namens Eva gefunden, schade.

Rose als Symbol der Liebe, der Liebesgöttin Venus zugeordnet, auch Aphrodite, der Göttin der Liebe in der griechischen Sagendichtung, wurde aus dem Schaum des Meeres mit einem weißen Rosenstrauch geboren. Der italienische Maler Sandro Botticelli, stellte die Legende ihrer Geburt in seinem berühmtesten Werk „Geburt der Venus“ dar, in dem es Rosen – Rosa Alba Maxima – vom Himmel herab regnete.

Die weiße Rose symbolisiert die Reinheit der Liebe, auch der Verschwiegenheit.
Die Germanen pflanzten Heckenrosen an heilige Plätze, sie waren der Liebesgöttin Freya geweiht.
Diese Rosen durften nur am Freitag mit goldenen Werkzeugen und zu Heilzwecken geschnitten werden.

Rot wurden die Rosen erst später.

Auch dazu gibt es eine Legende. Es wird erzählt, dass Aphrodite ihren Ehemann betrogen hätte mit diesem Adonis. Rache ist grausam, hier war sie für den Nebenbuhler tödlich! Auf dem Weg zu Adonis trat Aphrodite in die Dornen der Rosen und ihr Blut färbte die weißen Rosen rot. Rote Rose als Zeichen der Begierde und Leidenschaft!
So weiß man, dass die Römer tatsächlich im Duft der Rosen schwelgten und Kleopatra ihre erste Liebesnacht auf einem Rosenteppich verbrachte.

Johann Wolfgang Goethe

Rosen, ihr blendenden,
Balsam versendenden!
Flatternde, schwebende,
Heimlich belebende,
Zweigleinbeflügelte,
Knospenentsiegelte,
Eilet zu blühen

Nun, da ich dem Dichterfürsten huldigte, will ich doch noch der ach so roten Rose wegen auf einige Wortspielereien eingehen: Im Heideröslein lässt er uns wissen, dass das Röslein, rot war und auf der Heide stand. Knabe sprach, „ich breche dich „ Röslein …
doch der wilde Knabe brach`s, Röslein … wehrte sich und stach, musst es eben leiden …
"Blumen brechen", besonders "Röslein brechen " und "In die Rosen gehen" sind seit langem Chiffren für das Liebeseinverständnis, aber auch für den gewaltsamen Raub der Unschuld.

Die verschlossene Zurückhaltung eines Mädchens wurde mit dem Vergleich “knospenhaft“ umschrieben, bis hin zum „vollerblühten“ Weib.

Aber bitte, das ist noch nicht die letzte Enthüllung der Deutung roter Rosen!
Wer hat sie noch nicht gehört oder gelesen in Prosa und Lyrik oder gar im wahren Leben, die erotische Bezeichnung für Stadtgegenden mittelalterlicher und teilweise auch moderner Städte, wie „Rosengarten“,“Rosenplan“, „Rosengasse“, „Rosenwinkel“, wo die Freudenmädchen wohnten und die Freudenhäuser „Rosenbad“ hießen.

Die Besucher, die da hinein gingen, nannte man „Rosengäßler“!

20. Jahrhundert: Berthold Brecht

"Sieben Rosen hat der Strauch
Sechs gehör'n dem Wind
Aber eine bleibt, daß auch
Ich noch eine find."

„Sieben Male ruf ich dich
Sechsmal bleibe fort
Doch beim siebten Mal, versprich,
Komme auf ein Wort.“

Und noch etwas wissenswertes: Rosen werden seit weit über 2000 Jahren gezüchtet. Wir kennen und lieben sie noch heute als Wild- und Kulturrosen.

Bürgerreporter:in:

frau stock aus Bad Kösen

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