Ein vertrotteltes Rentnerpaar oder wie eine Donauschifffahrt fast ins Wasser gefallen wäre
Auch hier war es die Idee und das Geschenk der family, unsere GH zu verschönen. Zwei Tickets auf der Vienna für den 09. – Doch es kam wieder einmal ganz anders …
Aus meinem Gedächtnisprotokoll
Nachdem wir uns in Wien bereits warm gelaufen haben, bereiten wir uns noch auf das o.g. Ereignis vor. Herr Stock kramt das Online Ticket, the voucher, hervor, betrachtet es mit zusammen gekniffenen Augen, dann gibt er es mir. Ja, schön, was die so alles organisiert haben, aber wie genau kommen wir da hin, nörgele ich. Kannst du nicht mal … ja, er kann – und schwups war H.St. beim Receptionisten. Es gibt mehrere Möglichkeiten und weit ist es auch nicht. Aber wir sollten die Weltkonferenz nicht vergessen, da ist die Innenstadt fast nicht befahrbar.
Wann geht das Schiff genau los? 17.00, aber man kann auch schon eine halbe Stunde früher einsteigen.
Müssen wir noch was beachten? Nö, steht alles auf dem Zettel. Meinst Du eine Stunde reicht? Klar.
Am nächsten Tag:
Heute sieht es aber nach Regen aus, und unsere Schirme liegen im Auto. Das regnet nicht, meint mein H.St. Ich geh aber nicht ohne Schirm, dann kauf ich mir einen - quengele ich. Wegen mir. In der Nähe der Ausgangstür hängt an einem Feuerlöscher ein Hotelschirm „Der römische Kaiser“, der ist zwar schon in seinen Speichen geknickt, aber besser als nichts, meint H.St. und nimmt ihn nach Rücksprache an sich.
Kommst Du mit ins Albertina? Mach mal, einige Maler kennste ja. Gut, dann komme ich eben mit. Mein Schirmkauf ist schnell erledigt. Es ist ein Knirps mit Automatikknopf, klärt mich der junge, gut aussehende Verkäufer auf. Meine Güte, schießt es mir durch den Kopf, sehe ich denn wirklich so alt aus, dass man mir einen Knirps erklären muss. Scheinbar doch, obwohl ich meine All Stars trage.
Guck mal nach oben, riet ich meinem H.St., gleich geht’s los. Na, dann lass doch auch mal die Knipserei. Dieses Jahr fahre ich aber auf alle Fälle mit nem Fiaker. Wieso ich, frage ich nach. Na, wir. Vor dem Albertina stehen mehrere Fiaker, zwei Schimmel sind auch dabei. Du musst das Online T für die Ausstellung abgeben. Die junge Dame an der Kasse mustert beides, erst den Ausdruck und dann mich, tuschelt mit der Kollegin und erklärt mir im wirklich feinsten Wiener Dialekt, dass es ein Weilchen dauern würde mit den Eintrittskarten, so was hatten sie heuer noch nicht. Das macht nichts, wir haben Zeit. Nein, fotografieren ist hier nicht gestattet. Die wunderschöne Kuppelhalle, Licht durchflutet und klimatisiert, nimmt meine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch. Wir dürfen nun in die Ausstellung von Monet bis zu Picasso. Es ist eine herrliche Ausstellung, ja, wir sind halt in Wien! Ab und an treffen wir uns auf einer der Bänke, betrachten einige Bilder gemeinsam, und ich versuche nicht mit meinem bissel Wissen zu prahlen. So vergehen die Stunden wie im Fluge. Später verweilen wir noch auf der Plattform, denn ich möchte mir dieses moderne Überdach etwas genauer ansehen. Einige Tauben sitzen unbeteiligt auf der Balustrade. Sie scheinen den Trubel gewöhnt zu sein, denn sie lassen sich fotografieren. Dann blitzt und donnert es und ein Wolkenbruch erwischt nicht nur uns. Pitschnass landen wir im Hotel, gönnen uns noch eine Aufwärmphase. Dann müssen wir los. Taxi ist in Wien kein Thema, nach 3 Minuten ist es da, ein Ami-Schlitten Chevrolet. wow, was für ein Auto, stöhnt wonnevoll H.St. Wo darf ich sie hinbringen? Hier an die Reichsbrücke, mein vorn sitzender Herr St. fuchtelt dem Taxifahrer und wie wir nun wissen, selbständiger Unternehmer, mit dem Voucher vor der Nase herum. Und wann soll das Schiff ablegen? Hier steht 17.00. Man kann aber auch schon eine halbe Stunde früher da sein. Irritiert blickt der nette Taxiunternehmer in den Rückspiegel, ja, nicke ich freundlich, nur keinen Stress. Madam, das schaffe ich beim besten willen nicht. Habe ich da Madam gehört? Was für ein höflicher Mensch! Fahren sie ruhig, wenn es nicht klappt nehmen wir das nächste Schiff. Fast hätte ich die Schifffahrt vergessen, so aufregend gefährlich ist die Fahrt durch die Stadt. Abenteuer pur - und nun schlägt auch H.St. nervös die Hände hinterm Kopf zusammen! Madam, das ist nicht zu schaffen, sie sehen doch was hier los ist. Vielleicht solltest Du mal anrufen, hier steht die Nr., aber welche Auslandsvorwahl … Nehmen sie mein Handy, mischt sich der Taxifahrer mitdenkend ein und reicht es der Madam. Nach der sinnigen Warteschleifenmusik dann eine Dame: Ich bin nur für Bratislava zuständig, aber ich verbinde mit dem Büro, einen schönen Tag wünsche ich ihnen. Es klappte nicht und ich entscheide, wir fahren an den Kai, egal wann wir da ankommen nur keinen Stress, diese Worte benutze ich noch mehrere Male. Mein H.St. nickt zustimmend und viertel nach 5 fahren wir vor. Mitfühlend bietet der Taxi-Unternehmer an, wir sollten alles erst einmal klären und wenn kein Schiff mehr den Hafen verlässt, wolle er uns kostengünstig wieder in das Hotel bringen. Gut, wir logieren zwar im Römischen Kaiser, sind aber nicht mit ihm verwandt! Ich gebe mich dann an der Info zerknirscht und überreiche der Dame unser O-T. mit der Feststellung, dass das Schiff weg sei, und ob sie eine andere Möglichkeit fände, das Ticket nicht verfallen zu lassen. WIESO, fragt die Dame erstaunt, IST DOCH ALLES IN ORDNUNG, DAS SCHIFF FÄHRT DOCH MORGEN am 9. um 17 Uhr! NEIN, das konnten wir dem Taxi-Unternehmer so nicht mitteilen! Also lügen wir ihn strahlender weise an, ja, eine Umbuchung ist möglich gewesen! Und so landen wir bei herrlichem Sonnenschein und ohne eine Cent dazu
zu bezahlen wieder wie die Kaiser am Hotel, machen uns schnieke und gehen fein essen. Koste es, was es wolle!
Am nächsten Tag, wie kann es bei uns vertrotteltem Rentnerpaar auch anders sein, waren wir eine Stunde zu früh am Kai, froren, weil die Donau kalte Wellen schlug, freuten uns , dass die Vienna kurz vor 17 Uhr anlegte und wir etwas Warmes zu uns nehmen konnten.
Ach ja, fast hätte ich es vergessen, ein paar Fotos habe ich dann auch noch gemacht. Aber davon später einmal
"baba und fall net" oder "pfiat di und baba".
Bürgerreporter:in:frau stock aus Bad Kösen |
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