Ein Hauch von Glück

Urlaub

Endlich Urlaub!
Herrmann streckt sich genussvoll auf seiner Liege aus und gibt sich bedingungslos den warmen Strahlen der inzwischen unbarmherzig brennenden Mittelmeersonne hin. Ein gleichmäßig wiederholendes Geräusch lässt ihn aufhorchen. In knapp 10 Metern Entfernung geben sich ein junges Mädchen und ein athletisch gebauter Mann dem "Ping- Pongspiel hingebungsvoll hin. Sie trägt ein provokativ leuchtendes Bikinihöschen, das mehr enthüllt, als es verhüllen sollte. Ihre apfelbraunen und wohlgeformten nackten Brüste hüpfen abwechlungsreich einem imaginären Partner entgegen. Herrmann ist mit seinen 56 Jahren sichtlich irretiert. Er nimmt nervös seine Zeitung und versucht sich auf das Weltgeschehen zu konzentrieren. Jedoch verschwimmen alle Buchstaben in einem Meer unverständlicher Hieroglyphen. Seine Augen werden magisch und immer wieder auf die sich ihm darbietende Frische des jungen Weibes gelenkt. Sein angeborener Jagdinstinkt führt ihn zielstrebig in das romantische Reich der Fantasie. Die Zeitung wird zur Trutzburg seinr voyeuristischen Betrachtung. Das Spiel der beiden Akteure offenbart totale Ausgelassenheit. Herrmanns Atem beschleunigt sich, seine Hände umklammern den Zeitungsrand. Er schließt seine Augen. Das stetige Spielgeräusch gibt seinen fantasiereichen Assoziationen nur Auftrieb. Das Aufplatschen des kleinen Balles neben seinem Liegestuhl veranlasst ihn, sofort auf zu schauen. Er sieht das Mädchen, einer Göttin gleich, auf ihn zu schweben. Ihr Mund ist vielsagend geöffnet, ihr nackter Busen scheint mit tänzerischem Charme seiner Männlichkeit entgegen zu eilen. Sie bückt sich, genau über ihm und greift gezielt nach dem kleinen Etwas. Ein Hauch von verführerischem Parfüm umschwebt seine erregte Nase. Auf seinen Lippen schmeckt er den salzigen Hauch begehrlicher Haut. Ein ungeahntes Glücksgefühl überschwemmt ihn. Jetzt will er seine Augen nicht mehr schließen. Genießerisch saugt er die Eindrücke der dargebotenen jugendlichen Frische verlangend in sich auf. Ein vielsagender Blick, ein überirdisches Lächeln, schon eilt sie leichtfüßig aus seinem Terrain und lässt ihn zurück mit der träumerischen Verarbeitung einer glücklichen Begegnung. Eine tiefe Müdigkeit übermannt ihn. Er räkelt sich wohlig und genießt das Ermatten seiner noch angespannten Glieder. Mit letzter Kraft blinzelt er in den gleißenden Schein der Sonne. Die Strahlen verwandeln sich in ein Meer von blitzenden und tanzenden Lichtpunkten. Er glaubt in ihnen seine gütig lächende Mutter zu erkennen, die ihn an die Hand nimmt und ihn sanft in das Reich der Träume führt. Eine Woge tiefen Glücks umfängt ihn, und er will sich ihr nie mehr entziehen.

Auszug aus dem Romanprojekt "Herrmann" von Werner Jung in Bad Ems. Vöffentlichungen nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Autors.

Bürgerreporter:in:

Werner Jung aus Bad Ems

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