AWO Fahrt in dem Spreewald

Geschichtliches in der Slawenburg Raddusch
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Tag 1

Dienstagmorgen nach Ostern. Um 6.30 h geht es ab dem Herkulesparkplatz los. Das Busunternahmen Hunau aus Schmallenberg, mit Fahrer Dietmar, bringt uns in Richtung Brandenburg. Nachdem wir an der Helser Bürgerhalle und in Schmillinghausen noch Teilnehmer aufgesammelt haben, geht es mit 21 Personen in dem Spreewald.
Bereits am ersten Tag haben wir einen Programmpunkt. Wir besichtigen das Besucherbergwerk F60.

Der Abbau der Braunkohle hat nahe der Ortslage Lichterfeld einen 500 Meter langen Giganten hinterlassen, die Abraumförderbrücke F60. Die stillgelegte Maschine wurde von 1991 bis 1992 im Braunkohletagebau eingesetzt und ist heute als Projekt einer Internationalen Bauausstellung der Öffentlichkeit zugänglich. Nach einer Kurzführung und Kaffee und Kuchen in der Steigerstube geht es dann nach unserem Zielort Werben.

Die Gemeinde Werben liegt im Landkreis Spree-Neisse im Südosten von Brandenburg.
Werben liegt im Siedlungsgebiet der Sorben oder Wenden. Die zweisprachigen Beschriftungen fallen sofort auf.

Wohnen tun wir im Hotel Zum Stern, ein gepflegtes, familiär geführtes Privathotel mit einer über 400-jähriger Familientradition.

Tag 2

Heute ist eher frisch, aber wenigstens trocken. Als erstes fahren wir nach Straupitz. Die Straupitzer Windmühle mit mehr als 350jähriger Vergangenheit ist heute eine kostbare Seltenheit: Nur noch hier sind drei mit Wind betriebene Mühlen unter einem Dach original und vollständig vorhanden und nach langem Stillstand und Verfall wieder in Betrieb: wie anno damals wird gemahlen, Leinöl gepresst und Holz gesägt.

Nach der Mühlenführung machen wir einen kurzen Stopp an der evangelischen Dorfkirche. Sie wurde nach Plänen des preussischen Architekten Karl Friedrich Schinkel erbaut. Daher wird sie auch als Schinkelkirche bezeichnet. Mit ihrer ungewöhnlichen Grösse und ihrer auf Fernwirkung angelegten weithin sichtbaren Doppelturmfassade stellt sie ein hochrangiges Baudenkmal dar.

Dann geht es weiter nach Lübben. Lübben ist die Kreisstadt des Landkreises Dahme-Spreewald. Hier werden wir bereits erwartet. Spreewald-Christl wird mit uns ein Gurkenseminar durchführen. Die Spreewaldgurken sind das berühmteste Gemüse dieser Region. Ursprünglich von flämischen Tuchmachern eingeführt, werden die Gurken immer noch nach der ursprünglichen Herstellungsart erzeugt. Wir erfahren viel Wissenswertes rundum die Spreewälder Gurke und schliessen das Seminar ab mit einem Zeugnis. Anschliessend nehmen wir beim Gurken-Paule, auch ein Original, einen Imbiss ein. Es bleibt dann noch Zeit für einen Stadtbummel.

Nachfahren slawischer Einwanderer, die Sorben, bilden in den meisten Gemeinden im Spreewald die Keimzelle der Ortschaften. Am Abend erfahren wir beim Folklore-Abend mehr über die sorbischen Traditionen und die Spreewälder Tracht.

Tag 3

Für heute ist die Kahnfahrt, der Höhepunkt unserer Spreewald-Fahrt geplant. Ausgangspunkt ist der Spreewaldhafen Lübbenau, die grösste Hafenanlage im gesamten Spreewald.
Der Spreewald ist durchfurcht von einem Fliessnetz von 1.575 km Wasserarme. Auf den insgesamt 260 km befahrbaren Fliessen lohnt ein Ausflug mit dem Kahn. Ursprünglich wurden die Kähne aus ausgehöhlten Baumstämmen gebaut. Seit dem 19. Jahrhundert bestehen sie aus Holzbrettern, heute zunehmend aus Aluminium. Die Spreewälder hätten einst ohne den Kahn nicht überleben können in einer Landschaft, die keinen Strassenbau erlaubte. Sie nutzten ihn zum Transport von Heu, Ernte, Brennholz, Baumaterial und sogar von Vieh. Doch damit war ab den 1960-er Jahren weitgehend Schluss, als neue Strassen entstanden und bessere Technik verfügbar war. Heute werden nur noch abgelegene Gehöfte mit dem Kahn versorgt – und die Post wird noch teilweise auf dem Wasserweg zugestellt.

Wir fahren mit zwei Kähnen ins Museumsdorf Lehde. Gegen den Regen sind wir mit einer Plane geschützt. Über Jahrhunderte war Lehde ausschliesslich auf dem Wasserweg zu erreichen. Noch heute verfügen praktisch alle Grundstücke über einen eigenen Zugang zu einem der vielen zwischen 0,8 und 1 Meter tiefen Fliesse, die weitgehend die Funktion von Strassen haben. Postanlieferung und Müllabfuhr finden auch heute noch auf dem Wasserweg statt. Durch die ungewöhnliche Lage und einige erhaltene historische Spreewaldhäuser ist das komplett unter Denkmalschutz gestellt Lehde ein beliebtes Ausflugsziel.

Nach dem anschließenden Aufenthalt in der Lübbenauer Altstadt fahren wir nach Burg, dort haben wir eine Führung im Bismarckturm angesetzt. Ungefähr einen Kilometer nordöstlich von Burg erhebt sich der Schlossberg 9 (!) Meter über die Ebene. An dieser Stelle wurde in den Jahren 1915 bis 1917 ein 27 Meter hoher Turm errichtet. Damit wurde ein Aussichtsturm geschaffen, der einen weiten Blick über die Landschaft des Burger Spreewaldes gestattet. Zum anderen stellt dieses Bauwerk ein Zeugnis der Bismarck-Denkmalsbewegung dar, die nach dem Tode des ersten deutschen Reichskanzlers Otto Graf von Bismarck im Jahre 1898 in ganz Deutschland Spuren hinterliess. Bei dieser Gelegenheit erfahren wir dass es auch in unserer Heimat einen Bismarckturm gibt, zwar auf dem Brasselsberg bei Kassel. Er ist 25,5 Meter hoch und im Jahr 1904 eingeweiht worden.

Nach dem Abendessen spielen die sportlichen noch einige Partien Bowling.

Tag 4

Der, schon wieder vorletzte, Tag beginnt wieder mit einer Besichtigung. Thema sind die Slawen und ihrer Geschichte. Mit ringförmigen Trutzburgen aus Holz, Sand und Lehm versuchten sie, der Übermacht germanischer Eroberer standzuhalten. Vergeblich: Ab dem 9. Jahrhundert verloren sie zunehmend ihre Unabhängigkeit. So eine Burg besuchen wir in Raddusch. Die Burg ist nach Originalplan wieder aufgebaut und beherbergt auch ein archäologisches Museum.

Anschliessend sehen wir uns in Vetschau die Doppelkirche an. Die Wendisch-Deutsche Doppelkirche ist eine evangelische Kirche und verfügt, bei gemeinsamen Turm und Sakristei, über zwei nebeneinander errichtete Kirchenschiffe. Die eigentliche, später die wendische genannte Kirche wurde als Hauptkirche bezeichnet. Sie diente vor allem für die Gottesdienste in wendischer Sprache für zehn benachbarte wendische Ortschaften. In der Stadt Vetschau nahm der Anteil der deutschen Bevölkerung zu, während das Umland wendisch geprägt blieb. Das deutsche Bürgertum strebte an, sich auch in kirchlichen Fragen von der wendischen Bevölkerung abzuheben. Die Besucherzahl des deutschsprachigen Gottesdienstes nahm zu, so dass im Jahr 1693 dann die deutsche Kirche fertig gestellt wurde. Dieses aus Backsteinen errichtete Kirchenschiff schliesst auf voller Länge an das wendische Kirchenschiff an.

Es standen nun zwei Kirchenschiffe Wand an Wand. Unabhängig voneinander bestand sowohl eine wendische als auch eine deutsche Gemeinde. Die wendische Kirche blieb Hauptkirche, die prächtigere deutsche Kirche fungierte als Tochterkirche. Neben der Sakristei wurde auch der Kirchturm vor der wendischen Kirche von beiden gemeinsam genutzt.
1910 wurden die beiden Gemeinden zu einem Pfarrbezirk vereinigt. Die Zahl der Besucher des wendischen Gottesdienstes ging stark zurück, der letzte fand im Jahr 1932 statt. Bis 1977 waren jedoch beide Kirchenschiffe noch als Raum für regelmässige Gottesdienste im Gebrauch. Ab 1977 wurde die wendische Kirche nur noch als Lagerraum genutzt. Ab 1995 begann die Nutzung als Kulturkirche. Es finden regelmässig Konzerte und Ausstellungen statt. Am Tag des offenen Denkmals im Mai findet ein Gottesdienst in wendischer Sprache statt.

Nach der Besichtigung dieses einmaligen Gebäudes geht die Fahrt weiter.

Nach einem Spaziergang durch den Branitzer Park fahren wir nach Cottbus. Der Branitzer Park ist ein von Fürst Pückler-Muskau gestalteter Landschaftspark. Durch seine Parkschöpfungen wurde Pückler-Muskau zu einem der bekanntesten Gartengestalter des 19. Jahrhunderts. Im Zentrum des Parks liegt das im Barockstil erbaute Schloss. Einige besuchen das Fürst-Pückler-Museum. Zu den Besonderheiten des Branitzer Parks zählen die Pyramiden. Die grössere Wasserpyramide, 1857 errichtet, stellt eine künstliche Insel im See dar. Im Inneren liegen die Grabstätten Pücklers und seiner Frau.

Cottbus ist nach der Landeshauptstadt Potsdam die zweitgrösste Stadt Brandenburgs und zählt 102.000 Einwohner. Auf dem Altmarkt finden wir zahlreiche Geschäfte, Cafés und Bars, die zum Verweilen einladen. Einst wichtiger Handelsplatz, ursprünglich mit Fachwerkhäusern umbaut, zeigt sich der Markt als eindrucksvolles Ensemble von Bürgerhäusern im sächsischen Barock und klassizistischen Traufenhäusern des 18. und 19. Jahrhunderts. Der Brunnen mitten auf dem Altmarkt entstand 1991 in Anlehnung an historische Brunnen in Achteckform mit Mittelsäule. Die Brunnenfigur und Sandsteinreliefs spiegeln altes Cottbuser Handwerk wieder.

Auf der Rückfahrt zum Hotel halten wir am Gräbendorfer See. Der Gräbendorfer See ist ein 475 ha grosser rekultivierter Tagebausee. Es ist der nördlichster See im Lausitzer Seenland, welches hauptsächlich aus gefluteten Braunkohlentagebauen besteht. Der Beginn der Flutung des Restlochs des früheren Tagebaues Gräfendorf fand im Jahr 1996 statt und wurde im 2007 mit Hilfe von ca. 100 Millionen Kubikmeter Wasser aus der Spree abgeschlossen. Unmittelbar östlich des Dorfes Laasow ist das Projekt „Schwimmende Häuser Gräfendorfer See“ gestartet. Wir sehen die schwimmende Tauchschule, die 2006 auf einem Ponton errichtet worden ist. In Laasow fahren wir an einer besonderen Windkraftanlage vorbei. Die Windkraftanlage Laasow ist mit einer Nabenhöhe von 160 Metern die höchste Windkraftanlage der Welt. Sie wurde im 2006 fertig gestellt und besteht aus einem Stahlfachwerkturm, auf dem sich ein Rotor mit 90 Metern Durchmesser dreht. Die Gesamthöhe im obersten Rotorumlauf beträgt somit etwa 205 Meter.

Am Abend wird Bingo gespielt. Mehrere Glückligen gewinnen Andenken aus dem Spreewald. Der Bingo-Abend ist der traditionelle Abschluss der AWO-Fahrten, am nächsten Samstagmorgen geht es nach dem Frühstück dann wider Richtung Bad Arolsen.

Bürgerreporter:in:

Denis Delaruelle aus Bad Arolsen

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