Fragen von ALLEN an Landrat Martin Sailer, Teil 11: Warum gibt es an den Kitas keine Pool-Tests?

Bildtext: Landrat Martin Sailer beantwortet wöchentlich die häufigsten Fragen von Bürgerinnen und Bür-
gern in der Videoreihe „Fragen von ALLEN an Landrat Martin Sailer“. 
Bildquelle: Jens Reitlinger
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Landrat Martin Sailer beantwortet Nachfragen im Video
In regelmäßigen Videobeiträgen beantwortet Landrat Martin Sailer häufige Fragen, die das Landratsamt vonseiten der Bevölkerung erreichen. In der elften Folge der Reihe, die ab sofort unter www.landkreis-fuer-alle.de/fuer-alle/fragen-von-allen-an-landrat-martin-sailer und in den sozialen Medien abrufbar ist, geht Sailer unter anderem auf die Frage ein, warum an den Kitas im Landkreis keine Pool-Testungen wie an den Grundschulen durchgeführt werden. Fragen für zukünftige Ausgaben können unter info.corona@LRA-a.bayern.de eingereicht werden.

Herr Landrat, warum steigen die Corona-Fallzahlen im Landkreis seit der vergangenen Woche so explosionsartig an?

Landrat Martin Sailer: „Wir haben es aktuell vermehrt mit Ausbruchsgeschehen an unseren Schulen und Kindergärten zu tun, die Inzidenz ist im Laufe dieser Woche auf über 200 gestiegen. Es ist anzunehmen, dass sie noch weiter steigen wird und darauf müssen wir uns in der Gesellschaft und natürlich im Amt vorbereiten.“

Viele Schulen und Kitas sind Hotspots. Warum werden denn an den Kitas im Landkreis keine Pool-Testungen vorgenommen, wie es an den Grundschulen der Fall ist?

Sailer: „Wir haben bei allen Kinderbetreuungseinrichtungen angefragt, doch nur die wenigsten haben sich dazu bereit erklärt, Pool-Tests durchzuführen. Konkret waren es 15 von 160, also knapp zehn Prozent. Zudem haben einige Eltern Vorbehalte und wollen nicht, dass ihre Kinder an diesen Pool-Testungen teilnehmen. Allerdings ergeben diese Testungen nur dann Sinn, wenn auch zuverlässig alle daran teilnehmen. Aus diesen Gründen sind bislang keine Pool-Tests an den Kitas im Landkreis eingeführt worden.“

Kürzlich wurde bekannt, dass die Kontaktpersonenermittlung im Gesundheitsamt nicht mehr so ablaufen wird, wie das bislang der Fall war. Wie kam es denn zu diesem Strategiewechsel?

Sailer: „Wir folgen damit einer Vorgabe des Gesundheitsministeriums und übergeben die Kontaktermittlung teilweise in die Eigenverantwortung der Betroffenen. Darüber hinaus ist es bei einer Inzidenz von über 200 schwierig bis unmöglich, eine vollständige Kontaktverfolgung lückenlos zu bewerkstelligen. Des Weiteren haben wir eine andere Ausgangssituation als sie noch in der ersten oder zweiten Welle der Pandemie vorherrschte: Es gab die Ausgangs- und Kontaktbeschränkungen, durch die der unmittelbare Kontaktkreis schnell definiert werden konnte. Jetzt, wo wir uns viel freier bewegen und beispielsweise tausende Menschen in Fußballstadien zusammenkommen, ist die Kontaktnachverfolgung viel komplexer und aufwendiger. In der bisherigen Form ist sie nicht mehr durchführbar.“

Müssen wir uns dann bald wieder auf einen Lockdown, neue Kontaktbeschränkungen und ein Herunterfahren des öffentlichen Lebens einstellen?

Sailer: „Das glaube ich nicht, aber für diese Schritte sind der Bund und die Länder zuständig. Meines Wissens stehen keine Überlegungen im Raum, einen erneuten Lockdown anzuordnen. Allerdings müssen wir uns vergegenwärtigen, dass wir einerseits wiegesagt die Stadien füllen, Weihnachtsmärkte abhalten und immer mehr Normalität zurückbringen wollen, aber andererseits dadurch die Inzidenzen steigen, die Intensivkapazitäten ausgelastet und Pflegekräfte an ihre Belastungsgrenzen geraten werden. An diesem Punkt sind wir ja schon. Ich glaube, wir müssen als Gesellschaft offen darüber reden, dass bestimmte Zugangsmöglichkeiten künftig vielleicht nur Genesenen und Geimpften möglich sein werden. Sprich: Wir müssen über 2G reden.“

Nach eineinhalb Jahren Pandemie sind wir in der Bekämpfung gefühlt kaum vorangekommen. Warum ist das so? Warum haben wir scheinbar nichts dazugelernt?

Sailer: „Ich glaube, das hat mehrere Gründe: Durch die erste Welle sind wir deswegen vergleichsweise gut gekommen, weil es klare Vorgaben des Bundes, des Freistaats und eine hohe Bereitschaft in der Gesellschaft gab, Maßnahmen und Vorgaben eins zu eins umzusetzen. Damals war die Kommunikation auch zwischen den staatlichen Institutionen relativ klar und einfach. Jetzt sind wir in der vierten Welle. Wir haben es inzwischen auch mit einem Erreger zu tun, der sich weiterentwickelt hat. Wir verzeichnen dort Infektions- und Ausbruchsgeschehen, wo wir die Betroffenen noch nicht impfen können – in den Kindergärten und den Schulen. Und außerdem haben wir die Bürokratie als ständiges Problem. Es gab mal einen sehr schlauen Satz, der hieß: Pandemie verträgt keine Bürokratie. Davon sind wir Lichtjahre entfernt. Wir sind auch in der Pandemiebekämpfung Bürokratieweltmeister geworden. Es fehlen die klaren Direktiven, die klaren Vorgaben, die die Bürgerinnen und Bürger auch nachvollziehen können. Mir persönlich fehlen ein roter Faden und klare Zuordnung, deutliche Kommunikation. Gewissermaßen verzetteln wir uns, da die die Prioritäten aus meiner Sicht nicht mehr eindeutig gesetzt werden und das sorgt dafür, dass wir inzwischen in der vierten Welle angekommen sind. Stand heute haben auch wir keine Aussicht darauf, eine fünfte Welle zu vermeiden.“

Bürgerreporter:in:

Landratsamt Augsburg aus Augsburg

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