Atomkraft - Wohin geht die Reise?

KKW Isar Ohu bei Landshut (c) Peter von Bechen / PIXELIO | Foto: (c) Peter von Bechen / PIXELIO
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Die letzten zwei Monate waren geprägt durch eine recht bizarre Diskussion über einen Ausstieg aus der Atomkraft. Soll er sofort erfolgen? Geht das überhaupt? Was kostet er? Ist es sinnvoll auszusteigen, wenn die Nachbarländer weiter auf Atomkraft setzen? Machen wir uns abhängig von ausländischem Atomstrom? Brechen die Stromnetze zusammen, wenn sie nur noch Ökostrom transportieren sollen?

Als die Bilder der vier beschädigten Reaktoren in Fukushima durch die Medien geisterten wurden selbst die größten Atombefürworter kleinlaut oder redeten sogar von einem Ausstieg. Jetzt, nachdem die Bilder nicht mehr präsent sind, war der GAU (manche sprechen ja vom SuperGAU) auf einmal gar nicht so schlimm. Dann können wir wieder so weiter machen wie vorher.

Wie sich letztes Wochenende herausstellte sind die Brennstäbe in den Reaktoren eins, zwei und drei bereits kurz nach dem Erdbeben geschmolzen, da bereits zu diesem Zeitpunkt die Kühlung ausgefallen war. Im Reaktor vier waren die Brennstäbe wegen einer Revision nicht in Reaktorkern, sondern im Abklingbecken gelagert. Trotzdem kam es nach dem Ausfall der Kühlung zu einer Explosion, die das Reaktorgebäude schwer beschädigte. Manche Experten befürchten sogar, daß es einstürzen wird. Schon jetzt ist im Umkreis von mehr als 30 km das Land so stark verstrahlt, daß es mehrere Jahrzehnte, vermutlich eher einige Jahrhunderte, nicht bewohnbar sein wird.

Welche Bedeutung haben diese Ereignisse für uns in Deutschland und Europa? Rund die Hälfte der deutschen Reaktoren sind vom gleichen Typ wie die vier in Fukushima. Sie haben also genau die gleichen Schwächen wie die zerstörten Reaktoren in Japan. Es ist zwar ziemlich unwahrscheinlich, daß in Deutschland ein Tsunami oder ein Erdbeben dieser Größe und Stärke auftritt, aber es gibt genügend alternative Ursachen für einen Ausfall der Kühlung des Reaktorkerns. Gerne genommen werden da immer wieder Ventile, die sich nicht öffnen oder schließen lassen, Schweißnähte, die aufgrund ihres Alters, platzen, und so weiter.

Vor diesem Hintergrund erstaunt mich doch sehr, daß die Reaktorsicherheitskommission sich zu keiner Empfehlung für die Abschaltung einzelner Atomkraftwerke durchringen konnte. Es wurden zwar erhebliche Sicherheitsmängel festgestellt, vor allem in Bezug auf einen Flugzeugabsturz, aber die Kraftwerke scheinen sicher genug für den weiteren Betrieb zu sein. Am Ende wird es wahrscheinlich so ähnlich ausgehen wie bei der Bankenrettung. Am Anfang viel Getöse und am Ende werden keine Maßnahmen ergriffen, die die Ursachen des Problems beseitigen könnten.

Die einzige Möglichkeit unsere Politiker zu beeinflussen scheinen Großdemonstrationen zu sein, an denen sich mehrere zehntausend, wenn nicht sogar mehrere hunderttausend Menschen beteiligen. Wenn es denn stimmt, daß über 60 Prozent aller Deutschen für einen Ausstieg aus der Atomenergie sind, dann müssen sie sich in irgend einer Art und Weise bemerkbar machen, sprich an den Mahnwachen und Demonstrationen teilnehmen. Briefe und E-Mails an ihre Wahlkreisabgeordneten des Bundes- und der Landtage senden. Ohne diesen persönlichen Einsatz wird sich nichts ändern und die Atomkraftwerke werden noch in zwanzig Jahren laufen.

Bürgerreporter:in:

Franz Ratzinger aus Augsburg

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