Geschichts- und Kulturreihe: 1
Seit wann ist der Vampir 'Vampir'?
Durch viele gesellschaftlichen Veränderungen, wie Urbanisierung, Technisierung und weitere, konnte sich im Volk des 20. Jahrhunderts die Populärkultur entwickeln. Mit der Einführung des 'acht-Stunden-Arbeitstages' (in Deutschland seit 1918 gesetzlich festgehalten) haben die Menschen der Arbeiterklasse plötzlich Freizeit, zusätzlich erhalten sie Gehalt und das sind zwei Voraussetzungen: Freizeit und finanzielle Absicherung. Somit war der Startschuss für eine neue Form des Unterhaltungsangebots gegeben. Dieses Angebot ist im Gegensatz zum Ballett oder der Oper keine Hochkultur, sondern war für jeden Stand zugänglich. Populärkultur dient zur massenhaften Unterhaltung, es könnte mit dem heutigen Fernsehen gleichgesetzt werden, denn ob nun die Wissenshow 'Wer wird Millionär' läuft oder das Liebesformat 'Temptation Island' ist in diesem Sinne unwichtig, denn beides wird für die Masse produziert.
Was ist ein Vampir?
Der Vampir, ein blutsaugendes, nachtaktives, bleiches und unsterbliches Wesen, welches Angst vor Knoblauch und christlichen Symbolen hat, ebenso mit einer enormen Lichtunverträglichkeit kämpft und sich in eine Fledermaus verwandeln kann. Und woher kommt dieses Wissen? Genau, aus der Populärkultur! Dieser Mythos ist weltweit verbreitet und Aussehen sowie Verhalten des Vampirs ähneln sich in Mythen und Geschichten dieses Wesens in vielen Kulturkreisen. Ob der Vampir nun wie in der 'Twilight'-Reihe vegan ist und nur Tierblut trinkt ist dabei unwichtig, Blut trinkt er trotzdem. Bereits in der griechischen Antike gab es die Vorstellung von Untoten, welche das Leben aus Lebenden aussaugten. Aber die Blütezeit des Vampirismus kam erst viele Jahrhunderte später.
Entstehung des Vampirmythos
Im Laufe des 18. Jahrhunderts wird der Vampir zum Forschungsgebiet der Naturwissenschaft. Kaiserin Maria Theresia erlässt bereits 1730 ein Verbot gegen Grabschändungen, da viele Gräber von solchen "Wissenschaftlern" ausgegraben wurden. Beliebt waren vor allem Gräber von jenen, die einen vermeintlich mysteriösen Tod erlitten oder einen unchristlichen Lebensstil prägten. So wurden diese geöffnet zur Prävention wurden die Leichen durchpfählt, angeblich stießen sie dabei einen Schrei aus oder wurden geköpft. Der Vampir galt hier noch mehr als ein Untoter, welcher seinem Grab entsteigt und 'weiterlebt'. Baron Gebhard von Swieten war der Leibarzt der Kaiserin und sie schickte ihn in ihr Kaiserreich hinaus, um diesem Abgerglauben ein Ende zu setzen. Sein 'Tractat' namens "Abhandlung des Daseyns von Gespenstern" sollte zusätzlich logisch erklären, wieso es keine Vampire geben konnte, doch es verstärkte die Stellung des Vampirs in der Gesellschaft nur. Es ging nämlich nicht jedem wie dem Baron, dem einfachen Volk ließen sich die medizischen Argumente nicht so leicht erklären, so blieb der Mythos weiterhin bestehen. Der Baron ging als 'Vampirjäger' in die Geschichte ein und inspirierte Bram Stokers Figur 'Van Helsing'.
Vampire in der Literatur
Die erste Vampirgeschichte in Europa erschien im Jahr 1819 von dem Engländer John William Polidori "The Vampyre", er legte den Grundstein für die Figur des Vampirs, nach dieser Kurzgeschichte erschien eine Flut an bürgerlichen Vampir-Romanen. 1872 feiert ein weiblicher Vampir Premiere: "Carmilla" von Sheridan LeFanu. Im selben Jahr erscheint ebenfalls der uns allen bekannte "Graf Dracula" von Bram Stoker und auf diesen Vampir gehen fast alle Vorstellungen, die wir heute von einem Blutsauger haben, zurück. 1922 erscheint der erste Film über einen Vampir: "Nosferatu - Eine Symphonie des Grauens". Erst Jahre später, 1931, wurde "Graf Dracula" das erste Mal verfilmt und gelang nun auch visuell an die Bevölkerung. Seither ist die Faszination für Vampire geblieben: The Vampire Diaries, Twilight-Saga, Dark Shadows, Underworld, Day Shift und viele mehr. Der Vampir ist nicht mehr aus unseren Köpfen, den Büchern und dem Fernsehen wegzudenken.
myheimat-Team:Maria Knaus aus Augsburg |
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