„Schwäbische Landeskunde“ von literarischen Küchenmeistern weitergeschrieben

Schwäbischer Literaturpreis 2014 zum Thema Essen geht an Simone Hirth im österreichischen Gablitz; zweiter Preis für Claudia Haug aus Herdern, dritter Preis für Albrecht Gralle aus Northeim, Sonderpreis Junge Autorin für Larissa Hieber

Augsburg (pm). Das allgegenwärtige und lebens-bestimmende Thema „Essen“ bestimmte auch das Thema des diesjährigen Schwäbischen Literaturpreises. Zur Teilnahme eingeladen waren wieder Autoren, die im schwäbisch-alemannischen Kulturraum leben oder in diesem ihre biographischen Wurzeln haben. „Mit 103 Einsendungen, davon 15 von jungen Autoren, fand der zehnte Literaturpreis des Bezirks Schwaben erneut eine positive Resonanz - ein deutliches Zeichen für dessen Etablierung und Stellenwert im deutschsprachigen Literaturbetrieb“, so Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert. Der Schwäbische Literaturpreis 2014 wird am Dienstag, 25. November, um 18 Uhr im Rokokosaal der Regierung von Schwaben in Augsburg verliehen.

„Von Essen und Trinken leben wir, wenn auch nicht allein. Es verbindet, schafft Gemeinschaft und prägt manchmal sogar ganze Regionen. Auf jeden Fall eröffnet das Thema einen weiten Raum der Imagination“, betonte Bezirksheimatpfleger und Initiator des Literaturpreises, Dr. Peter Fassl. „Die „schwäbische Landeskunde“ wurde von literarischen Küchenmeistern in überraschender Weise weitergeschrieben:“

Mit „Jausngebete“ erschrieb sich Simone Hirth, geboren 1985 in Freudenstadt, den mit 2.000 Euro dotierten ersten Preis. Ihr Text versammelt neun knappe Prosastücke, die vielfach miteinander verbunden sind, gleichzeitig jedoch eine gewissen Eigenständigkeit bewahren. „Vielmehr treiben die Texte ein Spiel mit der Sprache und miteinander, ein Spiel, das komische Zufälle hervortreibt und merkwürdige Assoziationen freisetzt“, heißt es in der Laudatio. Nach ihrem Studium am Deutschen Literaturinstitut Leipzig zog Simone Hirth 2012 nach Wien, seit 2014 lebt sie als freischaffende Autorin und Lektorin in Gablitz im Wienerwald. Sie erhielt unter anderem das Hermann-Lenz-Stipendium 2007, das Stipendium des Klagenfurter Literaturkurses 2012, zuletzt das StartStipendium für Literatur des Österreichischen Bundesministeriums für Unterricht, Kunst und Kultur. Daneben veröffentlichte sie in einer Reihe von Zeitschriften und Anthologien Gedichte und Prosatexte.

Claudia Haug, geboren 1972 in Biberach an der Riß, erhält für den Beitrag „Was kochst du heute?“ den zweiten, mit 1.500 Euro dotierten Preis. Sie studierte Erziehungswissenschaften und Sonderpädagigik in Tübingen und arbeitet seit 13 Jahren als Sonderschullehrerin. Derzeit absolviert sie eine Ausbildung zur Psychodramatikerin. Mit dem Schreiben, vor allem von Erzählungen und Alltagsprosa, begann Claudia Haug während des Studiums. Sie lebt mit ihrer Familie in Freiburg im Breisgau. „Als Lehrerin nötigt sie nicht nur die ihr anvertrauten Jugendlichen zum Schreiben, sondern ab und an auch sich selber, und produziert auf diese Weise gute, lesenswerte Texte“, so ein Ausschnitt aus der Laudatio.

Albrecht Gralle, 1949 in Stuttgart geboren und dort aufgewachsen, wird für seinen Text „Schokoladenstraße“ mit dem dritten Preis des Schwäbischen Literaturpreises, dotiert mit 1.000 Euro, bedacht. „Sein Text ist erfahrungsgesättigt, tief im Schwäbischen verortet, er erinnert an eine Welt, in der das Leben in religiösen Strukturen verankert war, und er ist in guter didaktischer Tradition lehrhaft“, so das Urteil der Jury. Gralle studierte Evangelische Theologie an der Universität Hamburg und war anschließend mit pastoraler Tätigkeit betraut. Von 1981 bis 1986 arbeitete er als Dozent eines ökumenischen Instituts im kirchlichen Entwicklungsdienst im westafrikanischen Sierra Leone. Seit 1993 ist er freischaffender Schriftsteller. Er veröffentlichte historische Romane, Erzählungen und Kinderbücher in verschiedenen Verlagen. Albrecht Gralle lebt heute mit seiner Familie in Northeim bei Göttingen.

Zusätzlich zu diesen drei Preisen wird jedes Jahr ein Sonderpreis für einen jungen Autoren bis 25 Jahre vergeben. Die Jury staunte nicht schlecht, als sie den Autorennamen des - wie alle eingereichten Beiträge anonymisiert gehaltenen - Textes erfuhren: Wie bereits im vergangenen Jahr schrieb sich Larissa Hieber aus Schwäbisch-Gmünd, geboren 1993, mit einem „jugendlich rauschenden Siegertext“ (so Laudator Dr. Sebastian Seidel) in die Juryherzen. Für „Drei Burger für umme oder als wir einmal an den Atlantik fahren wollten“ erhält die junge Preisträgerin die Einladung zum Meisterkurs Literatur beim Schwäbischen Kunstsommer 2015 an der Schwabenakademie Irsee. Seit 2012 studiert Hieber Wirtschaftswissenschaften in Hohenheim, Stuttgart. Sie ist Preisträgerin zahlreicher Autorenpreise, so des „lyrix“-Preises 2011 des Deutschlandradios oder des Othmar-Seidner-Jungautorenpreises. Ein Stipendium für die Sommerakademie der schönen Künste in Irsee und eine Einladung zum 16. Autorentreffen des Irseer Pegasus zeugen ebenfalls vom Können der jungen Autorin.

Die Jury, bestehend aus Prof. Dr. Bettina Bannasch, Oswald Burger, Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl, Dr. Michael Friedrichs, Dr. Berndt Hermann, Dr. Ulrike Längle und Dr. Sebastian Seidel, wählte unter dem Vorsitz von Dr. Michael Friedrichs die drei Preisträger und die Trägerin des Preises für die Junge Autorin aus.

Die Siegertexte und weitere preiswürdige Einsendungen finden sich in der Anthologie „Essen“, die im Wißner-Verlag Augsburg unter der Herausgeberschaft von Dr. Peter Fassl erschien (ISBN 978-3-95786-004-0, 12,80 Euro).

Weitere Informationen erteilt Bezirksheimatpfleger Dr. Peter Fassl unter Telefon 0821 3101-310; Heimatpflege@Bezirk-Schwaben.de.

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