Oper zwischen Currywurst und Prosecco - die "Zauberflöte" auf der Freilichtbühne Augsburg

Man hätte es am Samstag Morgen fast nicht mehr für möglich gehalten, dass es ein schöner und vor allem trockener Abend werden würde.
So machten sich viele Kulturliebhaber, bepackt mit Regencapes, Verpflegung, Decken und Sitzpolster auf zur Freilichtbühne am Roten Tor, welche an diesem Abend bis auf einige wenige Plätze ausgebucht war.
Während man einigen Besuchern den Besitz der Dauerkarte schon von weitem ansah, erkannte man viele Oper-Neulinge in der Menge - so auch mich. Überhaupt war der Abend soziologisch gesehen ein absolutes Highlight, der Dresscode schwankte irgendwo zwischen Jeans und Abendkleid. Und an der ein oder anderen mitgebrachten Flasche Wein oder Prosecco schlich sich nicht allzu selten eine Currywurst vorbei, welche an einem der zahlreichen Stände gekauft werden konnte. Oper einmal anders - Freilichtbühne eben, sagte mir ein älteres Ehepaar mit Dauerkarten.
Das Orchester an diesem Abend, unter der Leitung von Imre Kollár, war ohne Zweifel einfach bombastisch. Nur der Klang war leider nicht immer der beste. Immer wieder vielen Mikrofone aus und es war schwer, die Darsteller zu verstehen. Das Bühnenbild war klein gehalten und veränderte sich während der Inszenierung nicht. Das machte aber nichts, denn das Bühnenbild passte, wenn auch manchmal ein klein wenig Fantasie nötig war, eigentlich immer zum Schauspiel der Darsteller. Säulen und Grün - da kann man offensichtlich nichts falsch machen.
Ab den ersten Takten war das Publikum trotzdem regelrecht gebannt und die Pause nach dem ersten Akt kam gefühlsmäßig viel zu früh. In den 20 Minuten Pause wurde dann für das leibliche und körperliche Wohl gesorgt (man merke: Sitzpolster nicht daheim vergessen, sonst wird der 2. Akt unerträglich).
Im zweiten Akt zeigten die Darsteller dann noch einmal ihr Können. Auffällig war aber, dass grade die Hauptdarsteller etwas an Bühnenpräsenz und Ausstrahlung einbüßen mussten, besonders neben der grandios verkörperten Rolle des "Papageno", gespielt von András Hábetler. Das zeigte sich dann auch, als die letzten Töne abklangen und das Publikum die Darsteller bejubelten. "Papageno" und die "Königin der Nacht" (verkörpert von Monika Fischl) hatten die, wie ich finde, besten Leistungen gebracht und hatten das Publikum am meisten begeistert. Dementsprechen gab es für sie tosenden Applaus. Meiner Ansicht nach fiel dieser dann für die anderen Hauptdarsteller etwas zu mager aus. Das könnte auch daran liegen, dass viele der Darsteller einen starken ungarischen Dialekt hatten, was es manchmal schwer machte, die deutschen Dialoge zu verstehen. Dem Gesang machte das allerdings nichts aus.
Sehr schade war allerdings, das viele der Schlüsselszenen weg gelassen oder nur grob angedeutet wurden, so dass man als Zuschauer oft Schwierigkeiten hatte, die Zusammenhänge vollständig zu verstehen. So wurde beispielsweise der finale Kampf gestrichen und statt dessen fielen sich alle glücklich in die Arme - einer der Stellen, die man ruhig noch hätte ausschmücken können, um dem Zuschauer die Dramatik der Handlung näher zu bringen.
Auch wenn es nicht bis zur standing ovation gereicht hat, es war ein gelungener Abend mit guter Unterhaltung. Aber vielleicht waren die Zuschauer auch einfach nur zu dick in ihre Decken eingepackt, als dass sie sich noch hätten bewegen können...

Bürgerreporter:in:

Carolin Westphal aus Augsburg

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