LITERARISCHE BLUTWURST MIT TRÜFFELN - SCHARF GESCHNITTEN!
WILLY WERNER - am 12. November 2009 – im MUHACKL
Ein Mikrokosmos – der Treffpunkt BLUTWURST/MUHACKL am Perlachberg in Augsburg – wollte man der Phantasie Raum lassen, könnte man fast sagen – „Greenwich Village – New York – en miniature – frühe 60-er, „the Beatniks are back“. Der wirkliche „Muhackl“ war an diesem Abend nur (Augsbürger) Statist - Willy Werner Protagonist!
Der Schriftsteller las aus seiner Prosa und seinen Gedichten – und der dicht gefüllte Raum hörte teilweise wirklich gebannt zu – glossenhaft, ironisch, selbstverliebt, zotig. lustig – ohne jemals die Kontrolle zu verlieren oder ins Banale abrutschen, meisterte der Autor den Abend mit ausnehmend viel Humor und darstellerischem Können. Aber das sind nicht die einzigen Attribute, die auf diesen neuen Hoffnungsträger in der Augsburger Literaturszene zutreffen – Betroffenheit an manchen geglätteten Ecken und ausgefransten Punkten, ohne je in Betroffenheits-Lyrik hineinzugleiten und neblig oder gar nebulös zu werden. Texte, nicht um des Ausdrucks Willen geschönt – aber teilweise schön anzuhören. Metrik die nicht statisch nervte, durch plumpe Reimakrobatik und im Romanentwurf ein Spannungsbogen, der sich schnell und zielführend erschloss. Man durfte „ahnen“. um doch wieder überrascht zu werden! WW stellte seiner eigenen Ahnung allzu oft selbst ein Bein, über das er genussvoll stolperte, um gleich wieder aufzustehen, oder wenigstens psychisch weiter zu kriechen (nach dem Motto: Wer kriecht, kann nicht tief fallen)! Aber immer vorwärts geschrieben – nie lamouryant! Man durfte sich identifizieren, so großzügig und herablassend war der junge Mann (25) in seiner Seelen- und auch teilweisen Darmspiegelung – er nahm einen mit...mental und manchmal auch „geni-bis rektal“!
Kongenial wurde er an der Jammerorgel von STEF begleitet, manchen besser bekannt unter dem Pseudonym „Eddy Electric“ – der allein schon ein karikaturöses Entertainment-Potential hinter die Tasten bringt, das ein Dauerschmunzeln erzeugen kann – und in den Highlights an das „Tier“ aus der Muppetshow erinnert! – Der spontane Schlagabtausch zwischen Vortragendem und Begleitendem hatte immer die richtige Kalibrierung und humoristische Schlenker, die wirklich und echt zum Lachen provozierten. Wer hier nun einen „clownesken“ Eindruck des ganzen bekommt, sei freundlich korrigiert – die Texte hatten partiell durchaus Tiefe und spiegelten erstaunliche Spätjugendweisheit (Altersweisheit wäre wohl hier der falsche Terminus). – so manches schien man selbst so oder fast haargenau so erlebt zu haben – Wortkaskaden nicht nur des reinen Selbstzweckes willen – und wir wissen alle, hinter der Maske des Harlekins läuft immer eine Träne der Verzweiflung die Dichterwange herunter.
Es war eine lange Lesung – aber Langeweile kam nie auf ! Die Stimmung war richtig „beatnickig“, das Publikum begeistert und der Künstler anfänglich sehr aufgeregt, was sich mit zunehmendem Genuss von mäßig gutem Rotwein legte. In liebenswerter Selbstverliebtheit mit ausreichend Selbstpersiflage zelebrierte Willy Werner (und natürlich Eddy Electric) einen rundum gelungenen Abend. Mehr davon – bleibt dem MUHACKL nur zu wünschen, dass es (er) diese Authentizität in seinen Events, solange es (er) noch existieren darf, erhalten kann. Und Willy Werner kann der Literaturenthusiast bei seinem Talent nur viel Glück und Erfolg wünschen – am Augsburger Literaturhimmel (Größenmaße/masse vor Kopernikus und Galilei definiert! Die Erde ist eine Scheiblette!) flackert ein neuer Dichterstern - bleibt zu hoffen die Alltagsmentalität ihn nicht zum Verglühen bringt. (Denn so leicht hat man´s ja nicht als Künstler in Augsburg – mit Verlaub!)
Ein ebenfalls begeisterter Gast an diesem Abend war der Popkultur-Beauftragte der Stadt Richard Goerlich, der sich ja gerade um die junge Szene in Augsburg sehr verdient macht! (siehe u. a. Pop-Forum etc.)
WILLY WERNER demnächst (11.12. – Freitag) auch auf der „Open Stage“ im HEMPELS (Annapam). – Und am Donnerstag, den 3. Dezember geben sich TINY STRICKER und M. G. Symolka die Ehre im HEMPELS – unter dem Motto: SOULTIME! Lesung & Hot-Disco mit den Soulhits der 60-er!
Von Michael G. Symolka
Bürgerreporter:in:Michael Symolka aus Friedberg |
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