Darf ich mich vorstellen? Die Königsdisziplin Vorstellungsgespräch beim AOK-Bewerbertraining an der Agnes-Bernauer-Realschule Augsburg
Aller Anfang ist schwer - das trifft auch in Sachen Bewerbung zu. Eine gelungene Bewerbungsmappe ist der erste Schritt in Richtung Ausbildungsplatz und gerade zu Beginn schon schwierig genug. Wer diese Hürde erfolgreich genommen hat und eine Einladung zum Vorstellungsgespräch bekommen hat, darf stolz auf sich sein. Sich entspannt zurückzulehnen und hoffen, dass der Termin schon irgendwie klappt, ist jetzt jedoch die falsche Taktik. Denn nun folgt die Königsdisziplin in Sachen Bewerbung: das Vorstellungsgespräch.
Manchen treibt allein der Gedanke daran den Schweiß auf die Stirn - doch das muss nicht sein. Auch hier gilt: Gute Vorbereitung ist fast schon die halbe Miete! So nahmen die Neuntklässlerinnen der Agnes-Bernauer-Realschule Augsburg motiviert am zweiten Teil des AOK-Bewerbertrainings teil, das Julia Dyllong von der AOK Augsburg durchführte. Drei Schülerinnen wagten gleich den Sprung ins kalte Wasser und unterzogen sich einem Vorstellungsgespräch - quasi unter echten Bedingungen. Bereits im Vorfeld bekamen sie die Aufgabe, eine Bewerbungsmappe für ihren Wunschausbildungsplatz zusammenzustellen und sich in ihren Augen passend für den Termin zu kleiden.
Mutig stellen sich die Schülerinnen vor die Klasse und ließen sich kritisch von ihren Klassenkameradinnen, ihrer Lehrerin Gabi Blaimer und Julia Dyllong von Kopf bis Fuß mustern. „Ist die Kleidung angemessen?“, fragt Julia Dyllong die Klasse. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus. Schnell fällt auf, dass die Kleiderfrage ganz schön tückisch sein kann. Eine Schülerin nimmt die Kritik an ihrem Outfit mit Humor, denn schließlich „müssen schlechte Beispiele auch sein.“ Julia Dyllongs Tipp: „Ein Vorstellungsgespräch ist etwas Formelles, daher sollte man sich auch anders als sonst anziehen.“ Auch wenn im Unternehmen selbst legere Kleidung in Ordnung ist, sollte man sich für das Vorstellungsgespräch mit seiner Kleiderwahl in Szene setzen.
Dann geht es richtig los: Die drei „Versuchskaninchen“ werden aus dem Klassenzimmer geschickt und von Julia Dyllong nacheinander zum Gespräch gebeten. Dabei filmte ihre Lehrerin Gabi Blaimer die Gespräche, damit in der anschließenden Videoanalyse nicht nur die Antworten, sondern auch Mimik und Gestik besprochen werden können.
Schnell zeigt sich, dass auch Kleinigkeiten wichtig sind. Die Fragen, nach wie vielen Malen Anklopfens der Raum zu betreten ist und auf welchen Stuhl man sich setzen darf, können zum Fettnäpfchen werden. Aber auch die Fragen des potentiellen künftigen Chefs können es in sich haben. Bewerber sollten sich auf alle Fälle vor dem Vorstellungsgespräch auf typische Fragen vorbereiten und sich auch passende Antworten überlegen. „Was war die schwierigste Entscheidung, die Sie treffen mussten?“, „Ist Schule Stress für Sie?“ und „Wann haben Sie sich zuletzt über sich selbst geärgert?“ sind gängige Fragen, die im Vorstellungsgespräch gestellt werden können. Auch wenn Überraschungsmomente sicherlich nicht gänzlich ausbleiben werden, ist eine gute Vorbereitung das A und O. Insgesamt schlugen sich die drei Schülerinnen sehr wacker, doch besonders heikel war folgende Frage für alle drei: „Wie informieren Sie sich über das aktuelle Zeitgeschehen?“. „Zeitung“, war die Antwort der Schülerinnen. Leider konnten sie die darauffolgende Frage, was denn in der gestrigen Zeitung stand, nicht beantworten. „Auch wenn ihr sonst keine Zeitung lest, dann fangt zumindest ein paar Tage vor dem Vorstellungsgespräch damit an“, so Julia Dyllongs Ratschlag. Wer nie eine Zeitung zur Hand nimmt, sollte diese selbstverständlich auch nicht als Informationsquelle angeben. Ebenso sei es in Ordnung, die Nachrichten anzusehen und sich so auf dem neuesten Stand zu halten.
Wie wertvoll die Videoanalyse war, zeigte sich insbesondere, als Mimik und Gestik besprochen wurden. Ein richtiger Fallstrick! Gerade wenn man aufgeregt ist, geraten Mimik und Gestik außer Kontrolle. Ist man sich jedoch seines eigenen Verhaltens bewusst, lässt sich auch die Körpersprache besser kontrollieren.
Mit dem guten Gefühl, wieder einen Schritt in Richtung Ausbildung gegangen zu sein, geht die Schulstunde der etwas anderen Art zu Ende. Ganz bestimmt werden die Schülerinnen an die vielen Tipps noch dankbar zurückdenken.
Die AOK-Tipps zum Thema Vorstellungsgespräch:
Kleidung:
- Eine formelle Situation erfordert formelle Kleidung: Zieht euch nicht zu lässig an!
- Accessoires sollten mit Bedacht gewählt werden: Dezent, nicht zu viele und nicht zu grell.
- Mit einer Bluse oder einem Hemd sowie Blazer bzw. Jackett seid ihr auf der sicheren Seite.
- Hose: Mit einer schwarzen Stoff- oder Leinenhose geht ihr auf Nummer sicher. Zieht keine Leggins oder Jeans an.
- Der Rock sollte nicht oberhalb des Knies enden und am besten gerade geschnitten sein. Zieht eine dunkle Strumpfhose an, die gerne auch gemustert sein kann. Finger weg von Tiger- oder Leopardenmuster sowie Netzstrumpfhosen und Overknees.
- Schuhe: Tabu sind Turn- und Freizeitschuhe sowie High Heels. Am besten sind elegante Schuhe (Halbschuhe, Stiefel, Stiefeletten) mit einem kleinen Absatz bei Frauen (max. 7 cm). Auch offene Schuhe solltet ihr meiden.
Tipp: Nehmt bei Regen- und Matschwetter Schuhputztücher mit, damit ihr kurz vor dem Vorstellungsgespräch eure Schuhe in Ordnung bringen könnt.
Vorstellungsgespräch:
- Bereitet euch auf das Gespräch vor, indem ihr euch Informationen über das Unternehmen und den Ausbildungsberuf einholt.
- Kommt pünktlich.
- Bereitet euch z.B. mithilfe von Bewerbungsratgebern auf die gängigsten Fragen vor.
- Lest Zeitung oder schaut die Nachrichten vor dem Vorstellungsgespräch. Am besten ist es natürlich, wenn ihr immer über das aktuelle Geschehen informiert seid. Spätestens eine Woche vor dem Termin solltet ihr jedoch damit anfangen.
- Sollte jemand das Gespräch unterbrechen, grüßt die Person (es könnte auch der Personalchef sein!) und merkt euch, worüber ihr gerade gesprochen habt.
- Achtet auf eure Mimik und Gestik. Lächelt, versteckt nicht eure Hände die ganze Zeit unter dem Tisch und versucht, so wenig wie möglich „Ähm“ zu sagen.
- Verabschiedet euch mit den Worten „Ich freue mich auf Ihre Antwort“ und „Auf Wiedersehen“. Vermeidet das zu lockere „Tschüs“.
Den Bericht über den ersten Teil des AOK-Bewerbungstrainings findet ihr hier.
(Fotos: Rebekka Vögele)
myheimat-Team:Tanja Wurster aus Augsburg |
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