Im doppelten Sinne: die Leistungsbereitschaft im Ehrenamt

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Zur näheren Betrachtung und Visualisierung hatten die vier beauftragten Rettungsdienste in der Region Hannover am 17. Februar Vertreter und Vertreterinnen der Politik und der Verwaltung ins DRK-Zentrum nach Ronnenberg-Empelde eingeladen. Es wurden ein Behandlungsplatz 25 (BHP 25) und Fahrzeuge vorgeführt, die beispielhaft den Umfang einer Schnell-Einsatz-Gruppe (SEG) abbilden. Die Politiker zeigten sich vom Ehrenamt beeindruckt: Rita Pawelski, Mitglied des Deutschen Bundestages (MdB), sprach sich parteiübergreifend für die „Rettung des Rettungsdienstes“ aus.

Dr. Maria Flachsbarth, MdB, lobte die eindrucksvolle Demonstration, die nachdrücklich die Wichtigkeit der Vorhaltung dieses ehrenamtlichen Bevölkerungsschutzes vor Augen führte. Es wurde deutlich, dass durch die SEG’en der Regel-Rettungsdienstes ergänzt und fortgeführt wird, wenn die Lage und Situation (hohe Anzahl von gleichzeitigen Einsätzen) es erfordert. Von alltäglichen Einsätzen wie längeren Krankentransportfahrten, dem Transport eines übergewichtigen Patienten über den Massenanfall von Verletzten (ManV) bis zum Katastrophenfall reicht die Einsatzpalette. Man könne die hauptamtliche und ehrenamtliche Tätigkeit im Rettungsdienst nicht voneinander trennen, da sie miteinander verwoben sei – zum Wohle des Bürgers, unterstrich Flachsbarth weiter.

Neben dem nachdrücklichen Plädoyer Rita Pawelskis – „diese Angelegenheit darf nicht zum Spielball der Parteien werden“, sprachen sich unter anderem die Regionspolitiker Wilhelm Behne (SPD), Andreas Burgwitz (CDU) und Dr. Michael Braedt (Linke) dafür aus, dass mindestens die aktuell gültige Beauftragung kombiniert mit dem Vorhalten der ehrenamtlichen Kräfte beibehalten bleiben müsste. Ziel müsse jedoch sein, die Ausnahme vom Vergaberecht und die Festschreibung der rettungsdienstlichen Leistungen als hoheitliche Aufgabe zu erreichen. Hier seien auch weiterhin die Landes- und Bundesebenen der Politik gefragt, sich verantwortungsvoll und weitblickend zu engagieren.

Vor dem Hintergrund dieser aktuellen Diskussion um die Rettungsdienstausschreibung in der Region Hannover sowie der engen Verknüpfung der Vorhaltung von SEG’en sowie Einheiten des Zivil- und Bevölkerungsschutzes mit dem Betrieb von Rettungswachen haben ASB, DRK, JUH und RKT den exemplarischen Aufbau eines sogenannten Behandlungsplatzes 25 in den Mittelpunkt einer Informationsveranstaltung gestellt.

Um die typischen Module eines BHP aufzuzeigen, wurden drei Zelte aufgebaut: ein kleineres zur Sichtung, dann folgten größere zur Versorgung von Schwerverletzten und für leicht bis mittelschwer Verletzte. Zusätzlich zu den Zelten waren Fahrzeuge platziert, die beispielhaft den Fuhrpark einer kompletten SEG Sanität abbilden: Von Rettungstransportwagen (RTW) und Krankentransportwagen (KTW) über ein Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) und einen Mannschaftstransportwagen (MTW). Weiterhin wurden Spezialfahrzeuge wie ein Logistikfahrzeug, ein Wechselladerfahrzeug mit Abrollbehälter Lichtmast, eine mobile Großküche auf LKW-Basis und die beiden von den Hilfsorganisationen vorgehaltenen Rettungswagen-Schwer für übergewichtige Patienten ausgestellt.

Zu den Fahrzeugen gehört entsprechend geschultes ehrenamtliches Personal (regionsweit 1 609 Helferinnen und Helfer) und umfangreiches Equipment wie Zelte, Tragen, Feldbetten und diverses notfallmedizinisches Material und Gerät. An acht Standorten in der Region Hannover werden zurzeit von ASB, DRK, JUH und RKT SEG’en Sanität (jeweils zusätzlich mit der Einsatzoption Betreuung) vorgehalten: in Barsinghausen, Burgdorf, Empelde, Garbsen/Neustadt, Langenhagen, Ronnenberg, Wunstorf und Springe. Diese SEG-Standorte können je nach Einsatzstichwort und Lageentwicklung vor Ort noch von zusätzlich durch die Organisationen bereitgehaltenen Gruppen aus anderen Orten und Spezialgruppierungen wie Rettungshundestaffeln ergänzt werden. Auf dem Gebiet der Stadt Hannover stellen die Hilfsorganisationen noch einmal vier SEG’en und komplettieren damit die Gesamtanzahl der in der Region Hannover zur Verfügung stehenden Schnell-Einsatz-Gruppen auf zwölf.

Jede der genannten SEG’en kann bei einem Massenanfall von Verletzten (MANV) einen Behandlungsplatz 25 aufbauen und betreiben. Ca. 30 Minuten nach der Alarmierung durch die Rettungsleitstelle rückt eine SEG mit dem BHP 25 zu jeder Tages- und Nachtzeit ab. An 365 Tagen im Jahr werden Einheiten und Material von den Organisationen zur Absicherung der Bevölkerung zur Verfügung gestellt. In einem BHP 25 können 25 Verletzte in einer Stunde versorgt werden. Sollte es zu einer größeren Schadenlage mit z.B. 100 Verletzten kommen, kämen vier Behandlungsplätze zum Einsatz.

Zurzeit stützt sich der rettungsdienstliche Bevölkerungsschutz der Region Hannover auf verschiedene Säulen, die gemeinsam eine komplexe und auf die jeweiligen Anforderungen abgestimmte Struktur ergeben und die Bevölkerung in der Region bei Schadenlagen aller Größenordungen und im Katastrophenfall optimal absichern. Dieses System ist durch die drohende Rettungsdienstausschreibung konkret gefährdet.

Bürgerreporter:in:

Christopher Jonck aus Wunstorf

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