WORMS - die "Alte" Synagoge

27Bilder

(NACHTRAG: Bildergänzung am 15.Nov. von Edgar Fuß, Peine)
Wer sich mit der Stadt Worms als Gast einlässt und bereit auch den Spuren der Geschichte zu begegnen kommt die Fragmente des jüdischen Lebens nicht herum.

Eine der ältesten Synagogen Deutschland befindet sich in Worms. - In etwa so wird es gerne erzählt und mit diesem sprachlich falsch formulierten Hinweis wird die Stadt gerne geschmückt. Korrekt muss es heißen,dass die Synagoge Worms nach ihrer mühevollen Wiedererrichtung zu eine der ältesten in Deutschland.gezählt werden darf. Auch weil man sich bei ihrem Wiederaufbau sehr stark an die Vorgaben des 1938 gezielt und mutwillig zerstörten Komplexes hielt. Seit 1034 ist für Worms eine Synagoge verbrieft. Doch danach ist immer wieder das Wort „Zerstörung“ in der Chronik zu lesen. Und schon bald folgte ein erneuter Aufbau. Der Standort wurde dabei bis heute nur geringfügig verändert.
Heute dient das Gebets- und Versammlungshaus einer kleinen in Worms lebenden kleinen Gemeinde, die vor allem sich aus älteren Menschen der ehemaligen Sowjetunion zusammensetzt. Und dieser Umstand könnte auf absehbare Zeit zu einem Verlust dieser Gemeinde führen, die derzeit vom Rabbiner in Mainz betreut wird.

Eine jüdische Gemeinde in Worms entstand wahrscheinlich im 10. Jahrhundert. Die erste Synagoge in Worms wurde 1034 von Jakob ben David und seiner Frau Rahel finanziert, was diese in einer Stifterinschrift dokumentierten, die heute neben dem Eingang zur Männersynagoge eingemauert ist. Wir uralt der unreflektierte Hass gegen die Juden sich darstellt, wird deutlich beim Blick auf die Jahreszahl der ersten bekannten Zerstörungen: 1096 und 1146 – es sind genau die Jahre in denen die der erste und zwei Kreuzzug den Christen so wichtig waren. (Ich schäme mich der Dummheit meiner Vorfahren und ich fürchte meine eigene Dummheit!)

Mit dem Neubau der Synagoge von 1174/75 im romanischen Stil der Wormser Dombauschule, wird der heute bekannte Platz gewählt. Das Gebäude wird bei einer späteren Erweiterung als Männersynagoge bezeichnet.
In der gleichen Zeit wurde die unterirdische Mikwe angelegt. Die Frauensynagoge wurde Anfang des 13ten Jahrhunderts.
In der ersten Hälfte des 17ten Jahrhunderts erfolgte die letzte Erweiterung. Ein Lehrhaus, das zu Ehren des für das Judentum wichtigen Rabbi RASCHI (http://www.myheimat.de/worms/kultur/worms-raschi-d...) errichtet wurde. - Eine besonderen Augenmerk bekommt in diesem Lehrhaus der noch heute bei Universitäten zu findende LEHRSTUHL, den ein Professor innehat.

Zwei Mal wurde während der Novemberpogrome 1938 die Wormser Synagoge in Brand gesteckt. Da der erste Anschlag noch nicht genug zerstört hatte, Tags darauf erfolgte der zweite Anschlag. Zu dem musste die Feuerwehr anrücken, um zuverhindern, dass benachbarte Gebäude nicht in Mitleidenschaft gezogen würde. In die Vorbereitungen zu diesem zweiten Brandanschlag stellte sich Herta Mansbacher mit ihren Kräften in den Weg – vergeblich, aber nicht vergessen! Sie wurde 1943 in Belzec getötet.
1958 begann der zur Zeit letzte Wiederaufbau der Wormser Synagoge. 1961 konnte sie in ihren alten Formen erneut geweiht werden.
Der Vollständigkeit halber muss erwähnt werden, dass es in der Nachbarschaft zu dieser „alten“ Synagoge für kurze Zeit eine „Neue“ Synagoge gab, die aufgrund der verschiedenen Strömungen innerhalb der Gemeinde notwendig wurde. Das heute an seiner Stelle stehende Wohnhaus hat in der äußeren Form der historischen Synagoge aufgegriffen und schließt den Synagogenplatz nach Norden ab.
In der Nacht zum 17. Mai 2010 wurde ein Brandanschlag auf die Synagoge verübt. Die an mehreren Stellen gelegten Feuer konnten jedoch von der Feuerwehr schnell gelöscht werden.
_________________________
(Zitat aus Wikipedia) Die Männersynagoge ist ein zweischiffiger rechteckiger Saal, der von zwei romanischen Säulen getragen wird. In der Mitte des Saals zwischen den Säulen befindet sich die moderne Bima, an der Ostwand liegt der Toraschrein, der in Teilen der Renaissance zuzurechnen ist, aber 1704/05 eine barocke Überarbeitung erfuhr. Der Haupteingang zur Synagoge liegt in der Nordwestecke des Raums. Die Türgewände sind wie die nur in Kopien erhaltenen Säulenkapitelle in romanischen Formen gehalten und wurden wahrscheinlich von am Wormser Dom arbeitenden Steinmetzen gearbeitet. Auf drei Seiten der Männersynagoge befinden sich hohe gotische Fenster, die während des Wiederaufbaus von 1355 die Oculi des ursprünglichen Baus ersetzten. In ihrer Zweischiffigkeit war die Wormser Synagoge stilbildend: Sowohl die Regensburger Synagoge von 1227 als auch die Prager Altneu-Synagoge aus der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts griffen diese Form auf.
Die auf zwei Dritteln der Nordseite anschließende Frauensynagoge ist deutlich niedriger als die Männersynagoge. Der fast quadratische Saal wird von einer zentralen Säule getragen. Bis 1842 wurden beide Synagogenteile durch eine Wand getrennt, in der sich fünf kleine Fenster und eine Tür befanden. Seitdem bilden zwei Spitzbögen den Durchgang zwischen den beiden Bauteilen.
Die Männersynagoge wird heute für den Gottesdienst genutzt. In der Frauensynagoge befinden sich Gedenktafeln, die an die während des Holocaust umgekommenen Mitglieder der jüdischen Gemeinde zu Worms erinnern.

Bürgerreporter:in:

Christel Pruessner aus Dersenow

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

26 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.