Wenn ein Katholik über Luther zürnt …
… gibt es für gewöhnlich und nicht gerade wenige theologische Gründe.
Dass es auch zu ganz anderen Aspekten kommen kann, dafür sorgte die Multimedia–Inszenierung der Luther-Moment anlässlich 500 Jahre Wormser Reichstag als eine höchst blamable.
Gut gedacht ist eben noch lange nicht gut gemacht, gilt für dieses Spektakel mit vielen handwerklichen Fehlern, welches immerhin auch Teil des offiziellen Programmes der EKD war.
Man kann zu Martin Luther stehen, wie man will: das jedenfalls hat er nicht verdient, ist das einzige Fazit, ohne jemals im Leben die Vorstellung gehabt zu haben, ihn verteidigen zu wollen, gar zu müssen!
Mit seiner antisemitischen Position hat es die Protestantische Kirche bis heue nicht geschafft über ein ambivalentes Verhalten hinaus zu kommen: gerade in gegenwärtiger Zeit des immer stärker aufkommenden Rassismus ein Manko ohne Gleichen.
Dass allenthalben der Begriff der Reformation so leicht über die Lippen kommt, obwohl es keine war, sondern eine schändlichste Spaltung, ist das weitere der großen Versäumnisse.
Sicher spielt die Verweigerungshaltung der katholischen Kirche ebenso eine Rolle, als die Machtansprüche der Luther-Gefolgschaft. Tatsache jedoch ist, dass Luther Niemals zu Geduld mahnte und der Spaltung erkennbar entgegen trat. Ob er sich beugte oder sein Fähnchen selbst in den Wind hängte, ist historisch nicht belegt: die Folgen daraus bis heute besonders schmerzhaft!
Wäre Luther Reformator, wäre er – und dies dann völlig zu Recht – Kirchenlehrer der römisch- katholischen Kirche!
Das Christentum geht einzig und alleine auf Jesus zurück und ist ausschließlich dem Dreifaltigen Gott zugewandt, sodass eine, nach ihrem Gründer benannte und um seine Person Kult betreibende Konfession immer problembehaftet bleibt.
Dass Martin Luther jedoch – ganz losgelöst von theologischen Überlegungen und Faktoren – Standhaftigkeit in höchster Ausprägung bewies, Vorreiter der heute ebenso vollmundigst geforderten, als mit Füßen getreten Zivilcourage wurde, steht außer Frage; dafür gebührt ihm Respekt!
Wenn jedoch anders sein um des anders sein wollen, persönliche Darstellung und Verwirklichung von Pfarrer Dr. Fabian Vogt – als Entwickler kreativer Kommunikationsprojekte für die EKHN auch Leiter des Projekt-Teams der von ihm selbst als wagemutig eingestuften Inszenierung – geradezu greifbar wird, ist und bleibt es zu wenig, sich einzig einer 50 mal 15 Meter großen Leinwand an der Nordfassade der Wormser Dreifaltigkeitskirche zu erinnern.
Erinnerung – und zwar, gewollt oder nicht gewollt, kann dahingestellt bleiben, an Mackie Messer und die Dreigroschenopfer, das legendäre Theaterstück von Bertolt Brecht mit Musik von Kurt Weil – wurde in der Eröffnungssequenz wach und damit war es auch bereits gelaufen, denn was bitte soll ein Drehorgelspieler und fehlte – wie in so Vielem Anderem auch – das Detailgespür für einen authentischen Drehleierspieler?
In seinen Vorberichten verwies der SWR, der ohne jegliches Fingerspitzengefühl mit Vorschusslorbeeren nicht geizte, auf das Luther-Eis, als dessen Erfinder sich Eiskonditor Pietro Vannini ausgibt, obwohl die Idee dazu bei Werner Schätzlein, Mitglied des Wormser Bachchor liegt.
Ist diese willkommene Werbung für den Platzhirschen gleichzeitig auch Intensivierung des Mantel des Schweigens, welchen die Stadt Worms Tag für Tag über seine Umweltsünden direkt unter ihren Rathausaugen legt? Lizenzentzug bis zum Wechsel überbordender Verwendung von Einmal-Plastik auf Mehrfach-Glas wäre opportun und zeitgemäß: entspräche der Luther’schen Standfestigkeit!
Erich Neumann, freier investigativer Journalist www.cmp-medien.de
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© Bild: www.ekhn.de CC – Luther-Moment: Multimedia-Inszenierung an der Wormser Dreifaltigkeitskirche
© Bild: www.swr.de CC – Wormser Edikt
Bürgerreporter:in:Erich Neumann aus Kempten |
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