Der doppelte Samuel: das Rheinland-Pfalz-Tag Highlight

Samuel Harfst und Samuel Koch im Gespräch
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  • hochgeladen von Erich Neumann

Man kann über den Sinn oder Unsinn, die Zeitgemäßheit einer Veranstaltung wie des Rheinland-Pfalz-Tages sicher geteilter Meinung sein: ein absolutes Highlight jedenfalls hatte er: die Konzertlesung von Samuel Koch, sowie deren Zwiegespräch mit Samuel Harfst nebst dessen musikalischer Begleitung in der gut besuchten Lutherkirche.

Wer Samuel Koch www.samuel-koch.com nicht wirklich kennt, reduziert ihn meist auf den spektakulären Unfall am 04. Dezember 2010 bei Wetten, dass …?, soweit in unserer schnelllebigen und oberflächlichen Zeit nicht längst vergessen. Dessen, sein Leben einschneidend verändernde Folgen hatten zum Rückzug von Moderator Thomas Gottschalk und letztlich dem Ende dieser letzten großen TV-Samstagabend-Show geführt.

Im Elektrorollstuhl kommt der 1987 in Neuwied Geborene Schauspieler – derzeit insbesonders am Staatstheater Darmstadt engagiert – und Autor auf die Bühne, hat alleine durch seine Präsenz das Publikum bereits auf seiner Seite.
Während Namensvetter Harfst zwei seiner einfühlsamen Lieder präsentiert, wird Koch hinter einer Sichtblende von Helfern im Sessel positioniert.

Samuel Harfst www.samuelharfst.de nimmt daneben Platz und dann entspinnt sich ein, keine Sekunde abgesprochen oder gar geprobt erscheinender Dialog zweier Männer, die trotz ihrer jungen Jahre wissen, was Leben ist und wovon sie reden.

Harfst hat existentiell schwierige Zeiten erlebt, sich als Straßenmusiker durchgeschlagen und ausgerechnet in Australien die Liebe zur deutschen Sprache entdeckt. Seine brandneue CD “Endlich da sein wo ich bin“ ist das Repertoire des Abends und weit mehr als nur Titel und Programm: es spiegelt die Reife eines überaus sympathischen Mannes wider, der jederzeit auch seinen Weg als Philosoph machen könnte – nein würde.
Neben excellentem Gitarrenspiel begleitet er seine Lieder auch an der Bass Drum und gibt zudem am Keyboard eine überzeugende Figur.

In jeder Sekunde spürbare Sympathie ist es auch, was die beiden Männer verbindet.
Harfst Lieder waren für Koch eine Stütze bei der Reha, zur legalen Nachschublieferung erfolgte eine persönliche Begegnung und daraus die tragende Freundschaft.

Koch versteht es mit seinem Schicksal umzugehen, als wäre es gar keines sondern Lebensaufgabe, wie bsw. bei der Beschäftigung eines ganzen Helfertrosses, so dass er zum Wirtschaftsfaktor wurde und eine ganz eigene Bedeutung der so oft von uns Allen gesuchten, wie geforderten Wertigkeit hat.
Ohne jede Scheu berichtet er von glücklichen Kindheitstagen, seinem tiefen Glauben und lässt die ZuhörerInnen gelegentlich zweifeln, ob seine Mutter nun gut oder weniger gut weg kommt,
wobei letztlich die Stimmigkeit seines familiären Aufwachsens und die Disziplin der leistungssportlichen Vergangenheit die Grundlagen für das Meistern seines Lebens sind.

Dass er dies in jeder Hinsicht für sich in Anspruch nehmen kann dokumentieren – charmant unterstützt von einer kirchlichen Mitarbeiterin – zitierte Passagen aus seinem Buch Rolle vorwärts und der Gesprächsverlauf mit Samuel Harfst.

Mit geradezu Leichtigkeit legt Koch sein eigenes, wie die im Reha-Verlauf erlebten, überaus schwersten Schicksale in die Herzen der BesucherInnen und bedarf dabei nicht ein auch nur einziges Mal eines erhobenen Zeigefingers, um mit Nachdruck zu vermitteln, wie wertvoll Leben ist und wie gravierend die vielen Nöte, gegen welche die Ursachen unseres Jammerns so gar keine Bedeutung und Berechtigung haben.

Es ist ein Privileg zu sein, ist sein, ist sein ebenso knappes wie überzeugendes Fazit.
Während Niki Lauda im erzählte dass er seine Kraft aus der Wut über die Abwesenheit Gottes bei seinem Unfall schöpfe, geht Koch den diametral anderen Weg und kennt keine Wut.
Dies obwohl sie mehr als nur verständlich wäre, wenn er als eines, von zweifelsohne ungezählten Beispielen von den Demütigungen beim Musicalbesuch König der Löwen berichtet, bei dem Alle nach Vorschrift oder ihren Rechtenhandelten: der Mensch jedoch hinten runter fiel.
Es galt den versehentlich nicht gebuchten Rollstuhlplatz zu beheben, als auch der dritte Mitarbeiter auf die peinliche Frage, ob er aufstehen könne nur ein nein bekam, verbachte Samuel Koch die erste Hälfte der Vorstellung abseits auf der Galerie und getrennt von der Begleiterin auf dem angestammten Platz. In der Pause wurde ein Sitz demontiert und zu Wiederbeginn gab es, da damit nicht wirklich gelöst, Proteste anderer und verständnisloser Gäste, sodass schließlich ein tonloser kleiner Bildschirm in der Lobby das Resultat war, welches dann zur vorzeitigen Heimreise führte.
Lebensfreude und -mut hingegen pur sein Bericht vom Rummelplatzbesuch mit seinem Bruder und dem wagemutigen Einstieg in ein sich selbst überschlagendes Fahrgeschäft oder dem unbefangenen Umgang von Kindern mit seinem Rollstuhl.
Wagemutig war ja auch der Titel der Veranstaltungsreihe von Evangelischer Kirche und Diakonie, in deren Rahmen dieser Abend eben dem Wagemut wie auch ganz viel Hoffnung Tribut zollte.

Die allgemeine Strategie tun – haben – sein dreht Samuel Koch daher für sich und als Empfehlung ans Publikum auf sein – haben – tun, schließlich heißt es ja auch human being nicht human doing!

Wer diesen Abend anstelle der sonstigen flachen Offerten des Rheinland-Pfalz-Tages gewählt hat, erfuhr echte Bereicherung, versteht jedoch wahrscheinlich umso weniger, weshalb eine Stadt, die kein Geld für ihr durchwegs marodes Straßennetz hat, ein Millionendefizit einfährt, auch wenn dies für den von den Nibelungenfestspielen dahingehend in fragwürdiger Doppelfunktion erprobten Bürgermeister Kiessel kein Neuland ist.
Gleiches gilt für das Unding, mit dem ortsansässigen, Gewerbesteuer bezahlenden und Arbeitsplätze sichernden Betrieben – insbesonders der Gastronomie – temporärer Wettbewerb vor die Nase gesetzt und das eigenen Geschäft somit genommen wurde.
Ein solcher Event ist einfach nicht mehr zeitgemäß und für eine tiefgründige Begegnung wie bei dieser Konzertlesung auch nicht nötig, die Begegnung mit den doppelten Samuels hingegen möglichst Vielen nur zu wünschen!

Erich Neumann, freier investigativer Journalist
über DFJ Deutsche-Foto-Journalisten e. V. www.dfj-ev.de
Medienunternehmer im Gesundheitsbereich
Postfach 11 11, 67501 Worms
GSM +49 160 962 86 676
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© Bild: www.cmp-medien.de CC – Samuel Harfst und Samuel Koch im Gespräch
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Samuel Koch Bühnenentree
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Samuel Koch liest charmant assistiert
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Samuel Harfst mit Gitarre und Bass Drum
© Bild: www.cmp-medien.de CC – Samuel Harfst am Keyboard

Bürgerreporter:in:

Erich Neumann aus Kempten

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