Schwabenkinder
Aus Vorarlberg, Tirol und Graubünden
Schwabenkinder, mit diesem Begriff verbindet man natürlich jene Kinder, die in Schwaben, Bayerisch oder Westallgäu aufwachsen und Leben. Doch der Begriff „Schwabenkinder“ hat allerdings eine sehr tragische und alles andere als für die heutigen Kinder nachvollziehbare Geschichte. Im Bauerhaus Museum in Wolfegg gibt es dazu eine Sonderausstellung.
Die Regionen in Österreich und der Schweiz, eben Vorarlberg, Tirol und Graubünden hatten vom 16. bis zum 19. Jahrhundert zu kämpfen. Die Menschen dort waren sehr arm, vom Staat gab es kein Geld, von Kindergeld oder Kindergrundsicherung als Zuschüsse konnten sie nur träumen, ja kannte sie damals nicht. Um jedoch überleben zu können, mussten sie ihre Kinder in das doch relativ reiche Schwabenland schicken, für einen Sommerlang. Man nannte sie auch Hütekinder, weil sie ja zum Hüten eingesetzt wurden.
Noch im eisigen Winter wurden sie, von einem oder einer Erwachsenen geführt. Von Graubünden war es relativ eben, dem Rhein entlang, jedoch von Vorarlberg und Tirol kommend mussten sie die Alpen überqueren, und dies alles zu Fuß über rund 200 km. Über eisiges Gelände, über Gletscher und Spalten. Und wenn man sich das heute mal vorstellt, mit dem Schuhwerk, welches sie damals hatten, mit der Ausrüstung. Und es waren Kinder zwischen 5 und 14 Jahren.
Bis zum Josephstag, der 19. März, mussten sie hier sein, denn dann wurden sie auf dem Hütekindermarkt in Oberschwaben, in Friedrichshafen vergeben. der Rest kam nach Ravensburg, wo die dort auf einem Markt weiter vermittelt wurden. Eingesetzt wurden sie als Hirten und Knechte, bis Simon oder Juda, Ende Oktober, zurück, wieder im bitteren kalten Winter bei Schnee und Eis, spätestens zu Martini, dem 11. November.
In der Zeit, in der sie in Oberschwaben im Dienst waren, wurden sie im Heimatland von der Schulpflicht befreit, und bis 1921 gab es im Württembergischen keine Schulpflicht für Kinder aus dem Ausland. In der Zeit ihrer Tätigkeit bekamen sie als Lohn Kost und Logier, und wenn sie gut gearbeitet hatten, und es ein guter Bauer war, ein paar Gulden. Geschätzt waren es zwischen 5000 und 10000 Mädchen und Jungen die jährlich im Sommer in Oberschwaben Arbeiten verrichteten.
Einige wenige von ihnen sind geblieben.
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