Die ehemalige Tankstelle in Halsdorf

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Wohratal-Halsdorf. An die Zeit, als bei uns die Tankstelle noch in Betrieb war, erinnere ich mich gerne zurück. Als Schulkind durfte ich nachmittags manchmal die Kunden bedienen. Was für ein Erlebnis für mich als Schulkind! Allerdings darf man sich das nicht so vorstellen, wie man heute Tankstellen kennt.

Die Tankstelle der Marke Montan Union wurde von meinem Großvater Ende der 50er Jahre eröffnet. Es gab nur eine Zapfsäule für Normalbenzin und eine weitere für Motorenöl. Der Erdtank für Benzin fasste lediglich 2.000 Liter und wenn dieser Tank leer war, dann gab es halt kein Benzin mehr, bis ein Tanklaster für Nachschub sorgte. Im Winter konnte das schon mal ein paar Tage dauern.

Damals betankten die Autofahrer ihr Fahrzeug auch nicht selbst, sondern es gab dafür den Tankwart. Der Preis für einen Liter Benzin war über Wochen, ja Monate, gleich und änderte sich dann mal um einen oder zwei Pfennige. Immer, wenn der Preis sich änderte, kamen mit der Post entsprechende Aufkleber mit Ziffern. Diese beiden Ziffern wurden dann nebeneinander auf die Zapfsäule geklebt. So sahen die Kunden dann den neuen Literpreis.

Die Uhr an der Zapfsäule zählte nur die abgegebene Litermenge. Der Preis für das bereits getankte Benzin wurde nicht angezeigt. Eine Umdrehung des großen Zeigers bedeutete die Abgabe von einem Liter Benzin, der kleine Zeiger rückte nach jedem Liter ein Stückchen weiter und zeigte dann am Ende die getankte Menge an. Auch für einen Grundschüler war es damals kein Problem, zehn- oder zwanzigmal den Literpreis zu multiplizieren und dann den Betrag zu kassieren. Und ein kleines Trinkgeld gab es auch oftmals.

Es gab aber auch Zeitgenossen, die mich auf die Probe stellten und für 10 Mark tanken wollten. Dann musste der Horst beispielsweise ausrechnen wie viel Benzin man bei einem Literpreis von 59 Pfennig dafür bekommt (na, wieviel? Aber ohne Taschenrechner ausrechnen, den hatte ich auch nicht!) Nachdem das einmal passiert war, war ich das nächste Mal natürlich vorbereitet und mancher Kunde war dann von meinen Rechenkünsten überrascht.

Damals fuhren auch Autos mit so genanntem Gemisch. Zum Beispiel das Goggomobil unserer Gemeindeschwester Johanna. Der kleine Kofferraum des Goggo bestand praktisch nur aus dem Tank. Da kam dann im Verhältnis 1:25 erst das Öl hinein und entsprechend Benzin dazu. Danach wurde der Tank verschlossen und der Treibstoff mit einem Stab durchgemischt. Wenn Schwester Johanna dann den Hof verließ kam eine blaue Wolke aus dem Goggo, wie man das heute nur noch bei Trabbis kennt. Als die Tankstelle Mitte der 70er Jahre geschlossen wurde, kostete der Liter Benzin 65 Pfennige.

Zur 1200-Jahr-Feier von Halsdorf im Jahr 2002 habe ich die beiden Säulen noch einmal an ihrem alten Standort aufgestellt. Zusammen mit einem Oldtimer war das auch für mich eine schöne Erinnerung an meine Kindheit.

Bürgerreporter:in:

Horst Becker aus Wohratal

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