Das Geheimnis des riesigen schwarzen Kastens
Im Gotischen Viertel der Hansestadt fällt ein riesiger schwarzer Kasten auf, und zwar befindet er sich in unmittelbarer Nähe des Marienkirchturms. Doch der Schleier des Geheimnisses ist schnell gelüftet, denn ein Blick durch eine der seitlichen Luken zeigt, hier wird ein altes Kellermauerwerk vor Witterungseinflüssen geschützt.
Es handelt sich jedoch nicht um das Fundament irgendeines historischen Bürgerhauses, sondern um den Unterbau der Alten Schule, eines der bedeutendsten profanen gotischen Gebäude in Deutschland. Wie die Alte Schule, die während eines Luftangriffs im April 1945 zerstört wurde, einst aussah, zeigt neuerdings ein Modell im Eingangsbereich der Ausstellung „Wege zur Backsteingotik“ am Marienkirchturm. Über den möglichen Wiederaufbau dieses geschichtlich herausragenden Bauwerks wird allerdings in Wismar noch gestritten.
Touristen können sich in Kurzform über die Geschichte der Alten Schule anhand der Texttafel informieren, die neben dem Marienkirchturm steht:
- 1351 wurde die Alte Schule erstmals im Stadtbereich der Hansestadt Wismar erwähnt. Es handelte sich um ein lang gestrecktes Gebäude, das in der Mitte durch eine Brandmauer geteilt war. Jede der beiden Hälften wurde durch Fachwerkwände in drei gleich große Klassenräume gegliedert. Die Alte Schule war ein herausragendes Beispiel der Backsteinbaukunst im hochgotischen Stil, das im Ostseeraum zu den Spitzenleistungen des Profanbaus gehörte. Das Gebäude war mit Blenden, Friesen und Zinnen reich gegliedert, rote und grüne Glasuren schmückten die Backsteine der Wandflächen und die vielfältigen Formsteine der Zierglieder.
- 1880 wurde die Alte Schule durchgreifend restauriert. Den Unterlagen aus dem 19. Jahrhundert ist zu entnehmen, dass es darum ging, die originale Bausubstanz zu erhalten. Das Haus sollte künftig als Museum genutzt werden.
- 1881 konnte das Museum für Kunst und Altertum mit seinen Sammlungen in die Alte Schule umziehen. Auch der Keller wurde als Ausstellungsraum genutzt.
- 1945 im April wurde die Alte Schule bei einem Luftangriff so schwer getroffen, dass die Reste des Gebäudes schon zwischen 1946 und 1948 abgebrochen werden mussten. Der Bestand des Kellers wurde mit Schutt verfüllt und überpflastert.
- 2001 wurden bei ersten Grabungen kleine Teile des Kellermauerwerks freigelegt. Die Grabungs- und Sanierungsarbeiten am Denkmal konnten in den nachfolgenden Jahren fortgesetzt werden.