Ausstellung im Phantechnikum Wismar: Urlauberschiff „Fritz Heckert“ und seine tragische Geschichte

GTMS „Fritz Heckert“, Maßstab 1 : 100, Modellbau Wolfgang Rehbein. Das Modell der „Fritz Heckert“ entstand 1961 parallel zum Bau des Originals. Foto: Helmut Kuzina
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  • GTMS „Fritz Heckert“, Maßstab 1 : 100, Modellbau Wolfgang Rehbein. Das Modell der „Fritz Heckert“ entstand 1961 parallel zum Bau des Originals. Foto: Helmut Kuzina
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Eine Ausstellung im Phantechnikum erinnert an das damalige Urlauberschiff „Fritz Heckert“, das seinerzeit auf der früheren Mathias-Thesen-Werft in Wismar gebaut worden war und als eines der berühmtesten Urlauberschiffe der DDR galt.

In der Ausstellung werden bis zum 3. Mai 2020 zahlreiche Exponate, Fotos sowie Film- und Tondokumente gezeigt. Die in Zusammenarbeit mit Zeitzeugen erarbeitete Schau präsentiert die 40-jährige Geschichte des Gasturbinen-/Motorschiffs „GT/MS Fritz Heckert“ vom Baubeginn 1959 und dem Stapellauf 1960 bis zu seiner Stilllegung und schließlich zum Abwracken auf einem indischen Schiffsfriedhof.

Dargestellt werden die Fakten des weißen Passagierschiffs, das für viele Wismarer ein „symbolträchtiges Urlauberschiff war, dessen Zukunftsvision sich mit dem Bau der Mauer erledigt hatte.“ Bereits 1961 fand die letzte Fahrt des Gasturbinen-/ Motorschiffs „GT/MS Fritz Heckert“ ins kapitalistische Ausland statt, weil vorher mehr als 20 Menschen, unter anderem die Schiffsärztin und der zweite Ingenieur, „abgestiegen“ waren.

In der Ausstellung heißt es zum 13. August 1961:

  • „Die Schließung der innerdeutschen Grenze stellte die Verantwortlichen für die Reiseplanungen des Urlauberschiffs vor ein Dilemma. Die nächsten geplanten Reisen des Jahres 1961 ins Schwarze Meer und ins Mittelmeer mussten sofort abgesagt werden. Es gab zu viele Gelegenheiten für Fluchtvesuche durch DDR-Bürger.
  • In höchster Eile war nun ein neuer Fahrplan zu erstellen. Hier zeigten sich die Grenzen der Einsatzmöglichkeiten für das Schiff, das für vierwöchige Reiserouten ins Mittelmeer und Schwarze Meer sowie vierzehntägige Fahrten in die Ost- und Nordsee konstruiert war.
  • So waren zum Beispiel alternative Reisen ins sozialistische Kuba ohne Zwischenstopp nicht durchführbar. Für solch eine Reise waren 21 Seetage nötig. Dafür waren die Provianträume zu knapp bemessen. Trinkwasser und Treibstoff hätten für diesen Zeitraum nicht ausgereicht.
  • Der Einsatz des Schiffes in den noch verbleibenden Fahrtgebieten, etwa in der Ostsee zu den polnischen oder sowjetischen Häfen, hätte wetterbedingt hohe Ausfallzeiten bedeutet. Gelänge es nicht, das Urlauberschiff von beispielsweise November bis April an ausländische Unternehmen zu verchartern, würden dem FDGB erhebliche, kaum vertretbare finanzielle Verluste entstehen.
  • Die wirtschaftlichste Lösung wäre es wohl gewesen, die FRITZ HECKERT so schnell wie möglich an ein anderes sozialistisches Land zu verkaufen. Weil der Bau des Urlauberschiffs zum großen Teil aus Spenden und freiwilligen Arbeitsleistungen finanziert worden war, weil Planung und Bau auf Initiativen von SED und FDGB zurückgingen und weil alle diese Dinge mit einer beispiellosen öffentlichen Kampagne begleitet worden waren, verwarf man derartige Überlegungen, wenn sie denn überhaupt aufkamen, sofort wieder.“

Dezember 2019, Helmut Kuzina

Bürgerreporter:in:

Helmut Kuzina aus Wismar

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