Eine Seefahrt, die ist lustig ...
Feuilleton
Wind von vorne …
Neinoman … was war das für ein schöner Tag. Der Sonnenschein tropfte in großen Haufen vom nordseeblauen Himmel – und das schon morgens um sechs. Wir wollten mit alle Mann auf Helgoland los. Wir, das waren zehn Mannsbilder, von denen jedes einzelne von sich meinte, weder Tod noch Teufel zu scheuen.
Den vorausgegangenen Abend hatten wir noch gemeinsam bis weit nach Mitternacht mit Skatspielen zugebracht.
Einmal im Jahr ergab sich das nun einmal so, und zwar immer zur Pferdemarktszeit. Männer brauchen ja auch mal etwas für sich. Für sich alleine.
Und nun hockten wir alle miteinander zuhauf auf unserem schmucken weißen Bäderschiff, das Kurs auf Helgoland angelegt hatte. War der Wind beim Leinen losmachen so ein wenig aus Südost am brisen, hatte er sich nun total zur anderen Seite der Windrose gedreht. Aus Nordwest brachte er auf seinen Schultern einen leichten Geruch von den englischen Inseln mit.
Die Wangerooger Ostkante lag wohl schon ein Glasen achteraus, als das Schiff anfing zu tanzen.
Wie eine gutbepackte Deern in einer morgenländischen Tanzdiele drehte sich der Dampfer iN der Mitte hin und her – ging mit mit dem Bug abwärts – hob den Achtersteven in die Luft – es war eine reine Freude, sich das anzusehen. Der Sturm verhielt sich exakt so, wie die Mannsbilder die einer orientalischen Tänzerin bei ihrer Darbietung zuschauen – er war am pusten und schnauben und trieb immer größere Wellenberge über das Wasser dahin.
Es war nur man gut, das wir mit dem Essen fertig waren. Die Teller und Schüsseln wären sonst glattweg von den Tischen gesegelt.
Labskaus hatten wir zum zweiten Frühstück gegessen – so wie es sich für Seebären gehört. Und so wie es sich für Seebären gehört, steusterten wir mit alle Mann nach draußen auf’s Vorschiff.
Weil ich noch meine Reiseutensilien vom Fußboden bergen musste, die beim ertsen Wippen von der Back geschliddert waren, war ich der Letzte in der Reihe.
Wir mussten uns sputen, um noch einen Platz zu ergattern. An der Reling drängte sich nämlich schon eine stattliche Menge Fahrgäste, die das Spiel der Wellen beobachteten. Ich hatte gerade einen halben Schritt durch das Schott auf das Vorschiff getan, als die See mit einer Riesenwelle das Vordeck überflutete. Genau in diesem Moment kann einer der kopf- und seefesten Mannsbilder sein kurz zuvor teuer bezahltes Labskaus nicht bei sich behalten – lässt es nach draußen fliegen – und die Welle schmeißt mir das komplette Seemannsessen inklusive saurer Gurke und Rührei über den Körper. Nass wie eine Katze waren wir ja nun ohne Ausnahme alle miteinander – nur mir hing noch für zehn Mark Labskaus an Ohren und Schultern. Und was sagt mein Freund Claas da ganz trocken, als er sich zu mir umdreht und die Bescherung sieht?
Wart man eben, mein Jung (dabei ist er noch drei Tage jünger als ich) ich hol Dir schnell einen Löffel, denn brauchst Du den guten Kram nicht mit den Fingern zu essen.
ee
++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++
Wind van vöörn …
Nääman, wat wee dat för’n moien Dach. De Sünn’nschien drüppel in groode Bülten van d’ Hääven – un dat all schmörgens üm särß. Wi wulln vandoach up Helgoland doal. Wi – dat ween tein Mannsbiller, van dat elkseen van sükk meen, hee schöö nich Dod un Düüvel. De verleeden Oabnd harn wi noch aal Mann bit Middennacht över d Schoatspill herseeten. Eenmoal in d’ Joahr geböör dat so – jümmers to de Peermarkstied. Mannslüü bruuken joa ok moal wat för sükk allenich. Un nu hukelden wi aal tohoop up een schmukked witted Schkipp, dat Kurs up Helgoland anlächt har. Wee de Wind bi d’ Liin’n losmoaken aal so’n bietji ut Süüdoost an küseln, har hee sükk nu heel noa dee anner Kant hendreit – ut Noordwest broch he up sein Pukkel lichten Röäk van de ingelsch Eilands mit.
De Wangerooger Oostkant leech woll all een Gloasen achter ut, as dat Schkipp anfung to danzen. As een goodbepakkt Maidji in een orientoalschen Danzdeel drei sükk dat Schkipp in d’ mirden hen un her – gung vöörn andoal – till sein Achterenn’n in de Lücht – dat wee de reine Freud. De Stiem verhull sükk jüüst so as de Mannslüü, de bi sowat tokieken – he wee an hiem’n un schnuuven, un dreev jümmers gröttere Bulgen över dat Woater hen. Man good, dat wi all mit de Äteree kloarween. De Tellers un Schöädels ween anners man so van de Toafel seilt. Labskaus harn wi äten – so as sükk dat för Seelüü geböört. Un so as sükk dat för Seelüü geböört, stooven wi ok mit aal Mann noa buten up dat Vöörschkipp. Weil ik noch mien Kroameree van de Grund bargen muß, de bi dat eerste Wüppen van de Bakk schleddert wee, wee ik de letzde in de Riech. Wi mussen us beiilen, üm noch Bott to krieg’n – an d’ Süllbord stunn näämich all een heelen Drufel Foahrgasten to kieken. Ik hebb man jüüst eeen Stapp dör dat iistern Schott up dat Vöörschkipp doan, neit de See mit een Gewaltsbulgen doröver wäch. Jüüst in disse Momang kann een van de kopp- un seefasten Mannsbiller sien Labskaus nich bi sükk holln – lett dat noa buten fleegen – un de Bulgen schmieten mi de heele Äteree över d’ Liev. Natt as’n Katt ween wi nu joa aal mitnanner – blossich mi hung noch vöör tein Mark Labskaus an Oohrn un Liev andooal – un wat sächt mien Frünnd Cloas drööch to mi, as he sükk to mi ümdreit: Tööv man ähm – ik hoal di furss een Lääpel – denn brukst du dat nich mit de Füüsten to äten.
ee
Bürgerreporter:in:Ewald Eden aus Wilhelmshaven |
9 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.