Gockel an der Kirchenmauer in Wennigsen
Teuflische Geschichten: Der Gockel - Hahn an der Kirchenmauer in Wennigsen (deutsch)

Kloster Wennigsen
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Der Gockel an der Kirchenmauer

An der Südseite der Wennigser Klosterkirche findet man in einem Sandsteinquader eine Verfärbung, die aussieht wie ein „Gockelhahn“. Viele Betrachter des Sandsteins fragen sich seit Jahrhunderten: Wie kommt der Hahn in den Sandstein?
Es gibt natürlich eine ganz simple Erklärung. Es handelt sich um eine ganz normale, aber auffällige Verfärbung in einem Deister-Sandsteinquader, wie er nun mal im Deister gefunden und wohl um 1.500 (Hundert)  für die Erweiterung der Klosterkirche verwendet wurde.

Teufelswerk

Aber, so einfach ist die Erklärung nicht. Der Gockelhahn ist „Teufelswerk“!!

Hierzu gibt es die nachfolgende Sage vom Gockelhahn an der Kirchenmauer zu Wennigsen:

Das Kloster Wennigsen wurde nachweislich im 12. Jahrhundert gegründet. Die erste Urkunde gibt es aus dem Jahr 1224.
Zuvor hat es aber schon eine kleine Kirche mit einem Wehrturm, im romanischen Stil erbaut, gegeben.

Das Kloster Wennigsen kam durch Schenkungen, Erbschaften und Zukäufen im 13. und 14. Jahrhundert zu Reichtum. Ein florierender Ablasshandel mit Anbetung der „SchwarzenMadonna“ machte es zudem weit über die welfischen Landesgrenzen hinaus bekannt.
Wo es Kirchen, Klöster und gottesfürchtige Menschen gibt, ist der Teufel nicht weit.

Teuflische Unterwanderung der Nonnen

Ihm gelang es, durch seine teuflischen Unterwanderungen, dass sich die Nonnen, die Klosterdamen und schließlich der ganze Konvent zunehmend weltlichen Lustbarkeiten hingaben. Das ganze geschah wohl so Mitte des 15. Jahrhunderts.

Obwohl die Nonnen mehrfach ermahnt wurden, musste sogar der Welfenherzog Wilhelm I mit seinem Prior Busch nach Wennigsen kommen, um die Nonnen wieder auf die Ordensregeln des Heiligen Augustinus hinzuweisen.
Der Teufel musste untätig zusehen, wie ihm seine sichergeglaubten Seelen, wieder genommen wurden. Er schwor auf Rache.

Die Rache des Teufels

Der Satan wollte mit allen Mitteln verhindern, dass die Kirche und das Kloster zu Wennigsen wieder ein Hort von gottesfürchtigen Menschen wird.
Als dann, man schrieb wohl das Jahr 1.520, die Obrigkeit beschloss die Kirche nach Süden hin zu verbreitern, um noch mehr Christen Platz darin zu bieten, reichte es dem Teufel.
Verkleidet als Steinmetz, sabotierte er den Bau. Er ließ nachts immer wieder ganze Wände zum Einsturz bringen.
Die Steinmetzmeister vermuteten ganz schnell, dass das nicht mit rechten Dingen zugeht.
Aber wer war der Unhold, der ganz früh morgens, noch vor dem ersten Sonnenstrahl sein Unheil trieb? Man legte sich auf die Lauer, aber genau an diesen Tagen passierte nichts.
Aber eines Tages, die Sonne war im Osten wohl gerade ein Finger breit aufgegangen, krähte der rote Hahn des Schweinehirten so kräftig und laut, dass die Steinmetze, die in ihren Baubuden nächtigten, wach wurden und eiligst auf die Baustelle liefen. Die Steinmetze blickten in das Gesicht eines Kollegen, der bei diesem Licht betrachtet, ganz klar der Teufel war. Seine Hörner und der kleine Schwanz verrieten ihn und er roch auch noch nach Schwefel. Nun hatte man den Saboteur auf frischer Tat erwischt.

Der Hahn auf dem Steinquader

Bevor der Satan flüchten konnte, packte dieser den roten Hahn und schleuderte ihn mit den Worten: „Du verdammter Hahn hast mich verraten“ gegen den Steinquader, den er selbst tags zuvor an diese Stelle gesetzt hatte.
Der Wurf war so gewaltig, dass der Abdruck des Hahns noch heute ganz klar ersichtlich ist.
Das südliche Seitenschiff der Wennigser Kirche konnte danach ohne weitere Zwischenfälle vollendet werden.

Der Hahn ist nicht wirklich tot

Wer nun meint, der rote Hahn ist tot, der hat sich geirrt. Zu besonderen Ereignissen soll er heute noch krähen und die Menschen im Kloster und in Wennigsen warnen, wenn Unheil droht.
Überliefert ist, dass der Hahn im März 1626 „im 30 jährigen Krieg als Tilly`s Truppen kurz vor Wennigsen standen“, so laut gekräht hat, dass die Klosterdamen und ein großer Teil der Wennigser Bauern noch rechtzeitig durch einen unterirdischen Gang Richtung Lemmie und weiter nach Hannover fliehen konnten. Die damalige Domina von Heimburg soll dieses Ereignis in einem Bericht überliefert haben.
Der Eingang des Stollens im Turm der Kirche ist zurzeit nicht mehr zugänglich. Man berichtete aber, dass mutige Bergleute bei früheren Umbauarbeiten im Kloster (wahrscheinlich 1905-1909) mehrere hundert Meter weit im Stollen waren und dass dieser in Richtung Lemmie ging. Das würde den Fluchtweg in Richtung Hannover bestätigen.

Der Abdruck des roten Hahns an der Kirchenmauer zu Wennigsen hat alle kriegerischen Ereignisse überdauert. Er ist nach wie vor weithin sichtbar und man könnte ihn sogar als „Schutzpatron“ von Wennigsen betrachten. Viele Besucher kommen jährlich nach Wennigsen, um den "Gockelhahn" an der Kirchenmauer zu besichtigen. Irgendwie hat er etwas Besonderes.
Frei nach Winfried Gehrke (03.2019)

Quellen:

Quellen: Kloster Wennigsen Vielfalt unter einem Dach Klosterkammer Hannover
Evangelische Klöster in Niedersachsen Klosterkammer Hannover Auflage 2008
Wennigsen 1200 -2000 Ein Lebenslauf Auflage 1999
750 Jahre Wennigsen (Deister) Auflage 1950
 Aus Wennigsens Vergangenheit Beiträge zur Ortsgeschichte Auflage 1973
 Winni`s Märchen und Geschichten Auflage 2017

Bürgerreporter:in:

Winfried Gehrke aus Wennigsen

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