Der Blanke Teich im Deister
Der Blanke Teich im Deister
Ein Stauteich für den ehemaligen Steinkohlebergbau am Bröhn Wennigsen
Blanke Teich am Eltenrundweg
Auf dem Weg zu den Wasserrädern von Wennigsen oder von der Wennigser-Mark kommend, sieht man gleich hinter den Bergehalden der ehemaligen Kohlegruben Bröhner- und Dorotheen-Schacht eine Teichanlage, den sogenannten „Blanke-Teich“. Es handelt sich um ein Relikt aus der Zeit der Steinkohleförderung im Deister. Der Blanke Teich liegt überwiegend in dem Wennigser-Klosterforst, das Westufer gehört zu den Landesforsten Niedersachsen (Revierförsterei Georgsplatz).
Der Bröhn
Der gesamte Bergrücken zwischen Forellenbach (Wennigser Mark/Georgsplatz) bis hinauf zum Annaturm (Deisterkamm) wird „der Bröhn/ in alten Unterlagen auch Brön“ genannt.
Östlich wird der Bergrücken Bröhn etwa durch die „Wasserräder – am Eltenrundweg gelegen“ begrenzt. Das Wasser für den Betrieb der Wasserräder stammt, aus den Schichtenquellen des Feldbergs.
Erste Kohleförderung im Deister
In diesem Bereich soll die erste Kohleförderung im Deister um 1640 erfolgt sein. Auf dem Weg zu den Wasserrädern (am Eltenrundweg) weist eine Hinweistafel nahe den Halden vom Bröhner – und Dorotheen-Schacht auf die erste Kohleförderung im Deister hin.
Die Deisterkohle ist in mehreren Schichten eingelagert im sogenannten Wealden-Sandstein und stammt aus der Unterkreidezeit (ca. 120 Millionen Jahre alt).
Belegt ist, das um 1696 der Graf von Platen-Hallermunt die Förderrechte am Bröhn gepachtet hatte. Einhundert Jahre später ca. 1797 erscheint der Kalkhändler Stukenbrock aus Linden (Hannover-Linden) als Pächter
Ehe 1807 der Kalkbrenner Johann Egestorff aus Linden (Hannover-Linden) die Bröhner – Schachtanlagen übernahm. Diese wurden bis 1900, mit einigen Unterbrechungen, betrieben.
Wealdensandstein - Wealdenkohle
Zunächst wurde die Wealdensteinkohle ausschließlich aus Schächten, sogenannte Pingen die bis zu 60 Meter tief waren, gefördert. Wenn eine Kuhle erschöpft war, legte man eine neue Pinge (Kuhle) an. Diverse Halden und Pingen sind noch im Gebiet des Bröhns zu erkennen. Die Kohle wurde über eine Haspel an die Oberfläche gefördert. Haspel (Bergbau) Als Haspel werden im Bergbau sämtliche Zug- und Hubwinden zur Betätigung von Zug- und Förderseilen bezeichnet.
Die Förderung aus dem Bröhner- und Dorotheen-Schacht erfolgte zunächst im Göpelbetrieb mit Pferden. Der Bergingenieur Hesse (Steiger) hat später den Förderbetrieb auf Wasserkraft umgestellt. Dazu ließ er, nach dem Vorbild des Harzer- Wasserregals, einen Stauteich anlegen.
Der Stauteich
Der Stauteich wurde später „Blanke-Teich“ genannt - und um 1852 - 1866 angelegt. Seinen Namen hat er von einem Bergmann Blanke (vermutlich Heinrich Blanke), der nach unbestätigten Quellen dort Selbstmord begangen haben soll. Aus anderen Quellen ist zu erfahren, dass es sich bei dem Ereignis um einen Arbeitsunfall gehandelt haben soll. Bergmann Blanke hatte die Aufgabe, den Schieber an der Staumauer zu betätigen. Hierbei soll es zu dem tragischen Unfall gekommen sein. Leider gibt es keine Unterlagen der Knappschafts-Berufsgenossenschaft, diese wurde erst später gegründet. In der Häuserliste der Gemeinde Wennigsen ist aber der Name Blanke um 1863 und 1870 in der Bergmannstrasse vermerkt.
Betreiber der Bröhner Schachtanlagen war zu jener Zeit der Fabrikant Georg Egestorff aus Linden (Kalkbrennereien, aus den „Egestorff-Werken ging später die HANOMAG hervor).
Nachdem die Schächte am Bröhn an den Entwässerungsstollen „Tiefer Stollen“ oder auch „Georg-Stollen genannt“ angeschlossen wurden, konnte man mit der Schwerkraft des Wassers die Kohle aus bis zu ca. 100 Fuß (ca. 30 Meter) effektiv nach oben fördern. Durch Rohre und Rinnen (teilweise aus Holz) wurde das Wasser an die Schachtöffnungen geleitet. Dort befüllte man einen Blechkasten mit Wasser, der durch sein größeres Gewicht den ebenfalls an einer Kette mit Umlenkrolle befestigten Kohlebehälter heraufzog. Das Wasser wurde im sogenannten Schachtsumpf ausgekippt und floss im „Tiefen Stollen“ bis zum heutigen Waldsportplatz/Finnhütten und weiter in den Wennigser Mühlbach.
Tiefer Stollen - Georg-Stollen
Das Mundloch des „Tiefen Stollens“ ist am Waldrand noch zu erkennen. Da das Wasser sehr eisenhaltig ist, haben sich rötliche Ablagerungen gebildet, an manchen Tagen riecht das Wasser auch stark nach Schwefel. Der „Tiefe Stollen“ ist nahe des Waldrandes teilweise eingebrochen, den Streckenverlauf kann man erkennen. Allerdings sollte man die Einbruchstellen nicht betreten, es könnte sehr gefährlich sein. Durch die genannten Stollenanlagen zur Wasserführung wurde das ganze Tal trockengelegt, es heißt heute noch: „Trockener Grund“
Die Stollen am Bröhn zählten damals zu den ergiebigsten Stollen im mittleren Deisterbereich.
Einstellung der Kohleförderung um 1900
Nach Einstellung der Kohleförderung um 1900 blieb der Stauteich erhalten. Im Laufe der Zeit versumpfte der Teich immer mehr, mehrfach ist er trockengefallen, weil auch die Staumauer undicht war. 1957 wurde die gesamte Anlage um den Blanke Teich rekonstruiert, der Staudamm mit Beton abgedichtet, eine grottenartige Sitzgelegenheit geschaffen und der Teichboden wurde verdichtet. Die Firma Ernst Clodius (Opel-Clodius) hat offenbar die Wiederherstellung der Teichanlage gesponsert und ließ anlässlich des 25 Betriebsjubiläums eine geschnitzte Bildtafel errichten. Allerdings zeigt die Bildtafel ein Eimerketten-Schöpfwerk und nicht die tatsächliche Fördertechnik.
Der Heimatkundler Fritz Lauenstein (Wennigsen) hat zur Fördertechnik eine Zeichnung erstellt (siehe Bild).
Pflege des Blanke Teich
Viele Jahre betrieb und pflegte der Fischereiverein Wennigsen die Teichanlage, aus Kostengründen (hohe Pacht an die Klosterforsten - Klosterkammer) wurde der Pachtvertrag gekündigt.
In den 1990 ziger Jahren wurde unter Aufsicht und Mitwirkung des Naturschutzbeauftragten von Wennigsen, des ehem. Forstamtmanns Kurt Müller die Anlage nochmals entschlammt und gründlich erneuert. Kurt Müller war auch Mitglied im VVV Wennigsen, der an den Reparaturarbeiten beteiligt war.
Zurzeit 2021 versumpft der Stauteich wieder, angeblich aus Kostengründen (Entsorgung von Schlamm als Sondermüll ??) sehen die Klosterforst Wennigsen und die Landesforsten keine Möglichkeit den Blanke Teich wieder zu entschlammen und zu pflegen.
Wanderwege
Auf dem Wanderweg zu den Wasserrädern, bietet die Anlage um den „Blanke Teich“ eine willkommene Rastanlage mit Tisch und Sitzbänken in der sogenannten „Grotte“ und Blick auf die Teichanlage.
Der Blanke Teich ist auch Station des Waldrätselpfades. Diverse Wegweiser am Blanke Teich weisen Wege im Deister, u.a. zu den Wasserrädern oder zum „Gaußweg“, der oberhalb der Teichanlage verläuft und zum Deisterkamm führt.
Eine Wanderung auf dem Eltenrundweg ist interessant und animiert zur Spurensuche aus der Vergangenheit.
Winfried Gehrke 2021
139 Blanke, Heinrich Anbauer 1863 Bergmannstr. 38
139 Blanke, Heinrich, Erben Anbauer 1870 Bergmannstr. 38
Adressbuch Wennigsen Häuserliste
Quellen: Fritz Lauenstein Blanke Teich und Fördertechnik 2017
Der Deister: Natur, Mensch, Geschichte 2017
Der Deister Ein Erlebnis für Wanderer Friedrich Wüllner 1980
Aus Wennigsens Vergangenheit Friedrich Wüllner 1973
Zeitungsbericht HAZ/Calenberger Zeitung 22.09.2021 Ist der Blanketeich noch zu retten?
Zeitreise 1754 - 2004 Wennigsen-Argestorf Einblicke in die Geschichte der Forstgenossenschaft 2004 Heintz Wöltje und Wolfgang Hennes
Wolfgang Hennes Zeitungsbericht aus 2001
Bürgerreporter:in:Winfried Gehrke aus Wennigsen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.