Stuttgart 21: Demokratie-Stunde des Herrn Grube (DBAG)
Stuttgart 21: Demokratie-Stunde des Herrn Grube (DBAG)
Im Blick auf das Demokratie-Verständnis scheint in BRDLand eine sehr geteilte Lage vorzuherrschen. Es kommt dabei erkennbar deutlich auf den Standort in der gesellschaftlichen Hierarchie an. - Dass alles in allem Demokratie genau genommen eine sich gegenseitig bedingendes Element aller an den demokratischen Strukturen beteiligten darstellt, ist dabei in wachsendem Maße deutlich bei der sogenannten Machtelite zu erkennen.
Allein auf der Ebene der sozusagen Regierenden und Opponierenden werden zwar alle paar Jahre mal die Jacken getauscht, doch ein wirklicher Bezug zur Mehrheit im Lande wird dabei schon lange nur noch als Lippenbekenntnis auf den Markt getragen. Schließlich und endlich wird übermäßig mit dem Fraktionszwang regiert und es werden sogar gute Gründe ins Feld geführt, die dieses Gefühl des Sachzwanges und des Gehorsams irgendwelcher Vordenker gegenüber noch demokratisch erscheinen lassen sollen. Darum sind auch ausfallende Worte der aktuellen Regentin nur noch mit Bitternis als billige Dummheit zu verstehen.
Wenn sich aber ausgerechnet der Nachfolger im Amt meines Freundes Hartmut im Hause „Deutsche Bahn AG“ (DBAG) zu einer Nachhilfe-Stunde im Fach „Demokratie“ im Besondern unter Berücksichtigung der zu dick geratenen Schwelle vorm Kopf aufrafft, dann wird es mehr als peinlich.
„Demokratie bedeutet auch, an Entscheidungen festzuhalten“ (Zitat Dr. Rüdiger Grube).
Übersetzt heißt das je nach Standort und Sichtweise: „ICH WILL ABER, da könnt Ihr machen was Ihr wollt. Ihr hättet auch dagegen stimmen können, ich hätte es sowieso gemacht!“ und das erinnert fatal an seinen seltsamen Vorgänger im Amt.
Aber es kann auch eine andere Übersetzung für diesen Satz geben. Damit wäre dann ein in der deutschen Demokratie-Geschichte schon häufiger aufgetretene Phänomen wieder auferstanden: Mit dem Mäntelchen der lupenreinen Demokratie wird der letzte Schwachsinn, ja selbst menschenverachtende Maßnahmen beschlossen und gleich danach gibt es nicht nur absolutes Denk- und Redeverbot, sondern (auch das bietet die deutsche Geschichte der letzten 90 Jahre gratis) der Maulkorb wird gleich bei Strafandrohung mitgeliefert.
Wer sich einen GRUBEnBAHNHOF bauen lassen möchte und auf dem Bahnsteig der Mapushallen sein Denkmal mitgeliefert bekommen möchte, dem kann man nur noch vorhalten: Das habt Ihr schon zusammen geSCHUSTERt.
In BRDland gibt es inzwischen schon genügend Beispiele, dass sogar demokratisch mit Urkunde und Siegel legitimierte Bauvorhaben privater Bauherrn, als Null und Nichtig erklärt wurden und sogar der vorhandene Neubau abgerissen werden musste. - Begründung: Man hatte sich geirrt.
Aber bei „Stuttgart 21“ kann es keinen Irrtum geben, weil es keinen geben darf.
Es ist bei den allen großen Vorhaben der letzten Jahre in BRDland erstaunlich, wie sibyllinisch die macht-eitlen Demokratie-Vertreter mit dem offenkundig lästigen Volk umgehen. Dazu bedarf es nicht einmal mehr des Stuttgarter Modells. - Notfalls hebelt man – wie in Sachen Niedersachsen Landtag – eben mal ein für alle anderen weiterhin geltendes Gesetz in Sachen Denkmalschutz aus den Angeln - ach so, stimmt gar nicht – siehe Nordstemmer Bahnhof, da darf die DBAG auch einfach ein Denkmal verkommen lassen, bis es abbruchreif ist! - Aber wehe, Klara Müller baut die falschen Fenster ins geschützte Haus!
Herrn Grube sollte wir zu einer Nachhilfe in Sachen Demokratie schicken, und er soll sich die Herren Mappus und Schuster gleich mit unter den Arm nehmen, sie können alle noch viel lernen.
„Warum kümmern sich die Bürger nicht früher um ihre Rechte!“ - Gestatten, das geht in Wirklichkeit nur auf dem Papier – und das Papier verstanden ja nicht einmal die Stadtverordneten, die angeblich all die Jahre darüber beraten und beschlossen haben. Und dass dieses „Nichtverstehen“ kein Einzelfall ist, werden einem Historiker allein die Durchforstung der bundesdeutschen Tageszeitungen offenbaren. - Im Raum Hemmingen (nicht das bei Stuttgart) gelang es einer Ratsversammlung sogar, dass sie nach einem Abstimmungsmarathon zur schon damals viel zu lange schmorenden Umgehungsstraße sich dermaßen eingelullt vorfanden, dass ihre Beschlüsse Ende des Sitzungstages nicht mehr zueinander passten, sich geradezu gegenseitig widersprachen. (Die HAZ berichtete in den 1980er Jahren darüber) – Und das war „nur eine“ Umgehungsstraße.
Ein Blick in die Fachpresse des Eisenbahnwesens zeigt bereits seit dem Auftauchen der ersten Pläne: Es geht nur auf dem Plakat um ein nachhaltige wirkendes Verkehrsprojekt. Die damals schon von den befragten Instituten ermittelten Prognosen kamen nie auf einen wirklichen Kosten-Nutzen-Faktor, der erkennbar über 1.0 hinausgeht. Schon die auf europäischer Ebene frühzeitig eröffneten Prognosen, dass allein der ÖPNV auf der Schiene bis 2030 zunehmen wird, fanden in dem Projekt „Stuttgart21“ gar keinen Widerhall. Wenn dann auch noch die gewünschte Verkehrszunahme im Personenfernverkehr eintreten sollte, würde das aktuelle Tunnelprojekt schon bei der Fertigstellung in ca. 12-15Jahren nicht mehr ausreichen. Aus Erfahrungen ist dann mit einer Umleitung des ÖPNV zu rechnen. - Herr Grube mag sich um solchen Kleinkram einen feuchten Kericht scheren, doch das Stimmvieh an den Urnen kann eben auch rechnen.
Interessant sind dann auch die ohne wirkliche Sachkenntnisse verschmolzenen Schlaureden des Stuttgarter Häuptling und seines Mentoren im Landtag, Mappus – fröhlich dumm bereichert um die Würze der Regentin in Berlin. An Stuttgart21 wird sich die deutsche und württembergische Zukunft entscheiden und messen lassen. Kann es sein, dass „Zukunft“ gleichzusetzen ist mit „CDU“? - Schon der CDU-Bundesparteitag Anfang der 1970er Jahre in Hannover war ja überschrieben mit dem bedrohlichen Wort „Wir gestalten die Zukunft“.
Demokratie sind schon ein paar mehr, als nur die, die sich ein Denkmal setzen wollen. - Könnte es sein, dass es gar nicht um wirklich um eine Verkehrsverbesserung geht, sondern nur um Prestige? „...dann wird es der modernste Bahnhof der Welt sein!“ - aber wer benötigt wirklich ein neues Superlativ. Wenn in „Wendisch-Eventorf“ oder „Neetzendorf“ und wie sie alle heißen, die Orte bei der die Bahn sich einen Dreck um die wartenden ein- und aussteigenden Fahrgäste kümmert, dann interessiert es die Fahrgäste dort nicht im geringsten, dass Herr Grube, mit seinem Demokratie-Firlefanz in Stuttgart21 sich im Glanz einer Dummheit sonnen kann.
Wann kommen die Frankfurter oder die Münchner denn endlich mit ihrer Tunnel-Idee auf die Bühne? In Mannheim wollte mein Freund Hartmut den Bahnhof gleich ganz aus der Stadt herausholen. - Die Köln-Frankfurter Rennstrecke wird noch viele Jahre brauchen, bis sie in die Nähe der Wirtschaftlichkeit kommt, das gleiche stellte sich schon für die Route Hannover-Würzburg heraus.
Herrn Grube sollte man mal im Beisein sein der Umweltkanzlerin das sich abzeichnende Drama an der Küste vorführen. Da werden demnächst nicht mal die Güterverkehre mangels Trassen für die notwendigen Güterzüge vorhanden sein, weil das Geld in Stuttgart gebraucht wird. Die Oberrhein-Strecke kommt nicht allein wegen der berechtigten Bürgereinsprüche nicht aus dem Engpass heraus. Inzwischen bahnt sich ein ähnliches Drama im Ost-West-Verkehr an. Es gäbe so viele Felder, die wirklich dringend angegangen werden müssen, Aber für die Strecke Paris – Bratislava
sollen 25 Minuten herausgebuddelt, eine Stadt zur Dauerbaustelle gemacht – für das pro Tag vielleicht tatsächlich mal eine fahrende Zugpaar auf dieser Strecke. - Es gab da schon mal so einen Vogel in der Zentrale der DBAG, der sagte öffentlich registriert, dass eine Zugfahrt über 4 Stunden eine Zumutung sei und darum flog er auch so gerne und wollte darum auch unbedingt Berlin-Tempelhof als Flughafen erhalten sehen – genau: mein Freund Hartmut!
Wenn Demokratie zum Eigennutz verkommt, verrät sich der Verteidiger der Demokratie schon durch seine Argumente. Aber das Lachen fällt dennoch schwer!
Bürgerreporter:in:Christel Pruessner aus Dersenow |
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