Zuversicht statt Verzagtheit
Heute von Ludwig Ganghofer lernen
Welden. Im Holzwinkel erlebte der Volksschriftsteller Ludwig Ganghofer prägende Jahre seiner Kindheit. Was „Ludovico Magnifico“ – wie Hermann Bahr ihn nannte – uns heute noch zu sagen hat, lotete Dr. Ludwig Lenzgeiger im Rahmen einer Führung aus.
„Ich kam am 7. Juli 1855 auf die Welt. Sie gefiel mir gleich. Und sehr“, ließ Dr. Ludwig Lenzgeiger den Dichter Ganghofer selbst zu Beginn der Führung zu Wort kommen. Entlang dieses kurzen aber vielsagenden Ausspruches des in Kaufbeuren geborenen Schriftstellers entwickelte Lenzgeigers seinen, also „Ludwigs Ganghofer“, für die zahlreichen Gäste, die sich unter der Überschrift „Ganghofer für Lausbuben, Politiker und die, die es werden möchten“ auf den Weg begaben.
Vom Weldener alten Festplatz lief die Gruppe auf den Spuren des jungen Ganghofers in den nahe gelegenen Forst, der das Leben und Denken dieses zur Prinzregentenzeit meistgelesenen Volksschriftsteller erlebbar machte. „Zwei Dinge, die Ludwig Ganghofer maßgeblich prägten, lassen sich im Holzwinkel authentisch erleben. Zum einen der Wald, der für den kleinen Buben und auch den arrivierten Schreiber immer Heimat und Sehnsuchtsort war. Zum anderen der von ihm so geliebte ehrliche, einfach und gute Men-schenschlag, der im ‚aus der Welt gerückten Holzwinkel‘ aus Ganghofers Sicht erhalten geblieben ist“, so der Adelsrieder Lenzgeiger. Entlang des Weldener Lausbubenweges erfuhren die Teilnehmer von so manchem Streich des jungen Ludwig und von so manch prägender Begegnung, wobei Lenzgeiger nicht allein über die Kindheit und Jugend referierte, sondern ein Gesamtbild Ganghofers zeichnete. Dabei empfahl er Manuel Knoll, Direktkandidat für den Bayerischen Landtag, und Carolina Trautner, Staatsministerin a.D. und Landtagsabgeordnete, als begleitenden Politikern von Ganghofer zu lernen. Der Volksschriftsteller habe mit konsequentem und zugleich tatkräftigem Optimismus in die Zukunft geblickt und diese gestaltete, habe sich nie als Untertan, sondern immer als liberaler, gestaltender Patriot begriffen und sei für Meinungsfreiheit wie die Wertschätzung der einfachen Menschen eingetreten.
„Ganghofer war zeitlebens und darüber hinaus, nicht zuletzt durch die Heimatfilme der 1950er Jahre, ungemein erfolgreich, weil er sich nicht an kleine elitäre Gruppen wandte, sondern an die breite Masse der Menschen, die er mit unverhohlener Zuversicht bedachte. Statt Schwarzmalerei und Weltuntergangsfantasien bot er Zukunft, war er fleißig und ließ sich von seinen Neidern, die ihm seinen Optimismus zeitlebens übel nahmen, nicht beirren“, resümierte der Germanist und Historiker Lenzgeiger. Er habe dabei das Bild Bayerns im Freistaat selbst, in Deutschland, aber auch weltweit wie nur wenige Schriftsteller neben ihm geprägt und gestaltet, wodurch er einen zeitlosen Identifikationspunkt geschaffen habe. „Näher am Menschen, Heimat und Hightech“, so Lenzgeiger, „das hätte auch dem technikbegeisterten Literaten gefallen, der zeitweise Physik studierte, selbst das neumodische Fahrrad begeistert nutze und zugleich gehaltvolle historische Romane verfasste.“
Bürgerreporter:in:Ludwig Lenzgeiger |
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