"Wir wollen mitreden!" – Kinder fordern Mitsprachrechte
„Da lassen uns die Großen nie mitbestimmen, obwohl wir das wollen.“ Laura ist acht Jahre und sitzt an einer Beteiligungsinsel. Auf dem Tisch liegen Plakate, Wachsmalkreiden, Buntstifte, Legosteine, Erdnüsse und Trauben. „Schule und Mitbestimmung von Kindern“ ist das Thema dieser Beteiligungsinsel. Nadine und Nina stimmen Laura zu. Sie wollen mitbestimmen, wie der Pausenhof gestaltet wird. Auch über den Zeitpunkt der Klassenarbeiten wollen sie mitbestimmen können. Mit am Tisch sitzen zwei Vertreter der DLRG-Jugend Hessen, Patrick Burghardt, jugendpolitischer Sprecher der CDU und Marc Bocklet, jugendpolitischer Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen. Sie hören den Wünschen der Kinder aufmerksam zu.
„Partizipation von Kindern“ war das Thema des diesjährigen Café Contact der DLRG-Jugend Hessen, das am Samstag, den 27. März 2010 stattfand. Rund 50 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene aus ganz Hessen trafen sich im Jugendgästehaus Hubertus, um mit Politikern darüber zu diskutieren, wie man Kinder besser am gesellschaftlichen Leben beteiligen kann. Mit dem Cafe Contact läutete die DLRG-Jugend Hessen das Landeskinderjahr 2010 ein.
„Unsere Gesellschaft braucht aktive Kinder und Jugendliche – große und kleine ‚Helden’, die in Vereinen und Verbänden mitmachen und mitgestalten wollen und die sich für die Interessen der Gleichaltrigen einsetzen.“ sagte Jürgen Banzer, Minister für Arbeit, Familie und Gesundheit in seinem Grußwort. Kinder seien die Entscheidungsträger von morgen. Gerade deswegen sei es wichtig, die Kinder so früh wie möglich in Entscheidungsprozesse einzubinden. Mit diesen Wort überreichte der hessische Minister, der die Schirmherrschaft für das Landeskinderjahr übernommen hat, ein Geschenk. Der Landesjugendvorsitzende der DLRG-Jugend Hessen Mathias Fahrig versprach, dass man neue Wege gehen und Neues in Kindermitbestimmung wagen wolle. Einen ersten Schritt sei man schon gegangen, in dem die DLRG-Jugend Hessen auf eine Altersbeschränkung im aktiven Wahlrecht abgeschafft habe.
Das Mitbestimmungsrechte für Kinder sind arg beschnitten, stellten die Teilnehmer der Beteiligungsinsel „Wahlrecht für Kinder“ fest. Kinder dürften ab der zweiten Klasse den Klassensprecher wählen, aber dann passiert lange nichts mehr. Es gibt keine Steigerung in den demokratischen Mitwirkungsmöglichkeiten. Das große Potential, dass Kinder haben wird nicht abgerufen. Eine Gemeinde sollte an die Schule gehen und die Kinder befragen, wenn sie einen neuen Spielplatz bauen wollen. Eine weitere Forderung ist der Ausbau der Kinder- und Jugendparlamente.
„Ich glaube, das Fazit aus den Diskussionen ist, dass es keinen Grund gibt, Kinder nicht zu beteiligen.“ lautet das Resumée des familienpolitischen Sprechers der SPD, Gerhard Merz. Anfangs ist es sicher schwieriger und langwieriger, aber hinterher wird es die Sache deutlich erleichtern. Patrick Burghardt hat vom Cafe Contact viele Anregungen zum Thema „Partizipation und Schule“ erhalten und will sich dafür einsetzen, dass Kinder und Jugendliche in der Kommunalpolitik mehr beteiligt werden.
In allen der sechs Beteiligungsinseln wurde deutlich, dass Erwachsene Kinder ernster nehmen sollten. Kinder sagen, was ihnen gefällt und was nicht. Sie wollen ihre Meinung sagen, werden meistens von den Erwachsenen nicht gehört. Und manchmal haben Kinder Angst mitzureden, weil sie befürchten, dies könnte sich zum Beispiel auf die Note niederschlagen.
Christian Mick, jugendpolitischer Sprecher der FDP, nimmt einen konkreten Vorschlag von der Beteiligungsinsel „Kinder gestalten ihre Umgebung“ mit nach Hause. Er will zusätzlich zu seiner Bürgersprechstunde ebenfalls eine Kindersprechstunde einführen. In dieser möchte er für die Kinder seines Wahlkreises da sein und sich mit deren Anliegen beschäftigen.
Wie sieht das Resumée von Cafe Contact aus Sicht der Kinder aus? Viele Ideen habe sie kennen gelernt, sagt Anna, 11 Jahre. Sie wünscht sich, dass vieles davon umgesetzt wird. Hanne, 9 Jahre, nimmt die Erfahrung mit nach Hause, dass man sich trauen kann, den Erwachsenen was zu sagen.
Bürgerreporter:in:Christian Momberger aus Gießen |
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