TETRA versus BOS@GSM - Warum ist BOS@GSM keine brauchbare Alternative
Neulich lese ich im Traunsteiner Tagblatt in einem Leserbrief aus Waging die Frage, warum man nicht BOS@GSM an Stelle TETRA einführt. Man könnte dann die Masten der Mobiltelefone nutzen.
Der Frage bin ich nachgegangen:
Warum ist „BOS@GSM nicht als Alternative zu TETRA für den digitalen Behördenfunk in Deutschland bzw. Bayern geeignet?
· TETRA ist ein internationaler Standard für digitale Bündelfunksysteme, die speziell für Betriebsfunk entwickelt und genutzt werden. Bündelfunksysteme vereinen die Möglichkeiten eines klassischen Betriebsfunknetzes mit den Funktionen eines Telefonnetzes. Durch die sog. Bündelung von Kanälen kann eine deutliche höhere Kapazität im Funksystem erreicht werden. Zudem sind spezielle Funktionen wie z.B. DMO oder die Gruppenbildung mit schnellen Funkaufbauzeiten möglich.
· BOS@GSM ist eine auf das bestehende, mittlerweile weltweit standardisierte, GSM System adaptierte Lösung. Dabei werden außerhalb des Standards durch spezifisch entwickelte Lösungen die Funktionen eines Betriebsfunksystems nachgebildet. Da die Anforderungen an ein öffentliches Telefon- und mittlerweile auch Datenfunksystem andere sind als die an ein Betriebsfunksystem (z.B. DMO, Gruppengespräche), stellt diese Lösung für einen flächendeckenden Einsatz eher eine Hilfskonstruktion als eine an den Bedürfnissen ausgerichtete Lösung dar.
· Der wesentliche Unterschied liegt in den für das System entwickelten Funktionalitäten, die bei TETRA die Basis der Entwicklung und Weiterentwicklung waren, während bei BOS@GSM dies ein nicht standardisiertes Add On wäre. Jede Weiterentwicklung von Betriebsfunkbedürfnissen würde bei BOS@GSM zu einer erweiterten Sonderentwicklung führen. Bei TETRA ist es Teil der Weiterentwicklung des Standards. Hinzu kommt, dass dadurch, dass BOS@GSM eine herstellerspezifische Anpassung des GSM Standards wäre, eine große Abhängigkeit von einer Firma bzw. einem Konsortium und damit auch kein bzw. nur eingeschränkter Wettbewerb entsteht.
· BOS@GSM greift grundsätzlich auf die Infrastruktur eines kommerziellen, öffentlichen Mobilfunknetzes zurück, bei dem die Versorgung der kommerziellen Vertragskunden im Vordergrund steht. Dies gilt sowohl für die Funktionalität als auch für die Versorgungsgebiete.
· Ein wesentliches Merkmal des BOS-Netzes ist, dass es bei allen Einsätzen von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdiensten ausfallsicher und zuverlässig funktionieren muss. Damit ein Funknetz dies erfüllen kann, werden nicht nur hohe Anforderungen an die Funkversorgung und die Verfügbarkeit des Systems gestellt. Es sind auch verschiedene, unterschiedliche Schutzmaßnahmen notwendig, um etwa Sachbeschädigungen, Vandalismus und Sabotage zu verhindern. Alle diese Anforderungen erfüllt ein öffentliches Mobilfunksystem ohne spezielle Entwicklungen nicht.
· Systeme mit höheren Frequenzen weisen zudem ungünstigere Ausbreitungsbedingungen auf als Systeme mit niedrigeren Frequenzen. Dadurch ist die Versorgung z.B. von Wäldern, Tälern und Gebirgslagen und auch die Versorgung von Gebäudeinnenräumen deutlich schwieriger.
Ich freu mich schon auf eine sachliche Diskussion
Bürgerreporter:in:Rund um Vachendorf aus Vachendorf |
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