VORHARZ: KLOSTER WÖLTINGERODE - HARLYBERG
Mein Freund, mit dem ich über Jahrzehnte unzählige Harzwanderungen unternommen hatte, ist leider plötzlich verstorben. Um nicht allen wandern zu müssen, suchte ich mir im Internet eine passende Wanderung aus. Der Harzklub Zweigverein Bad Harzburg hatte eine Frühlingswanderung in den Harly vorgesehen. Leider unterlief mir mit dem Datum der geplanten Wanderung ein Fehler. Erst als ich am Treffpunkt am Klosterkrug in Wöltingerode vergebens auf die Wandergruppe wartete, bemerkte ich meinen Irrtum. Da mir die Gegend völlig unbekannt war, bekam ich ein großes Problem. Als erstes erkundigte ich das weitläufige Kloster Wöltingerode. Auf der ehemaligen Burg der Grafen von Wöltingerode wurde 1174 ein Benediktinerkloster gegründet. Bereits im Jahre 1184 wurde daraus ein Zisterziensernonnenkloster. In seiner wechselvollen Geschichte war es zeitweise auch ein lutherisches Kloster. Während der Bauernkriege wurde es geplündert. Im Jahre 1809 kaufte der Jude Israel Jacobsen das ,während der französischen Fremdherrschaft aufgelöste, Nonnenkloster und nutzte es landwirtschaftliches Gut. Auch das währte nicht lange. 1813 nach Sturz Bonapartes, kam das Bistum Hildesheim zu Hannover. Da Juden nach damaligen hannoverschen Gesetz kein Landbesitz haben durften, musste Jacobsen das Klostergut an die hannoverschen Regierung abtreten. Letztendlich wurde im Jahre 2008 aus dem vierflügeligen Klostergebäude ein Hotel geschaffen. Auch die seit 1682 bestehende Klosterbrennerei wird erfolgreich weiter geführt. Interessant ist auch die ehemalige Klosterkirche. Im östlichen Teil der kreuzförmigen Basilika - aus dem 12 Jahrhundert - befindet sich heute eine ökumenische Kirche. Sie kann für katholische wie auch für evangelische Gottesdienste genutzt werden. Diese Kirche wird auch für Hochzeiten genutzt. Als eine weitere Besonderheit befindet sich im Nordflügel des Querhauses ein Holzsarkophag mit einem, aus Lindenholz geschnitzten, Christusleichnam. Im westliche Teil der Klosterkirche, mit dem im 18. Jahrhundert angebauten barocken Turm, befindet sich in der ehemaligen Krypta ein Konzert- und Veranstaltungsraum für 250 Personen.
Nachdem ich mir einen ersten Überblick über das Kloster Wöltingerode geschaffen hatte, wollte ich mir den, im Vorharz parallel zum Harzgebirge verlaufenen Harlyberg, auch Harly genannten, Höhenzug ansehen. Das seit 1966 bestehende Landschaftsschutzgebiet hat nur eine Größe von 6,5 Quadratkilometern bei einer Länge von 5,8 km und einer Breite von 1,5 km. Der Höhenzug ist ausschließlich mit Laubbäumen bewachsen. Dadurch sind die Waldschäden gegenüber dem nahen Harz, der größtenteils aus reinen Fichtenwaldbestände besteht, sehr gering. Am Rande des Harly befinden sich mehrere ehemalige Kalisalzschächte. Von 1881 bis zu dem im Jahre 1930 erfolgten Wassereinbruch im Schacht I. wurde dort Kalisalz gewonnen. Auf der höchsten Erhebung des Harlys befindet sich der, vom schon erwähnten Juden Jacobsen im 19. Jahrhundert errichtete, Aussichtsturm. Allerdings ist der, im Jahre 1986 renovierte Aussichtsturm, nur im Sommerhalbjahr Sonntags geöffnet. Ich hatte, da ich am Sonnabend dort war, leider keine Möglichkeit von der Plattform des Aussichtsturm einen Blick auf das Vorharzland zu werfen. Über einen schmalen Kammweg wanderte ich, an vielen Frühlingsblühern vorbei, in östlicher Richtung weiter. Der dort weit verbreiteten Bärlauch, mit seinem betäubenden Geruch, war leider schon verblüht. Am Osterberg angekommen, ging es relativ steil wieder hinunter. Unten angekommen wählte ich einen Wanderweg, der mich am Rande des Pfeifenbaches zum sogenannten Mittelweg führte. Anschließend gelangte ich über einen Feldweg zurück zum Parkplatz am Klosterkrug in Wöltigerode. Leider war mir ein Besuch des Schacht I. sowie des nahe gelegenen Okertals aus Zeitgründen nicht möglich. Trotz alledem wurde es noch eine sehr interessante Wanderung.
Bürgerreporter:in:Gerd Horenburg aus Aschersleben |
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