Coaching für Mitarbeiter im Rettungsdienst
Im Einsatz mit Gehörlosen Menschen mit Behinderungen - Wir verstehen uns auch ohne Worte
Die Verständigung zwischen Patienten und Rettungskräften ist für eine gute Versorgung unerlässlich. Was aber, wenn das Gegenüber nicht hören kann? Dieser Herausforderung stellten sich Mitarbeiter aus dem Rettungsdienst des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) im Landkreis Günzburg mit einer speziellen Fortbildung zum Thema „Umgang mit Gehörlosen Menschen im Rettungsdienst“.
Die Veranstaltung fand im Wohnheim St. Antonius des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW) in Ursberg statt. Im DRW leben insgesamt 220 Menschen mit Hörbehinderung und weiterem Assistenzbedarf in verschiedenen Häusern und Wohngruppen, bei denen immer wieder eine Notfallversorgung durch den Rettungsdienst erforderlich ist.
Ziel war es, die Rettungskräfte auf die besonderen Bedürfnisse der gehörlosen Patienten vorzubereiten und ihnen Strategien an die Hand zu geben, wie sie in Notfallsituationen effektiv kommunizieren können.
Durchgeführt wurde der praktische und theoretische Unterricht von der Heilerziehungspflegerin Melanie Greiner und der gehörlosen Altenpflegerin Anja Schorer, beide Mitarbeiterinnen in St. Antonius. „Oft reicht es schon, natürliche Gebärden zu beherrschen, um einen ersten Kontakt herzustellen und den Patienten zu beruhigen“, erklärt Anja Schorer. Hilfreich sind eine positive Mimik und eine gute Körpersprache. Wenn die Helfer gestresst und hektisch wirken, überträgt sich das auf die Patienten und verunsichert sie stark.
Besonderer Wert wurde auch auf die Vermeidung typischer Missverständnisse gelegt. Fr. Schorer brachte wertvolle Informationen aus ihrer Lebenserfahrung, im Alltag als Gehörlose, ein und erklärte: gehörlose Menschen benutzen neben Gebärden auch intensive Mimik und Körpersprache, um ihre Gefühle auszudrücken.
Im Notfall können nonverbalen Signale jedoch leicht fehlinterpretiert werden. Das Rettungsdienstpersonal wurde sensibilisiert, auf solche Signale richtig zu reagieren.
Während des Trainings wurden auch verschiedene Notfallszenarien durchgespielt. Drei gehörlose Klientinnen und Klienten des DRW nahmen mit großer Freude an den Fallbeispielen teil. „Die Praxisübungen haben uns sehr geholfen, Hemmschwellen abzubauen“, waren sich die die Teilnehmer/innen einig.
„Wir sehen diese Fortbildung als wichtigen Baustein, um im Notfall auf die individuellen Bedürfnisse gehörloser Patienten im DRW eingehen zu können“, so Alexander Donderer, Rettungsdienstleiter des BRK Günzburg. Er freut sich, gemeinsam mit Stefan Schnitzler (Einrichtungsleitung St. Antonius), über die gelungene Kooperation zwischen BRK und DRW.
Bürgerreporter:in:Sabine Kappelmeier |
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