Victoria Falls Marathon 2013
Ein Lauf-, Veranstaltungs- und Reisebericht eines Halbmarathonteilnehmers in Victoria Falls/Simbabwe - Teil 2 -
Die Athleten betreten bei Erreichen der simbabwischen Grenzkontrollstelle den Grund des prähistorischen Sambesi. Sie befinden sich nun auf einer Art Halbinsel. Auf der linken Seite befinden sich in einer Schlucht in etwa 400 Metern Entfernung die jetzigen Victoriafälle. 300 Meter auf der rechten Seite sind vor rund 10.000 Jahren die Wasser über die Abbruchkante in eine andere Schlucht gefallen. In Strömungsrichtung hat sich dieser Vorgang mehrfach wiederholt, dass man heute von First Gorge (heutige Fälle) bis Fifth Gorge zählt (wenn man so will vor 40.000 Jahren). Auf Google Maps kann man das Phänomen hier (-17.924679,25.855079) ganz gut betrachten.
Den Grundstock für den zickzackförmigen Verlauf des Sambesi´s in einem tiefen Canyon haben glühende Basaltmassen bei der Erkaltung vor 150 Mio. Jahren geschaffen. Im erkaltenden Basalt entstanden tiefe Spalten, die dann mit Sand der Kalahari zugeweht wurden. Später suchte der Sambesi seinen Lauf, spülte den Sand heraus und erodierte auch die Verbindungswege aus dem harten Basalt. Weil die Spalten nicht parallel verliefen, bildeten sich die typischen Spitzkehren heraus.
Nach dieser Etappe mit prähistorischer Exkursion erreichen die Laufsportler den für mich schönsten Teil der Strecke, die Sambesibrücke. Zur frühen Morgenstunde ist die Stimmung einmalig. Die Luft ist noch kühl und die Sonne steht über den sambischen Victoriafällen knapp über dem Horizont. Weiße Wolken steigen aus der 1,6 Kilometer langen Schlucht auf. Nicht wenige Teilnehmer vergessen Uhr und neue Bestzeiten, halten an und fotografieren durch den Canyon einen Ausschnitt der Fälle. Die Brücke hat eine Gesamtlänge von 200 Metern. 130 Meter tiefer tosen die Wasser der gesamten Fälle durch die schmale Schlucht. So wie hier vieles im Land „very British“ ist, wurde die Stahlbogenbrücke vor über 100 Jahren in England gebaut und nach Simbabwe geschafft.
Ab Mitte der Brücke befinden sich die Sportler in Sambia. Genauso problemlos wie der Grenzübertritt im Laufschritt von Simbabwe erfolgt war, passieren sie nach einigen hundert Metern die Grenzabfertigungsstelle in Sambia. Die Grenzabfertigung für Lastkraftwagen ruht für die Veranstaltungszeit. Bis zum Wendepunkt in wiederum einigen hundert Metern ist die Strecke für Straßenbenutzer eintönig, da überwiegend zugewachsen. Von dem Kraftwerk, das sich auf der rechten Seite 200 Meter von der Straße entfernt unten in Gorge 3/Gorge 4 befindet, ist nichts zu sehen. Ebenso von der Wasserentnahmestelle kurz vor den Fällen (oben). Dabei handelt es sich in diesem Bereich der Canyons um eine absolut spektakuläre Landschaft. Die erschließt sich aber in erster Linie nur mit einen Hubschrauberflug (Foto Nr. 9 im Album „Victoria Fälle“).
Über den Zambezi Drive erreichen die Athleten die erste Getränkestation (-17.912598,25.841222). Direkt unter einem riesigen Baobab hat der Veranstalter eine außergewöhnlich schöne Wasserstelle für die Aktiven eingerichtet. Zusätzlich gib es von einer afrikanischen Musikgruppe flotte Rhythmen für das Tempo.
So auf Trab gebracht gelangt das Feld nun langsam in den Zambezi Nationalpark. Weiter führt der Weg an der A´Zambezi River Lodge vorbei zum Parktor in die bereits oben erwähnte Wildbeobachtungszone. In einem großen Bogen führt der Parcours auf der zweiten Pendelstrecke in Richtung Victoria Falls Safari Lodge. Die Sonne macht sich mehr und mehr bemerkbar und die Elefantenwarnschilder tauchen auf. Aber alles bleibt ruhig. Stattdessen haben die Läufer mit der Steigung zur Safari Lodge zu kämpfen. Oben angekommen warten zur Belohnung Mitarbeiter an einer privaten Verpflegungsstation mit Getränken, Apfelsinen und Livemusik.
Nach einem Kilometer taucht der Ortsrand von Victoria Falls auf. Die Ausdauersportler laufen durch die halbe Stadt bis zur Hauptstraße Livingstone Way (A8), biegen zweimal rechts ab und kommen zur Kazungula Road, an der sich das Stadion mit dem Ziel (-17.933417,25.819051) befindet. Deren Ausdauer wird aber noch einmal so richtig auf die Probe gestellt, als sie hinter dem Sportstätteneingang feststellen, wie lang noch der Weg zum ersehnten Ziel ist.
Der Stadionsprecher begrüßt mich kurz vor dem Ziel mit Namen, Alter und Herkunftsland. Ich will noch einmal richtig Gas geben, aber die afrikanische Sonne hat mich auf den 21 Kilometern treu begleitet. Verzichte auf Endspurt und großes Finale. Laufe gemessenen Schrittes die letzten Meter. Bekomme meine Medaille. Bin einfach nur glücklich und befürchte, dass ich noch feuchte Augen bekomme.
Matthias Gerkum (Geschäftsinhaber) und Werner Otto (Seniorpartner) von Werner Otto Sportreisen haben die Reise zum Victoria Falls Marathon begleitet. Es war meine erste Reise mit dem Unternehmen und ich bin begeistert von der kompetenten und sympathischen Art der beiden. Sie und örtliche Reiseführer/Guides haben sich intensiv um zehn Laufreiseteilnehmer gekümmert. Höhepunkt der Expedition in´s südliche Afrika war für mich die Teilnahme am Lauf inmitten zweier Nationalparks, entlang der Victoriafälle und durch zwei Länder. Die Veranstaltung mit 432 Finishern (42 km und 21 km) ist recht überschaubar, aber trotzdem wird eine bemerkenswerte Abschlussfeier im Stadion der Victoria Falls Primary School geboten.
Auf der Anschlussreise nach Botswana erlebten die Laufreisenden ein echtes Abenteuer im Okavango Delta auf der Nxaragha Insel. Im Camp Okavango (-19.134455,23.101142) schlafen sie mitten in der Wildnis in Zelten. Nichts ist eingezäunt. Es gibt keine Straßen, kein Fernsehen, Radio, Telefon oder Handynetz – nur reichlich Tiere ringsherum. Bis hin zu Elefanten und Krokodilen. Bei Dunkelheit dürfen die weit verstreuten Zelte nur in Begleitung eines Rangers aufgesucht und verlassen werden. Einzige Verbindung zur Außenwelt ist das Zwei-Wege-Radio des Lodge-Managers und der Buschflieger – der allerdings nur bei guter Sicht fliegt. Selbstverständlich werden vorher auf der 890 Meter mit Gras bewachsenen Landebahn die Antilopen verjagt.
Bürgerreporter:in:Rainer Lingemann aus Uetze |
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