Victoria Falls Marathon 2013

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Ein Lauf-, Veranstaltungs- und Reisebericht eines Halbmarathonteilnehmers in Victoria Falls/Simbabwe - Teil 1 -
Eigentlich wollte der Berichterstatter in das Heimatland der ostafrikanischen Wunderläufer. Äthiopien stand in diesem Jahr ganz oben auf der Wunschliste für Laufreisen. Informationen von Teilnehmern am Great Ethiopian Run in Addis Abeba ließen ihn aber davon Abstand nehmen. Die Mängel in Reiseablauf und Durchführung des größten Volkslaufs in Afrika mit 30.000 Teilnehmern schreckten den erfahrenen „Länderläufer“ von seinem Vorhaben ab. Eine viel kleinere Veranstaltung mit nur rund 500 Finishern in Victoria Falls (an den gleichnamigen Fällen) in Simbabwe hatte der Laufreiseveranstalter Sportotto zum ersten Mal in seinem Programm. Dieser Lauf, die Anschlussreise nach Botswana an den Chobe-Fluss und in das Okawango Delta überzeugten den Ausdauerläufer aus der Region Hannover sofort.

John Addison, der Gründer des Tourismusunternehmens Wild Frontiers hat den Econet Victoria Falls Marathon ins Leben gerufen. Neben dem Marathon wird ein Halbmarathon und ein Fun Run über fünf Kilometer angeboten. Das Besondere an dieser Veranstaltung ist zum einen, dass die Athleten auf der Victoria-Falls-Brücke laufend die Grenze zu Sambia passieren und eine ein Kilometer lange Wendeschleife absolvieren. Zum anderen findet der gesamte Lauf mit Ausnahme des Stadtgebiets von Victoria Falls (17.000 Einw.) im Sambesi Nationalpark und Victoria Falls Nationalpark statt. Und dort streifen Tiere umher, die man in Zoos nur hinter besonders gesicherten Absperrungen zu sehen bekommt.

Den ersten Eindruck vom Umgang der Simbabwer mit wilden Tieren erhielt die zwölfköpfige Gruppe in ihrem Hotel A´Zambezi River Lodge. Das Hotel liegt zwischen Sambesi und der Mosi-Oa-Tunya-Road, die 600 Meter weiter zum Parktor führt. Zäune um die Hotelanlage gibt es nicht, obwohl auf der anderen Straßenseite der Nationalpark beginnt. Am Parkplatz neben dem Weg zur Rezeption steht ein Schild „Wild animals can be dangerous. Do not feed, play or go near them“. Dort, wo der Hotelgarten am Sambesi endet, steht ein nett gemeinter Warnhinweis auf einem Brett in Form eines Fischs „Beware of Crocodiles“. Schon am ersten Tag habe ich tagsüber eine Rotte Warzenschweine beobachtet, die aus der knochentrockenen Savanne in den saftiggrünen Hotelgarten einfiel. Ebenso hatten dort Paviane viel Freude an den knackigen Grünpflanzen. Bei Dunkelheit hielt sich zur Abendessenszeit ein Elefant auf dem Hotelgrundstück auf. Er war, ebenso wie mehrere Flusspferde zu anderer Stunde, durch den Sambesi geschwommen. Für diese Situation waren die Laufsportler von der Reiseleitung vorbereitet worden: Nicht den Raum zwischen Flusspferd und Gewässer betreten, da die massigen Tiere dies als Bedrohung empfinden und sofort angreifen würden. Krokodil gab es jedoch nur am Abendbüfett, völlig ungefährlich, fein in Streifen geschnitten, zart und in kleinen Portionen.

Im Flyer des Vic Falls Runs geht der Veranstalter auf die besonderen Umstände des Laufs ein. Er weist darauf hin, dass der Lauf in einem Nationalpark stattfindet. Bewaffnete Parkangestellte werden unterwegs sein. Er warnt die Athleten: „If you are running – and you see any big game (elephant/buffalo etc.) – STOP and wait for it to pass“. Auf der Rückfahrt von der Startnummernausgabe im Kingdom Hotel entdecke ich auf dem Parcours, der auch an der A´Zambezi Lodge vorbeiführt, ein Verkehrsschild: Ein gelbes Quadrat mit einem schwarzen Rand und einem Elefanten darauf, der drohend den Rüssel hebt.

Der Sambesi NP hat eine Fläche von 56.000 ha. Er wird im Norden durch den Sambesi, im Osten durch das Stadtgebiet Victoria Falls, im Westen durch die Grenze nach Botswana und im Süden durch eine Linie weit unterhalb des Chamabonda Drives begrenzt. Von diesem riesigen Bereich hat der Sambesi NP nur zwei Hauptwildbeobachtungszonen: Den Zambezi River Game Drive (den die Laufreisegruppe erkundet hat) mit einem großen Netzwerk von Wegen. Und den 25 Kilometer langen Chamabonda Game Drive im südlichen Park. Beide Beobachtungsgebiete sind nur durch ein Parktor mit entsprechender Melde- und Zahlstelle zu erreichen. Die Straße, auf der die Teilnehmer der Anschlussreise von Victoria Falls/Simbabwe nach Kasane/Botswana gefahren sind (Kazungula Road) führt mitten durch den NP und dient in erster Linie dem Transit.

Am Veranstaltungstag des Vic Falls Run – Sonntag, den 14. Juli 2013 – treffen die Teilnehmer der Sportotto-Gruppe mit ausreichendem Zeitpolster auf dem Parkplatz an der Mosi-Oa-Tunja-Road (-17.927262,25.841013) ein. Es ist noch stockfinstere Nacht und kalt. Die Athleten werden daran erinnert, dass ja nun tiefster Winter im südlichen Afrika herrscht. In der Klimatabelle für Victoria Falls finden sich Tagestemperaturen von 25 °C und Nachttemperaturen von 6 °C. Sehr zu empfehlen ist warme Kleidung für den Startbereich, die erst kurz vor dem Start abgelegt wird.

Um 06:45 h ist es dem Veranstalter hell genug, dass er die Marathonläufer auf die Strecke in Richtung Fälle schickt. Die Atmosphäre ist einmalig. Nach kurzer Übergangszeit kündigt sich die Sonne an und in etwa 1,5 Kilometern zeichnen sich über den Fällen die Mosi Oa Tunja, die donnernden Wolken, am Himmel ab.
Eine halbe Stunde später wird der Berichterstatter im 21-Kilometer-Feld auf die lange Reise durch die afrikanische Savanne gestartet. In 1.200 Metern über dem Meeresspiegel. Unter strahlend blauem Himmel, mit wenig Schatten auf dem Parcours. Minuten später erreichen die Sportler den Stadtrand von Victoria Falls und befinden sich geradewegs im Victoria Falls Nationalpark. Kein Parktor versperrt dem Läuferfeld den Weg und auf der leicht abschüssigen Straße Richtung Grenze nehmen die Halbmarathonläufer ordentlich Tempo auf.

An der rechten Straßenseite taucht plötzlich der erste Zuschauer auf. Ein drahtiger Geselle mit vielen Borsten auf der Haut und vier Beinen. - Ein Warzenschwein. Selbstbewusst steht das wehrhafte Tier mit seinen vier auffälligen Hauern am Straßenrand und beobachtet aufmerksam diese seltsamen Mitglieder einer Rotte, die alle einem Anführer zu folgen scheinen. Ich wäge ab: Foto – oder heile Läuferbeine. Halte Ausschau nach den typischen Anzeichen von Stress oder Aggression: Aufgestellte Nacken-/Rückenhaare und der senkrecht aufgestellte Schwanz. Nichts zu sehen. Das Schwein ist total entspannt. Mittlerweile bin ich schon ein paar Meter weiter. Ein Foto muss aber sein. Ich betrete den Seitenstreifen. Halte die Luft an und mache mein Foto (Nr. 8 im Album „Victoria Falls Run“). Das Warzenschwein ist immer noch fasziniert von dieser Rotte, die auch in seinen Augen planmäßig ein großes Ziel verfolgt. Mir fällt ein Stein vom Herzen und laufe nun entspannt weiter. Warzenschweine erreichen eine Geschwindigkeit bis zu 55 km/h.

Fortsetzung folgt

Bürgerreporter:in:

Rainer Lingemann aus Uetze

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