Unsterbliches Zeitungs-Enten-Futter
Eigentlich wollte ich das sogenannte Public Viewing im Sprachgebrauch durch den sprachlichen Kakao ziehen. Denn das heißt im Amerikanischen nicht etwa Öffentliches (Fernseh-) Schauen, sondern Leichenschau. Genauer, das Ausstellen eines aufgebahrten Leichnams. Zugegeben, ich habe das auch benutzt, einfach kritiklos übernommen von anderen Quellen, bis ich es besser wusste. Das Einflechten von (Schein-)Anglizismen ist ja recht modern in der heutigen Zeit, aber das macht auch einem Unternehmer keinen Undertaker – obwohl das hier bestens zu Public Viewing passen würde.
Ernst Lorch aus Gladenbach ist aber schon im Juni auf die gleiche Idee gekommen, diesen Begriff anzuprangern und geht in seinem Artikel http://www.myheimat.de/gladenbach/beitrag/38305/ sogar noch weiter: Ein Body-Bag ist eben auch nur ein Leichensack, wiewohl in unseren Modegeschäften Body Bags als Umhängetaschen angeboten werden – und Bodys (Bodysuits) im Sonderangebot. Ich mag mir gar nicht vorstellen, was Besucher aus anderen Sprachzonen darunter verstehen...
Wie es auf Wikipedia heißt, wird der eingedeutschte Begriff „Public Viewing“ bei Live-Übertragungen inzwischen auch von englischen Sendern übernommen. Anscheinend muss man hier ein Wort völlig neu erfinden, wenn man erklären will, was viele Menschen vor einer Großbildleinwand tun. Früher sagte man dazu Autokino, nur ist es hier ohne Autos, und das englische Drive-in dafür ist in Deutschland schon einer Fast-Food-Kette (Fast-Nahrungs-Kette?) zugeordnet worden.
Bürgerreporter:in:Moor Frau aus Uetze |
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