19. Aphrodite Halbmarathon und 5 Kilometer - Paphos, Zypern
25. November 2012
Ein Lauf-, Reise- und Veranstaltungs-Bericht
Paphos (Stadt: 27.500 Einw., Stadtregion 51.300 Einw.) scheint mit fünf Stadien ein sportbegeisterter Ort zu sein. Für den Laufsportler werden neben dem Aphrodite Half Marathon der Cyprus Marathon und die International 4-day Challenge angeboten. Auf der anderen Seite weist die Finisherliste des Aphrodite Halbmarathons nur einen Anteil von 24 Prozent an Zyprioten auf. Bei der 4-day Challenge gehen kaum einheimische Läufer an den Start. Möglicherweise will Zypern die Insel mehr für sportlich aktive Touristen attraktiver machen.
Zum fünften Mal habe ich nun am Aphrodite Halbmarathon teilgenommen. Für mich ist die Laufreise nach Zypern immer noch eine gute Kombination von Laufsport und Urlaub zum Abschluss der jährlichen Laufsaison. Laufreiseveranstalter Nils Krekenbaum „Laufreisen – Sportreisen Kreienbaum“ hat in diesem Jahr 46 Teilnehmer (Begleitpersonen der Läufer eingeschlossen) mit seinen zwei Assistenten auf der Mittelmeerinsel umsorgt. Fast täglich haben die Drei Trainingsläufe um 07:30h und 16:30h entlang der Küste oder in Richtung Binnenland begleitet.
Der Aphrodite-Lauf wird vom Cyprus Health Runners´ Club in Nikosia und seinem Präsidenten Mikis Hadjineohyto veranstaltet. Renndirektor Mikis ist im Hauptberuf Lehrer an einer High School in Nikosia. Dort organisiert er auch den Nikosia Marathon. Auf der Vereinsseite (runclub.com.cy) werden die Finisherfotos vom Paphos-Lauf zum kostenlosen Herunterladen angeboten und die Finisherlisten veröffentlicht.
Seit 2009 gibt es auf der Insel den Paphos Running Club (von Debbie Harper). Das ist so etwas Ähnliches wie ein Lauftreff in Deutschland, nur dass hier eine Aufnahme- und Mitgliedschaftsgebühr zu zahlen ist. Für Urlaubsläufer ist die Teilnahme bis zu drei Wochen beitragsfrei.
Am Veranstaltungstag marschieren die Teilnehmer der Laufreisengruppe vom Pioneer Beach Hotel zum 700 Meter entfernten Startplatz im Geroskipou-Stadion. Wie an den anderen Urlaubstagen (mit Ausnahme von einem Tag) scheint die Sonne vom wolkenlosen Himmel. Über dem Stadioneingang grüßt ein Schriftzug „Merry Christmas“ die Athleten. Ein derartiges Weihnachtsgefühl wird den einen oder andere Laufsportler wohl erst im Ziel überkommen, wenn er an die zu erwartenden 25/26 °C für den Tag denkt. Wer einen Sonnenbrand vermeiden will, versucht im Stadion sich erst einmal möglichst lange im Schatten aufzuhalten.
Kurz nach dem Start der 5-Kilometer-Teilnehmer stellen sich die Halbmarathon-Läufer hinter der Startlinie auf. Ich blicke noch einmal zum gnadenlos blauen Himmel und reihe mich ziemlich weit hinten ein. Renndirektor Hadjineophytos gibt um 10:00h den Startschuss und schickt die Athleten erst einmal auf eine Stadionrunde. So kann man sich vor den Herausforderungen den Mitgereisten noch einmal halbwegs frisch präsentieren und fotografieren lassen.
Die Läufer verlassen das Stadion durch das Nordtor und begeben sich auf der Danaes Cycling Lane, die sich im Ausbau befindet, auf die erste Teilpendelstrecke. Es ist beeindruckend, was in der Region an Straßen, Kreiseln und Fußwegen nach meiner Meinung auf Vorrat gebaut wird. Zypern, das kaum über produzierendes Gewerbe verfügt, setzt für die Zukunft optimistisch auf volles Wachstum im Tourismus.
Auf der zweiten Teilpendelstrecke bis zum Wendepunkt bei Kilometer 5,5 herrscht kaum Verkehr. Sie führt zuerst zwischen Feldern und Orangenplantagen, dann parallel am Meer entlang. Die Sportler sind hier noch unter sich. Das ändert sich aber auf der kilometerlangen Poseidonos Ave. Hier stehen Urlauber an den Hotelausfahrten oder gehen auf den Fußwegen und feuern die Aktiven an. Die Strecke ist zum größten Teil nicht abgesperrt und ich nutze teilweise auch den Fußweg. Ein laufender Vater mit Baby Jogger und zwei(!) Kindern darin erhält den meisten Beifall. Er ist allerdings ganz auf die Straße angewiesen. Busse nutzen zum Überholen mit einer Hälfte des Fahrzeugs auch die Verkehrsinseln.
Im Hafen halten sich die meisten Menschen auf. Der junge Vater sahnt Beifall von entzückten Müttern ab. Für die anderen Athleten bleibt kaum etwas übrig. Sie kämpfen ohne Unterstützung gegen die Wärme an. Biegen an der Landmarke „Hafenfestung“ auf den gepflasterten Fußgängerweg ab, der bis zum Wendepunkt parallel der Küste folgt. Während auf der einen Seite das Mittelmeer Kühle suggeriert, befinden sich auf der anderen Seite hinter dem Zaun die Ausgrabungsstätten von Alt-Paphos. Die erste historische Erwähnung von Paphos stammt aus dem 7. Jahrhundert v. Chr., während die auffälligsten Ruinenreste Odeon, Asklepeion und Agora aus dem 3. Jahrhundert stammen. Ein paar hundert Meter weiter kann das geschulte Auge die Reste der alten Stadtmauer (320 v. Chr.) mit den zwei antiken Auffahrrampen zu den ehemaligen Stadttoren von Paphos erkennen.
Zum dritten Wendepunkt geht es nun erst einmal bergab. Während auf der Poseidonos Ave. hier und da ein Palmwedel Schatten gespendet hat, liegt der Schattenanteil auf dem Weg um das archäologische Gelände bei Null Prozent. Endlich erreiche ich die Wendemarke, meine Startnummer wird notiert und ich mache mich auf den Rückweg. Acht lange Kilometer liegen noch vor mir, während die Sonne langsam ihren Höchststand erreicht. Nachdem ich den Hafenbereich durchquert habe, folgt eine kurze, knackige Steigung und – ich muss gehen. Auf den restlichen fünf Kilometern muss ich nun immer wieder zwischen beiden Betriebsarten wechseln. Der Zieleinlauf in das Geroskipou-Stadion gerät mir aber locker und entspannt. Schon der Zufahrtsweg zum Nordtor hat leichtes Gefälle und die Rampe zum Stadionoval beschleunigt mich in´s Ziel. Bei 25 °C und wolkenlosem Himmel. Um zwölf Uhr und nochwas. Ende November. In Zypern.
Am Abend findet nach der internen Siegerehrung der Laufreise-Gruppe Kreienbaum ein Gala Dinner im Pioneer Hotel statt. Eine Sängerin und eine Volkstanzgruppe sorgen für Unterhaltung, bis die Gäste zum Tanzen aufgefordert werden. Die Stimmung steigt. Nicht zuletzt dadurch, das der zyprische Wein in Windeseile immer wieder nachgeschenkt wird. Erstaunlicherweise füllt sich nach der anstrengenden Vormittagsbeschäftigung die Tanzfläche immer mehr mit ausgelassenen Athleten. Gegen Mitternacht wird den Gästen durch Einsammeln von Gläsern und Tischdecken ganz dezent mitgeteilt, dass die Party nun zu Ende ist. Für einige Ausdauerathleten vielleicht zu früh. - Trotzdem war es eine fabelhafte Feier und ein gelungener Abschluss eines mehr oder weniger siegreichen Tages.
Bürgerreporter:in:Rainer Lingemann aus Uetze |
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