Siena: das Herz der Toskana
Schlägt es hier, das Herz der Toskana? Ja, zumindest wenn es nach den Sienesen geht. Für sie ist dieser schon in der Etrusker- und Römerzeit bekannte Ort die schönste Stadt der Toskana.
Seit 1956 ist der historische Kern autofrei, was – zumindest für den Tourismus – positiv ist und seit 1995 wurde die Altstadt von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.
Man kann einfach drauflos bummeln. Verlaufen ist fast nicht möglich. Wir haben im Parkhaus Il Campo geparkt und sind geradewegs auf Sienas bekanntesten Platz, Piazza Il Campo, gegangen. Alle Straßen führen von und nach hier und wer in einen der drei Stadtteile (Terzi) will, muss über Il Campo.
Siena hat nicht nur diese drei Stadtteile, sondern ist auch in 17 Contraden gegliedert. Und diese Contradas sind es auch, die zweimal im Jahr ihre Kräfte in einem Palio messen. Das geschieht am 2. Juli und am 16. August. Dann ist Il Campo voll von Menschen, die „ihre“ Contrada anfeuern: südländisch, fast hitzig.
Bei diesen Pferderennen wird jede der 17 Contraden durch ein Pferd und Reiter repräsentiert, die stets mit den Farben der Contrada geschmückt und gekleidet sind. Pro Rennen sind aber immer nur 10 der 17 Contraden zugelassen und zwar immer jene 7, die im Vorjahr bei dem jeweiligen Rennen aussetzen mussten und 3 Contraden, die durch Los bestimmt werden.
Contraden leiten ihre Namen meist nach Tieren ab. So gewannen im Juli 2007 die Gänse (Contrada dell’Oca) und im August 2007 die Einhörner (Contrada del Leocorno).
Auch den Rest des Jahres sind die Sienesen ihrer Contrada verbunden. Siena hat mindestens ebenso viele Brunnen und so wird ein Neugeborenes mit Brunnenwasser der eigenen Contrada getauft.
Typisch auch die kleinen Schilder neben dem Straßenschild, die immer wieder zeigen, in welcher Contrada man ist, bzw. in welche der Weg führt.
Siena ist seit 313 Bischofssitz und – genau wie Rom – sind Wappen und Wahrzeichen schwarz (nach der Satteldecke des Pferdes von Aschinus) und weiß (nach der Satteldecke des Pferdes von Senius); beide Söhne, die die römische Wölfin gesäugt und aufgezogen hat.
Es war im 11. Jh, als Florenz und Siena sich bekriegten. Doch Siena prägte eigenes Geld und ab 1236 hatte es auch eine freie Regierung. Schon damals bildeten sich die oben erwähnten Condtraden; zeitweise waren es bis zu 80.
1555 unterlag Siena endgültig Florenz. Siena betete in der Not zur Madonna im Dom, die dann half. Das Gemetzel am Monteperti nahm für Florenz ein bitteres Ende: 10.000 fanden den Tod, 12.000 wurden gefangen genommen.
Dante schrieb später, „der Arabia-Fluss hätte sich rot gefärbt …“
Siena blieb die Stadt der Jungfrau; speziell am Palio, wo am 2. Juli der Madonna di Provenzo und am 16. August der Madonna dell Assunta gedacht wird.
In der Kunst war Siena im 14. und 15. Jh führend; die „Sieneser Schule“ prägte Malerei und Architektur.
Bekannte Bildhauer und Baumeister wie Nocola und Giovanni Pisano kamen in die Stadt. Es entstand die Pisano-Kanzel im Dom und auch der Palazzo Pubblico.
Doch in den folgenden Jahrhunderten erging es Siena schlechter. Die Frankenstraße verlor an Bedeutung. Auch heute führt die Autostrada Florenz – Rom weit an Siena vorbei.
Siena liegt auf drei Hügeln. So ist der Il Campo auf 318,9 m (Rathaus), Piazza San Domenico auf 335 m, die Porta Fontebranda auf 286,8 m. Das Kopfsteinpflaster erfordert gutes Schuhwerk.
Wir bummeln Richtung Piazza San Giovanni, Piazza Jacopo della Quercia, Piazza del Duomo und erreichen zuerst das Baptisterium; dann die Crypta delle Statue, das Dombaumuseum und den Dom.
Fast wie im „Zuckerbäckerstil“ bestaunen wir die Fassade der Hauptseite. Der Dom, der an der höchsten Stelle der Stadt steht, wurde 1210 begonnen und die Bauphase zog sich bis ins 14. Jh hinein.
Die Fassade hat Giovanni Pisano zwischen 1284 und 1297 erstellt;
das Chorgestühl baute Fra Giovanni da Verona von 1363 bis 1397.
Wunderschön sind die runden großen Glastfenster und die zweite von Nicola Pisano errichtete Kanzel (1266 – 1268).
Uns zieht es nun über die Via di Città zurück; vorbei an alten Stadtpalästen, hin zur Accademia Chigiana im Palazzo Chigi-Saracini. Seit 1932 ist es eine Stiftung, die jungen Menschen den Zugang zur Musik ermöglicht. Große Namen der Opernbühne haben hier studiert.
Irgendwann aber stehen wir wieder auf dem Il Campo. Es war 1309 (viele sagen, es sei schon früher gewesen), hat der Rat der Stadt Vorschriften zur Bebauung erlassen; 1359 gab es sogar eine „Verschönerungsbehörde“. Hausvorsprünge und Galerien waren nicht erlaubt; es durften nur zwei- und dreibogige Fenster eingebaut werden.
Mitten auf dem Platz steht die Kopie des Brunnens Fonte Gaia (Original von Jacopo della Quercia im Rathaus). Diese Kopie wurde 1868 von Tito Sarrocchi erschaffen; heute ist es Tummelplatz für Jung und Alt und jeder Menge Tauben.
Und – wie schon erwähnt – ist Siena auch Stadt der Brunnen; 25 km Wasserleitung (Bottini) haben die Stadt schon immer mit Frischwasser versorgt.
So, das war ein kleiner – wenn auch nicht vollständiger – Rundgang durch Siena, zu dem all die Bilder passen, die ich in diese Fotogalerie eingestellt habe.
Bürgerreporter:in:Uta Kubik-Ritter aus Uetze |
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