Schwedenhappen
„Jenseits von Bullerbü“ Astrid Lindgren und ihre Werke.
Was kann schöner sein, als ein Buch zu lesen? Richtig – wenn man vorgelesen bekommt. Und vorlesen, das können sie, die Damen Bürkner, Emmelius, Andresen und Co. Besonders, wenn das Thema des Abends die Schriftstellerin Astrid Lindgren, ihre Werke und ihr Leben behandelt.
Astrid Lindgren ist mehr als die Summe ihrer Kinderbücher – und auch wieder nicht. Das Fazit der Lesung war die Erkenntnis, dass eine ganze Menge Lindgren in jedem ihrer Bücher steckt. Oder wie der schwedische Schriftsteller Henning Mankell über seine Kollegin sagte: „Sie ist die Hauptperson in jedem ihrer Romane. Unsichtbar – aber immer gegenwärtig“.
Im Hänigser Haus am Pappaul wurde diese unsichtbare Protagonistin greifbar. Nach den einleitenden Worten durch Heidi Mikoleit verdeutlichte Ruth Andresen den Bezug von der Kindheit Astrid Lindgrens zu ihren Werken. Über die Geborgenheit und Freiheit, die das Kind Astrid in ihrem Elternhaus erfuhr. Die Geschichten, die ihr Vater aus seiner eigenen Kindheit erzählte und die sich in Lindgrens „Michel aus Lönneberger“ wiederfinden, und der Knecht Alfred aus der gleichen Geschichtenreihe ist der Onkel Pelle in ihrer Familie. In „Madita“ verarbeitet die Lindgren Erlebnisse mit ihrer Schulfreundin.
Auch die unabhängige Göre „Pippilotta Langstrumpf“ ist zu einem großen Teil ein Alterego der Schriftstellerin selbst. Dazu las Ruth Andresen Passagen aus Pippi Langstrumpf. Und Annika Dahlgrün, gebürtige Schwedin, überraschte die Zuhörer mit „Pippi Långstrump“ in schwedischer Sprache. Sie hatte auch ein Buch mitgebracht, einen Bildband mit Lindgrenfotos, der zum Ansehen durch die Tischreihen gereicht wurde („Astrids Bilder“, von Jacob Forsell). Überhaupt ging es im Pappaul sehr schwedisch zu. Mit Fähnchen, Zimtschnecken und Kirschwein wurde auch materiell der Bezug zur Lindgren hergestellt und verinnerlicht.
Friederike Emmelius behandelte die Jugend der Schriftstellerin, ihren beruflichen Werdegang, und die traurigsten Kapitel des Abends, die Armut. Vier Gruppen von Menschen hatte Astrid Lindgren ihre besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Den Landstreichern, den Alten, Waisen und Armen. Auch hierzu gab es Texte, unter anderen aus „Madita“ über die Familie Nilsson und einem Erzählband Lindgrens über Armut. Auch hier verzahnen sich Kindheitserinnerungen und Fantasie in den Werken wie auch die Erlebnisse aus ihrem Sommerhaus auf einer Schäreninsel sich in den Büchern über die „Ferien auf Saltkrokan“ manifestieren. Ingrid Bürkner kam es zu, der Betroffenheit des zuletzt Gehörten eine Wende zurück zum Humorvollen zu geben, indem sie aus „Saltkrokan“ vorlas, von Pelle, Melcher, Bootsman und Tjorven.
Abgesehen von den Informationen über die Person der Schriftstellerin machte der Leseabend Lust, wieder einmal eines ihrer bekannten und weniger bekannten Werke hervorzuholen und darin zu lesen. Astrid Lindgren hat mit ihren Werken die Welt ein wenig verändert. Diese Sonderveranstaltung aus der Reihe „Unser Dorf liest“, die von der Uetzer Kulturinitiative K4 organisiert wurde, hat die Anwesenden darum wohl nicht nur unterhalten sondern auch ein bisschen nachdenklich auf den Heimweg geschickt.
Bleibt jetzt nur die Gewissenfrage: Ein Buch von Astrid Lindgren kaufen und verschenken – oder lieber selber lesen...?
„God Jul“ („Frohe Weihnachten“)!
Bürgerreporter:in:Moor Frau aus Uetze |
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