Wildtiere
Ab heute müssen wieder viele Wildtiere um ihr Leben bangen!!!!!
Jägerlogik. Penetrante Ignoranz der Realität.
Das sinnlose Töten aus Spaß und Lust, akzeptiert die Öffentlichkeit nicht. Also braucht die Jägerschaft Argumente, um aus der heutigen Jagd gegenüber der Bevölkerung eine Notwendigkeit zu machen. Dabei geht sie nicht ungeschickt vor, denn die scheinbar logische Argumentationsführung hielte nur einer oberflächlichen Prüfung stand. Doch wer hinterfragt schon scheinbare Fakten, wenn sie obendrein auch noch plausibel erscheinen?
Mehrere Strategien.
Zwei Richtungen fährt die Jägerschaft im Groben. Zum einen die angeblich nötige Regulation, da andernfalls bestimmte Tierarten überhand nehmen würden. Zum anderen den Schutz der Gesellschaft vor Krankheiten oder den Tieren selbst.
Überpopulationen einer Tierart würden den Jägern zufolge die Vernichtung anderer Arten nach sich ziehen. Gerne wird in diesem Zusammenhang die heutige Kulturlandschaft erwähnt, die angeblich manchen Tierarten besseren Lebensraum bietet als anderen und daher für das Ungleichgewicht sorgt.
Doch bei objektiver Betrachtung enttarnt sich diese Aussage selbst als Lüge. Eine Fläche kann unabhängig von ihrer Größe und ihrer Beschaffenheit immer nur so viele Tiere jeder Art beherbergen, wie sie ernähren kann und für die sie Lebensraum bietet. So werden in einem mäusereichen Gebiet mehr Füchse leben als dort, wo es kaum Mäuse gibt. Rehe finden sich häufiger in Regionen mit viel Äsungsflächen, als in Gebieten mit dichtem Unterholz. Wäre das nicht so, würde sowohl der Beutegreifer als auch der Pflanzenfresser mit der Ausrottung seiner Nahrung letztlich sich selbst vernichten.
Aber es kommt noch ein nicht unwesentlicher Aspekt hinzu. Wir Menschen nehmen den Tieren immer mehr Lebensraum, was automatisch zu immer kleineren Populationen der Wildtiere führt. Doch je weniger Tiere allgemein vorhanden sind, desto weniger ist es der Jägerschaft überhaupt möglich, ihrem Hobby zu frönen. Wer töten will, der muss ja auch etwas zum Töten finden. Darum wird das alte und wichtigste Naturgesetz von der Jägerschaft einfach ignoriert.
Krankheiten unter Wildtieren sind normal. Auch sie sind ein Teil des natürlichen Regulationsmechanismus der Natur und in den meisten Fällen von uns Menschen völlig unbemerkt und auch keine Gefahr für uns. Und auch die wenigen auf uns übertragbaren Krankheiten, wie bspl. die Tollwut oder der Fuchsbandwurm, stellen keine wirkliche Gefahr da. Täglich sterben mehr Menschen im Straßenverkehr, als sich jährlich an Krankheiten infizieren, die theoretisch von Wildtieren übertragbar wären. Sogar die Zahl der normalen Bürger, die bei sogenannten Jagdunfällen verletzt und getötet werden, ist Jahr für Jahr deutlich höher.
Auftretende Krankheiten oder Seuchen unter Wildtieren werden zudem durch die Bejagung nicht eingedämmt, sondern massiv weiter verbreitet. Je mehr vernichtet wird, desto stärker breitet sich die Krankeit aus, wie bspl. in den 70er Jahren gegen den Fuchs in Folge einer Tollwutepedemie. Überlebende infizierte Tiere wanderten viel weiter ab, um die leergeschossenen Reviere wieder zu besetzen und schleppten so die Krankheit in bis dato uninfizierte Gebiete ein.
Überpopulation beim Wildschwein (Schwarzwild).
Oft werden wir gefragt: "Gibt es denn nun zu viele Wildschweine oder nicht?" Und wir ernten ebenso oft verdutzte Gesichter, wenn wir korrekterweise antworten: Ja.
Doch müssen wir einen Schritt weiter denken und fragen, warum ist das so?
Die Jägerschaft bringt durch Kirrungen und als Kirrungen getarnte Fütterungen pro getötetem Wildschwein rund 300 Kg Kraftfutter im Wald aus. Ganze Maisfelder werden in den Wäldern oder den Waldrändern verbotenerweise als Fütterung angelegt. Man erkennt sie z.B. an dem direkt daneben stehenden Hochsitz.
Wildschweine leben in Rotten (großen Gruppen) zusammen. Innerhalb der Rotte gibt es feste Regeln. So bekommt bspl. nur die Leitbache Nachwuchs. Jäger töten nun gerne die Leitbache, da in diesem Fall die Rotte zerfällt. Es bilden sich viele kleine Gruppen, in denen die weiblichen Tiere empfängnisbereit und gedeckt werden.
Die Folge dieses Jagdfrevels ist die gewollte explosionsartige Vermehrung der Wildschweine. Nicht nur die Zahl der Frischlinge (Jungtiere) steigt um ein vielfaches an, die Tiere haben sogar bis zu zweimal im Jahr Nachwuchs.
Norbert Happ, Wildscheinexperte des DJV (Deutscher Jagdschutzverband) dazu auf einer Tagung: "Das deutsche Wildschweinproblem ist jägergemacht!" Beim Abschuss von Leitbachen würden sich die Sauen nicht nur unkontrolliert vermehren, sondern auch deutlich höhere Schäden verursachen.
Das Jagd die Zahl der Wildschweine nicht nachhaltig regulieren kann, gibt Deutschlands größte Jagdzeitschrift WILD UND HUND jetzt offen zu: "Bis Ende der 1980er-Jahre belief sich die gesamteuropäische Schwarzwildstrecke auf 550 000 Stück. Im Jagdjahr 2012/13 wurden alleine in Deutschland 644 239 Sauen erlegt", heißt es in WILD UND HUND 9/2014. Und weiter: "Angesichts dieser Zahlen wird klar, dass wir die Sauen mit jagdlichen Mitteln offenbar nicht mehr nachhaltig regulieren können".
Deutlicher könnte das Eingeständnis der Jäger nicht sein: Jagd kann Wildschweine nicht regulieren. Trotzdem wird diese Lüge weiter von den Jägern verbreitet.
Verbiss an Wäldern und landwirtschaftliche Schäden durch Reh & Co.
"Die Rehe fressen unsere Wälder auf", so die Meinung vieler Mitbürger. Ganz ähnlich wie bei den Wildschweinen, wird auch diese Lüge gezielt von den Jägern gestreut. Und auch hier verschweigen die Jäger wieder die massive Fütterung, die bedingt durch das damit viel zu hohe Nahrungsangebot auf der Fläche für deutlich höhere Population sorgt. Aber die Grünröcke gehen hier noch weiter.
Salzlecksteine fördern den Verbiss.
Das Organsystem der Rehe ist auf eine plötzliche und hohe Konzentration von Mineralstoffen nicht ausgelegt. Um eine starke Mineralaufnahme zu kompensieren, fressen Rehe die jungen Knospen von Bäumen. Das Auslegen solcher Salzsteine durch die Jägerschaft ist somit nichts anderes, als die Förderung von Verbiss an Bäumen und Sträuchern.
Der massive Jagdruck treibt die Rehe zudem immer tiefer in die Wälder und aus ihren natürlichen Äsungsflächen wie Waldränder oder Felder heraus. Im Wald aber gibt es keine Äsungsflächen und so müssen die Tiere auf die jungen Triebe der Bäume ausweichen.
Salzlecken fördern Verbiss
Das jägergemachte Bild vom Reh als Waldfresser ist somit perfekt.
Die Landwirtschaft bietet keine Nahrung für Wildtiere.
Immer wieder wird der Anbau von Getreide oder Mais für den menschlichen Gebrauch als Ursache für überhöhte Wildtierbestände angegeben. Das große Futterangebot sorge für mehr Nachwuchs und gleichzeitig richten die Tiere Schäden auf den Feldern an, die von den Jägern ersetzt werden müssten.
Diese Jägerlüge enttarnt sich, betrachtet man die Standzeiten von Getreide auf den Feldern. Zwar ist es korrekt, dass den Wildtieren in dieser Zeit theoretisch mehr Nahrung zur Verfügung steht, doch ist dies ja nur einige wenige Wochen der Fall, bis die Felder abgeerntet werden. Und dann? Natürliche Regulationsmechanismen - die Natur eben - "sehen" das Nahrungs- und Revierangebot über das ganze Jahr. Ein übermäßiges Nahrungsangebot für ein paar Tage wird dabei nicht berücksichtigt, da alle die Tiere, die ausschließlich vom Getreide der Ackerflächen leben würden, nach der Ernte verhungerten. Ganz davon abgesehen, dass in der kurzen Zeit der Feldfrüchte gar kein Nachwuchs aufgezogen werden könnte.
Da zur Zeit der Feldfrüchte bei unveränderter Populationsdichte an Wildtieren ein kurzfristiges, dafür aber um so höheres Überangebot an Nahrung vorhanden ist, sind auch die angerichteten Schäden in den Feldern erschwindend gering. Natürlich kann das eine von Wildschweinen heimgesuchtes Maisfeld stark beschädigt sein, dafür aber ist das andere unberührt. Im Gesamtbild kann also nicht von Schäden gesprochen werden. Doch da die Jägerschaft durch massive Fütterungen über das ganze Jahr hindurch die Populationen künstlich und bewusst steigert, sind diese bereits deutlich höher als von der Natur vorgesehen. Folglich können auch Schäden auf den Feldern höher ausfallen. Das die Jägerschaft den somit eigentlich von ihr und nicht von den Wildschweinen angerichteten Schaden zu ersetzen hat, ist nur recht und billig.
Doch mal offen gefragt, wie hoch sind die Schäden eigentlich?
Stetig malen Jäger das Schreckgespenst von völlig aus dem Ruder laufende Wildschäden an die Wand. Angeblich nehmen Flurschäden durch Schwarzwild dramatisch zu. Doch wie können Jäger diese Behauptung aufstellen, obwohl bislang Flurschäden durch Schwarzwild amtlich gar nicht erfasst werden?
Die Fakten zeigen mal wieder die Jägerlüge. Nach einer Erhebungen der Wildforschungsstelle Aulendorf, beläuft sich der jährliche Schaden hierzulande auf durchschnittlich 2 Euro pro Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche (das entspricht 1 bis 3 Mio. € insgesamt). Das sind gerade mal 10 bis 30 Cent Schaden pro Einwohner und Jahr.
Bürgerreporter:in:Gunnar Höhne aus Trochtelfingen |
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