Thierhaupter Kinder sind nun „Naturpaten“

Umwelterziehung Durch das Projekt „Mühlengarten“ lernen Kinder Verantwortung zu übernehmen

Von Claus Braun

Thierhaupten. „Naturpaten“ dürfen sich seit wenigen Tagen ganz offiziell die Kinder der Klasse 2 b an der Grundschule in Thierhaupten nennen. In einer kleinen Feierstunde überreichte Landrat Martin Sailer eine schmucke Urkunde und zeichnete damit das Engagement der Kinder im Rahmen des im April 2012 neu geschaffenen „Mühlengarten“ aus.

Mit großem Tatendrang machten sich die Kinder mit ihrer Lehrerin Margot Gröger im Frühjahr letzten Jahres vom Schulgelände auf den Weg und zogen in Richtung Mühlenmuseum. In südlicher Richtung, wo die Friedberger Ach dank zweier kleiner Brücken überquert werden konnte, wurde das ehemalige Gartengelände der letzten Müller-Familie umgewandelt. Die Kinder haben gehackt, gerecht und Beete vorbereitet. Unter der fachkundigen Anleitung der Umweltethikerin Olga Ustinin wurden verschiedene Getreidearten und Wildblumen gesät.
Bei weiteren Besuchen wurden die Beete gejätet und das Keimen und Wachsen des Getreides und der Blumen bis in den Sommer hinein beobachtet. Unter der Regie von Franz Rechner vom heimischen Heimat- und Trachtenverein waren die Kinder auch dabei, als das Getreide mit der Sense geschnitten und die Halme zu „Getreidemannln“ aufgestellt wurden. Im Herbst waren die Kinder Augenzeugen, als Franz Rechner die Getreideähren mit einem historischen Dreschflegel gedroschen hat.

Mit diesem Projekt haben die Kinder „den Weg von der Ähre bis zum täglichen Brot“ mitverfolgen können, stellte Bürgermeister Franz Neher in seiner Laudatio fest. Rektor Uwe Seifferer bekannte: „So stellen wir uns das Lernen vor, schließlich habt ihr hier Kopf, Hände und ganz besonders euer Herz benötigt!“

Die Verantwortung für den Mühlengarten wollen die Kinder nun für mindestens drei Jahre als Paten übernehmen. Diesem Vorhaben haben sie sich der Umweltstation Augsburg verpflichtet, die das Vorhaben begleitet, unterstützt und fördert.

Landrat Martin Seiler bezeichnete sich selbst als „Patenonkel“ der Kinder, da dem Landkreis das Mühlenmuseum in Thierhaupten gehöre. Das Projekt habe für ihm Vorzeige-Charakter, da die Kinder hier ein Gespür für die Umwelt und die Regionalität entwickeln konnten. „Die Übernahme der Patenschaft ist die abschließende Krönung“, so Landrat Seiler.

Schulamtsdirektor Johannes Ostermeier zeigte sich ebenfalls sehr stolz über die Leistungen der Schüler. Er betonte, dass Umwelterziehung in der Grundschule den Grundstein für einen verantwortungsvollen Umgang der Schüler mit der Umwelt und Natur lege. Dazu muss die heimatliche Umgebung so oft wie möglich zum Lernort werden. Das Projekt „Mühlengarten“ ist ein Paradebeispiel für die altersgemäße Umsetzung dieser fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsaufgabe, so Schulamtsdirektor Ostermeier.

Die Kinder selbst stellten anhand von sieben Großbildern ihr Projekt vor und machten deutlich, wie viel sie im Mühlengarten gelernt und wie viel Spaß sie dabei hatten. „Sie werden gerne wiederkommen“, ist sich Mühlen-Chefin Claudia Drachsler, die die Ursprungsidee hatte, sicher.

Die Übergabe der Patenurkunde wurde ergänzt von der Vorstellung eines eigens für dieses Projekt entwickelten Flyers. Dort schreiben die Kinder auch ihre Erfahrungen nieder und machen deutlich wie schön es war, dass man sich bei den Besuchen des Gartens auch „dreckig“ machen durfte und sie bereits in so jungen Jahren ein Pa-tenamt übernehmen dürfen.