Wie gesund wollen wir leben?
Die Supermärkte sind mit Billigfleisch überflutet. Von Rindern, Schweinen und Geflügel. Und dann gibt es noch Sonderrabattaktionen, die Billigfleisch noch billiger machen. Ein gefundenes Fressen für Schnäppchenjäger. Wir haben es doch gut? Wen interessiert die Herkunft des Fleisches, der Tiere, wie und wo sie leben. Haben sie es dort zu Lebzeiten gut? Gewiss nicht. Und die Devise sollte lauten: Weniger ist mehr. Gemeint ist, ausgesuchtes Fleisch von Freilandtieren zu kaufen, auch wenn es teurer ist.
Massentierhaltungen sind in ihrer Bandbreite äußerst problematisch. Und aus solchen Massentierhaltungen kommt der Mist, aus dem zusammen mit Mais oder Getreide Methangas produziert wird. Was werden Hunderte Gülletransporte im Jahr nach Springe karren? Überwiegend Schweineexkremente, deren Zusammensetzung nicht mehr wie ein Kosmos Chemiebaukasten anmutet, sondern wie ein Schlachtplan zum biologischen Krieg. Was kann in Gülle enthalten sein: Ammoniak, Nitrate, Phosphor, Methan, Schwefelwasserstoff, Schwermetalle und eine Unmenge mikrobakterieller Erreger. Dazu gehören Salmonellen und Streptokokken.
Dass die Gülle darüber hinaus im Lebenszyklus von Schweinen auch mit anderen Dingen angereichert wird, wen juckt’s? Wer will schon die Wahrheit wissen? Darüber, das alles, was durch die Schlitze der Spaltböden in den Ställen fällt, auch in der Methangasfabrik landet: tot geborene Ferkel, Nachgeburten, totgetrampelte Ferkel, Blut, Urin, Antibiotika, Erbrochenes, eben alles, was Massentierhaltung aus-, abscheidet und absetzt. Und in der Methangasfabrik wird dieses Gemisch mit Mais verrührt, aufgeheizt und neben Methangas werden neue Bakterienkulturen erzeugt.
Ist diese brisante Mischung dann ausgebrütet, werden die Reste als sogenannter Biodünger auf den Maisäckern verklappt. Absorbieren die Äcker die Gärreste, wie sie verniedlichend im Jargon der Befürworter bezeichnet werden, so ohne Weiteres? Ganz sicher nicht. Denn Böden und Grundwasser sind, wie jetzt in der brandenburgischen Uckermark in einem Tümpel in einem Maisacker nachgewiesen, bereits durch den industriellen Maisanbau vorbelastet. Auf Betreiben einer empörten Anliegerin, einer Lehrerin, hin wurde von der SOFIA GmbH, Chemisches Labor für Softwareentwicklung und Intelligente Analytik, eine Wasserprobe untersucht. Danach wurden die Grenzwerte an Desetylsimazin, Desethylerbuthylazin, Metolachlor, Simazin, Terbuhylazin, AMPA (Abbauprodukt von Glyphosat) und Glyphosat (Roundup) um insgesamt 5.245 Prozent überschritten.
Die Grundwasserrichtlinie der Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2006/118/EG) (WRRL) schreibt für Pflanzenschutzmittel, Biozide und deren relevante Metaboliten europaweite Qualitätsnormen vor, die von allen Mitgliedsstaaten einzuhalten sind: jeweils 0,1 Mikrogramm pro Liter bzw. 0,5 Mikrogramm pro Liter als Summe. Gemessen wurden als Summe allerdings 26,27 Mikrogramm pro Liter, also eine Überschreitung des Summengrenzwertes von 5.245 Prozent. (Gutachten liegt vor) Dass diese Brühe nicht von heute auf morgen entstanden ist, dürfte klar sein. Aber es kommt zu dosierter Anreicherung und alsbald zum Kollaps.
Können wir das verantworten? Dürfen wir das den nachfolgenden Generationen als Hypothek vererben? Es hieß einmal, Atomkraft würde die Zukunft „unserer“ Kinder verstrahlen. Dann müsste es heute heißen: Methangasproduktion vergiftet die Zukunft unserer Kinder.
Der Anwalt der Anliegerin hat unterdessen am 24. August 2011 Strafanzeige gegen Unbekannt bei der Staatsanwaltschaft Potsdam erstattet.
Bürgerreporter:in:Friedrich Schröder aus Springe |
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