DENK MAL: „Lernen für das Leben? Nicht für die Schule?“
DENK MAL: „Lernen für das Leben? Nicht für die Schule?“
Die Klagen derer, die nur ernten wollen, nehmen zu!
Schon Ende der 1980er Jahre klagte die Hochschuldirektoren-Konferenz der Länder über eine viel zu geringe Grundkompetenz der Erst-Semester, die Grundrechenarten würden zu einem Großteil nicht mal mehr rudimentär beherrscht. - Diese Klagen wurden stetig wiederholt; dann (Mitte der 1990er Jahre) gesellten sich diesem Chor hinzu die Verbände aus Handel und produzierendem Gewerbe. So richtig griffig wurde die in aller Öffentlichkeit und zumeist unsachlich geführte Diskussion dann mit der ersten veröffentlichten sogenannten PISA-Studie. Welch eine Blamage für das bildungsvernarrte Deutschland!
Aktuell in der Tageszeitung folgende Überschrift „Betriebe klagen über Bewerber Handwerker bemängeln schlechte Schulnoten, fehlendes Wissen und null Bock“
Die Schüler klagen über zu viel für die Schule eingesetzte Kraft und Zeit (und die haben Recht!) - Die Lehrer klagen über viel zu große Klassen und einen überbordenden Unterrichtspflichtplan. (und sie haben Recht!), Die Leiterinnen und Leiter der allgemeinbildenen Schulen und Berufsschulen klagen über renitente Schüler und viel viel ausfallende Lehrpersonale. (und auch sie haben Recht!). Die Kultusminister überbieten sich in Allgemeinkeksen (Plätzchen) zu den Bildungszielen ihres jeweiligen Bundeslandes und stolpern dabei sogar über so ein unpassendes Wort wie „Wettbewerb“! (und sie haben qua Amt das Recht für mindestens 20 Jahre verwirkt, noch zu Wort kommen zu dürfen!)
Was bleibt, das sind Fragen!
Welchen Anreiz vermittelt ein kompletter Staat seinen jungen Bürgern, wenn diese an den Eltern und großen Geschwistern lebensnah ablesen können: „Lernen macht keinen Sinn, mein Vater kriegt trotz Realschule und inzwischen drei Ausbildungen wieder keine Festanstellung!
Welchen Impuls wird den Lehrpersonalen gegeben, dass sie erkennen, die Schüler sind nach einem Abschluss wirklich auf dem Arbeitsmarkt willkommen und dienen nicht einer vorgeblich erfüllten Statistik namens „alle haben eine Lehrstelle bekommen!“
Wer traut sich als politisch aktive Frau oder Mann, den Eltern im eigenen Ort endlich auch die Erziehungsverantwortung entgegen zu halten?
Gibt es eine vergleichende Untersuchung, wie und warum die Kinder aus Handwerksbetrieben so viel bessere Vorbilder sein könnten – oder grad doch nicht?
Warum setzt der Markt in unserem Land mehr auf das Geldausgeben der jungen Menschen, als auf deren innovative Kraft für den gesamten Staat?
Warum wird die geistige und kreative Kraft eines jungen Menschen in fast(!) allen unseren Schulen erkennbar vernachlässigt – obwohl bekannt ist, dass hier sich die Potentiale des Lernens verbergen und den Anstoß zum Lernen vermitteln?
Warum fordern die Betriebe keinen lehrenden Zutritt zum Schulalltag?
Warum wird das Arbeitsweltpraktikum seitens der ausgewählten Betriebe so wenig ernst genommen und wird nicht wirklich ernsthaft begleitet?
Wie konnten und können ganze Gewerbebereiche auf den Gedanken kommen, sich wertvoll erbrachte Leistung unter dem Deckmantel „Praktikum“ nichts kosten zu lassen (übersetzt: „Deine Arbeitskraft ist eh nichts wert!“)
Die Klagen der Handwerksbetriebe mögen auf den ersten Blick berechtigt sein. Doch die eigene Nase zum Anfassen bleibt dennoch im Gesicht derer die sich beklagen! Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt, aus dem scheinbar hässlichen Entlein einen für den Betrieb später großen Schwan werden zu lassen. Vielleicht muss der kaputtgeschulte Mensch erst einmal erleben, wie spannend gute Grundkenntnis zu einem wirkungsvollen Ergebnis führen. Wenn dagegen ein Meister aufstöhnt, dafür habe er keine Zeit. Dann hat er auch keine Ideen für seine Kunden. Aus den Formeln der Schulzeit wurden noch nie Ideen, sondern aus den Ideen des lernbefähigten Menschen sind die Formeln und Patente für den Betriebserfolg erwachsen!
DENK MAL! Über das Spannungsfeld Schule Arbeitswelt umfassender nach!
Und zu diesem VOR+NACH-DENKEN gehört auch der gesamte total vernachlässigte musische Bereich in unseren Lern- und Formel-Fabriken. Denn Pythagoras ist ohne musischen Hintergrund ist ein Nichts – auch an der Hobelbank – auch im Labor!
Und bitte sehr, die Kultusminister halten sich jetzt endlich mal aus dem ganzen selbst veranstalteten Chaos heraus und geben der Pädagogik die fachliche Freiheit, sich aus dem allen wieder heraus zu retten – das wird schwer genug sein!
Nichts für ungut! STÖHNEN und KLAGEN bringt uns nicht weiter!
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Hier der Text, wie er heute (5.5.2010) im DEISTER ANZEIGER zu lesen war:
Betriebe klagen über Bewerber
Handwerker bemängeln schlechte Schulnoten, fehlendes Wissen und null Bock
VON SEBASTIAN STUBEN
BAD MÜNDER. Die Dachdeckerei Mertens aus Eimbeckhausen hat es bereits aufgegeben, andere Handwerksbetriebe aus Bad Münder haben mit Problemen zu kämpfen - die Suche nach geeigneten Auszubildenden gestaltet sich immer schwieriger. „Wir haben sehr schlechte Erfahrungen gemacht", sagt Hans-Joachim Mertens. „Die Bewerber haben keine Bildung und hohe Ansprüche. Wir bilden nicht mehr aus."
Ein Trend zeichnet sich ab, dem es laut Kreishandwerksmeister Karl-Wilhelm Steinmann entgegenzuwirken gilt: Es gibt immer weniger Jugendliche, die auf den Arbeitsmarkt drängen, und die Qualität der Bewerber nimmt ab. „Es stellen sich teilweise bei Bauunternehmen Leute vor, die nicht ausrechnen können, wie viele 12,5 Zentimeter hohe Steine übereinander benötigt werden, um eine 1,50 Meter hohe Mauer aufzumauern", sagt Steinmann konsterniert. Auch wichtige Grundkenntnisse wie das Maß des rechten Winkels oder der Satz des Pythagoras fehlen den Schulabgängern.
Der Rektor der münderschen Hinrich- Wilhelm-Kopf-Hauptschule, Claus Strakosch, weiß von den Nöten der Betriebe und bietet seinerseits Hilfe an. „Wir sind bereit, bei fehlenden Grundkenntnisse der Azubis nachzuhelfen, erwarten
aber auch ein Entgegenkommen der Arbeitgeber." Diese müssten ihre Erwartungen der Realität anpassen. Und die sehe so schlecht nun auch wieder nicht aus. Die Schule tue viel, um die Abgänger auf das Berufsleben vorzubereiten: Bewerbungstraining, Hilfe bei der Berufswahl, Training wichtiger Soft-Skills wie Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und angemessenes Auftreten.
Doch gerade das Fehlen dieser Fähigkeiten bemängeln viele Betriebe. „Die sind heutzutage oftmals so larifari, haben häufig null Bock", sagt Fleischermeister Wolfgang Herbold. Um einen Beruf zu erlernen, müsse sich ein Auszubildender auch mal auf den Hosenboden setzen und sich zusammenreißen. Zu spät kommen und unzuverlässig sein gehe da einfach nicht in Ordnung. Zudem beklagt Herbold die Zeugnisse einiger Bewerber: „Nur Fünfen und Sechsen haben manche. Die nehme ich nicht mehr."
Auch Tischlermeister Kai Wehrhahn aus Nettelrede weiß, dass es schwierig ist, gerade unter Hauptschulabgängern nach der neunten Klasse geeignete Kandidaten zu finden. Doch auch diese könnten sich durch positive Eindrücke während eines Praktikums empfehlen. Sie müssen es nur wollen - und den Willen soll laut Steinmann eine großangelegte Werbekampagne unter www.handwerk.de wecken.
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WAS SIND EIGENTLICH "Soft-Skills" - wer so abgehoben denkt, den versteht ein Schüler mit 16 Jahren nicht zwingend!
Bürgerreporter:in:Christel Pruessner aus Dersenow |
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