Antibiotika und Keime im Gemüse
In dem Beitrag des WDR wird aufgezeigt, dass Antibiotika im Boden, egal ob sie durch Gülle aus Mastställen oder Gärreste aus Biogasanlagen eingebracht werden, nichts zu suchen haben:
Ich möchte Ihnen daher diese kürzlich im ARD erschienene Dokumentation empfehlen.
http://www.ardmediathek.de/tv/Panorama-3/Gefl%C3%B...
Teilen Sie das Video gerne mit Ihren Bekannten.
Darin wird die steigende Gefahr thematisiert, die von der Verwendung von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung ausgeht.
Reserveantibiotika sind eigentlich dafür gedacht, sie in absoluten Notfällen in der Human-Medizin einzusetzen.
In der Massentierhaltung werden sie allerdings in großen Mengen an die Tiere verabreicht, wenn andere Antibiotika bereits wirkungslos geworden sind. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit rapide, dass sich auch gegen diese extrem wertvollen Antibiotika resistente Keime bilden.
http://www.wdr.de/tv/servicezeit/sendungsbeitraege...
In Deutschland werden jedes Jahr Hunderte Tonnen Antibiotika an Nutztiere verfüttert. Mit der Gülle aus der Tiermast landen Rückstände davon auf den Äckern. Dass Pflanzen, die auf belasteten Böden wachsen, Antibiotika enthalten können, ist bekannt. Schon vor sechs Jahren hat die Servicezeit darüber berichtet. Neu ist allerdings, dass immer öfter auch multiresistente Keime eben nicht nur auf Hähnchenfleisch, sondern auch auf Gemüse gefunden werden. Erschreckend dabei ist: Diese Keime wachsen sogar ins Gemüse hinein.
Risiko Massentierhaltung
Bei der Intensivmast von Hähnchen oder Schweinen bekommen die Tiere teils mehrere Male in ihrem kurzen Leben Antibiotika verabreicht. Wie groß das Ausmaß der Medikamentengabe ist, drang mit dem Geflügelfleischskandal im Januar 2012 an die Öffentlichkeit und sorgte für Empörung. Zwar müssen die Bauern und Viehmäster in der Europäischen Union seit 2006 gänzlich ohne Antibiotika als leistungs- und wachstumsfördernde Mittel im Tierfutter auskommen, jedoch sind sie als Arzneimittel auch weiterhin zugelassen. Haben etwa einzelne Tiere eines Stalls eine Infektion, kann es gut sein, dass aus Vorsorgegründen der gesamte Bestand Antibiotika verabreicht bekommt. Dieser großflächige und kontinuierliche Einsatz des eigentlich sehr wirkungsvollen Medikaments hat einen extremen Nachteil: Es entstehen multiresistente Keime, gegen die kaum ein Antibiotikum wirkt. Diese Erreger finden sich laut neuerer Untersuchungen auf einem großen Teil des konventionell erzeugten Fleisches.
Von der Gülle in den Boden und von dort in die Pflanzen
Die resistenten Keime wurden von Forschern nun auch in Pflanzen gefunden. Prof. Manfred Grote von der Universität Paderborn forscht schon viele Jahre auf diesem Gebiet. „Die Keime können von den Nutzpflanzen aufgenommen werden, das haben unter anderem in Österreich Pflanzenphysiologen festgestellt. Es können also Bakterien vom Salmonellentyp oder Colibakterien über die Feinwurzel aufgenommen werden, dann sind sie in der Pflanze drinnen und können in der Pflanze transportiert werden“, so Prof. Manfred Grote. Über die belastete Gülle aus den Tiermastanlagen, die zur Düngung auf Äckern ausgebracht wurde, sind diese gefährlichen Bakterien in das Getreide beziehungsweise ins Gemüse gelangt.
Prof. Manfred Grote hat schon vor mehr als sechs Jahren nachgewiesen, dass Antibiotikarückstände auch von den Pflanzen aufgenommen werden. Den Wissenschaftler wundert das nicht: „Es wird geschätzt, dass pro Jahr 800 bis 1.500 Tonnen Antibiotika auf die Felder kommen, und die werden auf den Feldern nicht zersetzt“, erklärt er.
Böden mit Gedächtnis
Die Beständigkeit der Antibiotika ist ein großes Problem. Deren langjährige Nutzung in der Landwirtschaft hat nach Meinung des Experten feste Spuren in den Böden hinterlassen. Die Rückstände sammeln sich an. Der Forschungsbedarf ist nach wie vor hoch, aber dennoch warnt Prof. Grote bereits jetzt: „Selbst wenn Jahre später auf diesen Feldern Gemüse angebaut wird, nehmen die Pflanzen noch Antibiotikarückstände auf.“
Besonders kritisch sei zudem, dass sich unter Einfluss von Antibiotikarückständen auch Nicht-Krankheitskeime verändern und zu multiresistenten Keimen verwandeln können. Auch auf diesem Gebiet laufen Untersuchungen, um die Erkenntnisse zu vertiefen.
Antibiotika: zunehmend wirkungslos
Diese Forschungsarbeit ist lebenswichtig. Denn welche Folgen eine Infektion mit resistenten Keimen haben kann, zeigte sich 2011 an einer Bremer Klinik: Vier Säuglinge mussten sterben, weil Antibiotika nicht gewirkt haben. Europaweit sind jedes Jahr mehrere Tausend Tote zu beklagen, die den multiresistenten Keimen zum Opfer fallen, weil keine Gegenmittel mehr helfen.
In den letzten Jahren hat die Zahl der Antibiotikaresistenzen weltweit stark zugenommen. Das heißt: Immer mehr Bakterienstämme sind gegenüber Antibiotika unempfindlich. Dadurch verlieren diese lebenswichtigen Medikamente bei Patienten mit bakteriellen Infekten ihre Wirkung. Es gibt verschiedene Ursachen für diese Entwicklung. Zum einen liegt diese an von Patienten zu häufig oder falsch eingenommenen Antibiotika. Zum anderen nehmen Menschen durch das Fleisch aus der Massentierhaltung und auch über manch pflanzliche Kost kleine Dosen Antibiotika auf. Besonders die niedrig dosierte, aber kontinuierliche Einnahme von Antibiotika fördert die Entwicklung von Resistenzen. Denn wenn ein Antibiotikum im Körper zu niedrig dosiert ist oder nicht lange genug eingenommen wird, tötet es nur die empfindlichsten Bakterien ab, weniger empfindliche überleben und entwickeln eine Resistenz.
Vage Verbrauchertipps der Experten
Die Erkenntnis, dass nun auch Gemüse als möglicher Träger dieser gefährlichen Keime gilt, sei zwar besorgniserregend, doch eine akute Warnung vor Gemüse sprechen weder Prof. Grote noch die anderen Wissenschaftler aus. In dem Forschungsverbund RESET arbeiten viele Disziplinen zusammen, um das Problem der Resistenzen zu erforschen.
Gemüse liefert dem Körper viele gesunde Vitalstoffe, und die positiven Wirkungen überwiegen im Alltag eines gesunden Menschen allemal. Die Experten haben aber durchaus einen Tipp, der allerdings nicht leicht umzusetzen ist: Es wäre ratsam, sich beim Einkauf zu informieren, woher das Gemüse stamme, denn es gebe ja durchaus einen konventionellen Gemüseanbau, bei dem nur mineralisch, das heißt ohne Gülle, gedüngt wird.
Manfred Grote will daher auch nicht ausschließlich Bioware empfehlen, denn auch auf oder in Biogemüse seien schon resistente Keime beziehungsweise Antibiotikarückstände gefunden worden. Dies kann vor allem daran liegen, dass es auf vorbelasteten Böden gewachsen ist, also vor der ökologischen Bewirtschaftung mit konventioneller Gülle gedüngt wurde. In der Biolandwirtschaft sind nur in absoluten Ausnahmefällen Antibiotikagaben an Masttiere erlaubt.
Weniger Risiko durch Bio
Wer die Möglichkeit hat, kann also seinen Gemüsebauern beziehungsweise -händler fragen, ob mit Gülle gedüngt wurde. Ein Ökolandwirt sollte Auskunft geben können, wie lange die Anbaufläche nicht mit konventioneller Gülle behandelt wurde – bis zu zehn Jahre sind die Keime und Antibiotikarückstände schließlich noch nachweisbar.
Prinzipiell ist der Griff zu Bioprodukten ratsam. Das gilt für Gemüse, ebenso wie für Fleisch. Denn je weniger konventionelle Tiermast existiert, so viel scheint gewiss, desto weniger Antibiotika landen auf den Feldern und damit im Gemüse. Diesen unseligen Kreislauf gilt es letztlich zu durchbrechen.
Geringeres Risiko durch Waschen
Es sollten jedoch unbedingt Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um das Risiko beim Verzehr von Gemüse zu verringern. Kochprofis lernen beispielsweise bei der Ausbildung: Absolute Hygiene ist angesagt, vor allem, wenn das Gemüse zu Rohkost oder Salat verarbeitet wird. Salat etwa sollte man entweder gründlich unter fließendem Wasser abbrausen oder mehrmals vorsichtig in Wasser baden, bis das Wasser klar bleibt.
Bei Möhren sollte die Schale mit einem Sparschäler entfernt werden. Die geschälten Möhren müssen zusätzlich unter fließendem Wasser abgespült werden, da man beim Schälen mit den Händen möglicherweise auf der Schale anhaftende Keime verteilt hat. Und auch folgenden Fehler gilt es zu vermeiden: Das gereinigte Gemüse nicht auf der Arbeitsfläche schneiden, auf der eben noch ungereinigte Pflanzen gelegen haben!
Ich möchte Ihnen daher diese kürzlich im ARD erschienene Dokumentation empfehlen.
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Darin wird die steigende Gefahr thematisiert, die von der Verwendung von Reserveantibiotika in der Massentierhaltung ausgeht.
Reserveantibiotika sind eigentlich dafür gedacht, sie in absoluten Notfällen in der Human-Medizin einzusetzen.
In der Massentierhaltung werden sie allerdings in großen Mengen an die Tiere verabreicht, wenn andere Antibiotika bereits wirkungslos geworden sind. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit rapide, dass sich auch gegen diese extrem wertvollen Antibiotika resistente Keime bilden.
Bürgerreporter:in:Ute Ketelhake aus Springe |
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