Windmühle Bennigsen

diese Aufnahme machte ich im Jahr 1974
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Am 2. Weihnachtstag 2013 besuchte ich die Windmühle in Bennigsen, wo das Mühlencafe von 14 bis 19 Uhr geöffnet hatte.
Es war ein trüber Regentag, doch auch wenn es draußen grau und ungemütlich war so erstrahlte das Innere der Historischen Windmühle in einem wunderbaren weihnachtlichen Glanz.
An dieser Stelle möchte ich mich für die Gastfreundschaft von Frau Schlange (Besitzerin der Mühle) und Herrn Schanz (1. Vorsitzender des Bennigser Windmühlenvereins) bedanken die mir sehr viele Informationen zur Mühle geben konnten.

Mit meinem inneren Auge sehe ich die Mühle noch so wie sie in den 70er Jahren ausgesehen hatte, zwar schon verfallen aber noch mit Mühlenkopf, Windrose und Flügeln.
Anfang der 80er Jahren wurde vom damaligen Besitzer der gesamte Mühlenkopf inkl. Flügelwelle nach Tündern an der Weser verkauft und dort eingebaut.
Das Mühlengebäude in Bennigsen bekam eine provisorische Abdeckung, nachdem sie Erich Sillus 1986 kaufte.

Nun wurde die Mühle in jahrelanger Arbeit restauriert, der alte defekte Putz der Außenverkleidung wurde entfernt und der Naturkalkstein (aus dem Deister) wieder sichtbar.
Im Innern wurden alle Zwischenböden erneuert und die historischen Technikelemente in die Einrichtung integriert.

Leider konnte der geplante neue Mühlenkopf sowie die Flügel bislang noch nicht wieder aufgebaut werden.
Der dafür notwendige Bauantrag wurde bereits 2 mal vom Bauamt Springe abgelehnt da es Einsprüche von Nachbarn gibt.
Die Mühle ist zwar als Technisches Denkmal (Kulturdenkmal seit 1995) geschützt, allerdings nicht als Baudenkmal, und da der alte Mühlenkopf seinerzeit entfernt wurde muss der Neubau entsprechend genehmigt werden.
Der Mühlenkopf mit einer Höhe von ca. 4 Metern ist den Nachbarn zu hoch…

Somit ist es ein trauriges Bild die soweit restaurierte Windmühle ohne Mühlenkopf als Stumpf (mit Galerie) am Ortseingang zu sehen.

Hoffen wir dass es vielleicht doch noch eine Möglichkeit gibt um der Mühle das verdiente Aussehen zurückzugeben.

Die Mühle wird im nächstem Jahr (2014) ab Mai über die Sommermonate jeweils am 1. Sonntag im Monat das Mühlencafe öffnen (mit Kaffeegarten), auch Veranstaltungen wie Lesungen und kleine Konzerte (im 1. Stockwerk befindet sich eine kleine Bühne) können durchgeführt werden.
Die Mühle kann für private Feiern (Hochzeiten usw.) gemietet werden.
Im Erdgeschoss der Mühle befinden sich eine kleine Küche, Theke sowie neue Sanitäranlagen.

Folgen sie mir nun auf einen kleinen virtuellen Rundgang durch die restaurierte Mühle…

Hier noch der Link zur aktuellen Webseite der Bennigser Windmühle:
http://www.muehle-von-b.de/

… und hier noch 2 Artikel zur Historischen und Technischen Vergangenheit der Mühle:

Geschichtliches zur Bennigser Windmühle

Die im Jahre 1884 in Bennigsen erbaute Holländerwindmühle ist eine fünfstöckige Kappenmühle mit umlaufender Galerie.
Sie erhielt ihren Platz an der gleichen Stelle am Lüderser Wege, an dem vorher, ca. 250 Jahre lang, eine Bockwindmühle gestanden hatte.
Der Mühlenplatz liegt 88 m über N.N. und befand sich z.Zt. des Neubaues in einem Gelände ohne Windbehinderung.
Das Mühlenhaus ist aus Bruchsteinen mit ein Meter dicken Mauern erbaut.
Die Steine stammen wahrscheinlich aus den Brüchen in der nähe vom Steinkrug,
worauf Eingeschlossene Fossilien in einigen Mauersteinen der Mühle hinweisen.
Die neue Mühle war für die damalige Zeit in Technik und Ausführung eine der modernsten Mühlen im weiten Umkreis.
In ihrem äußeren Aussehen unterscheidet sie sich von der damals meistens üblichen achteckigen Bauart durch eine runde,
mit Betonmörtel abgeputzten Form.
1890, also sechs Jahre nach dem Baubeginn, scheinen wegen des Windes Probleme aufgetreten zu sein,
denn der Eigentümer Hermann Schwerdtfeger ließ als zweite Antriebskraft schon bald für 2700 Mark einen Petroleummotor einbauen.
Er nutzte ihn bis zum März 1900, als Bennigsen an das elektrische Stromnetz angeschlossen wurde.
Die Mühle hatte unten einen Schrotgang, und oben zwei Mahl- und zwei Schrotgänge.
1906 ging die Mühle in das Eigentum des Sohnes, Müllermeister Hermann Schwerdtfeger,
und um 1945 an dessen Sohn, Müllermeister Otto Schwerdtfeger über.
Siebzig Jahre, bei gutem und bei schlechtem Wetter, hatte die Mühle zur Zufriedenheit des Meisters und seiner Kunden aus dem angelieferten Getreide Mehl und Schrot hergestellt.
Da entlud sich über Bennigsen am 1. Adventsonntag 1954 ein schweres Gewitter.
Außer einem zerbrochenen Mühlenflügel entstanden noch andere erhebliche Schäden, so dass die Konkurrenz durch die Großmühlen, und zu hoher Reparaturkosten nicht mehr instandgesetzt werden konnte.
Seit November 1967 gehörte das Mühlengrundstück dem Kaufmann Richard Scholz.
Einige Jahre später zeigten sich Risse in Putz, aus denen an einigen Stellen durch Samenflug Birken wuchsen und trotz Entfernung der Sämlinge der Putz noch brüchiger wurde, abfiel und die Bruchsteine des Mauerwerks zum Vorschein kamen; eingeschlossene Fossilien sichtbar werden ließen.
1986 kaufte Maurermeister Erich Sillus das Mühlengrundstück.
Er ist seitdem bemüht, den Mühlenkörper als Kulturdenkmal zu erhalten.
IM Jahre 1991/92 legte der neue Eigentümer des Mühlengrundstücks und seine ideenreiche Partnerin mit Verwendung
kleinerer Findlinge vor der Südseite der Mühle eine halbkreisförmige dreistufige Terrasse an, etwa 2,50m hoch, und bepflanzte diese mit Rosen und verschiedenen Blütenstauden.
Beide, Rosen und Stauden, wetteifern die ganze frostfreie Jahreszeit in der Schönheit ihrer Blüten und Farben miteinander, dass man optisch fast den Eindruck gewinnt, auch das graue Mühlengebäude bekäme einen kleinen farblichen Abglanz dieser Blüten.
Als oberer Terrassenabschluss liegt ein Mühlenstein, aus dessen Mitte ständig ein Wässerchen plätschert, seinen Weg in einigen Windungen die Stufen hinabrinnt und nach der unteren Stufe versickert.

März 1996 Wilhelm Jenkner

Technik und Historie der BennigserWindmühle

Ludwig Tiedt lieferte mit seinem Bau eine Mühle ab, die in ihrer Qualität und Größe bei vielen Müllern der
Region für Neid sorgte. Anfang 1884 wurde das Werk vollendet. Die neue Mühle enthielt 4 Gänge,
dazu Getreidereinigungs- und mehrere Sichtmaschinen nach damals neuester Konstruktion. 4 automatisch
arbeitende Jalousieflügel von 21 Meter Länge und einer Leistung von 80 - 100 PS am Flügelkreuz bei
mittlerem Wind trieben die Mühle an. Da die Futterschrotherstellung in damaliger Zeit einen hohen
Stellenwert einnahm und der Wind nicht immer wehte, baute man im Jahre 1890 einen zusätzlichen Schrotgang
mit Antrieb durch einen Petroleummotor ein. Ein nahezu komplett eisernes Räderwerk und
ein ausgeklügeltes System von Transmissionen machten die Mühle damals zu einer der am besten
ausgestatteten Windmühlen der Region.
Trotz des schon seit der 1920er Jahren spürbaren Mühlensterbens konnte sich der Betrieb bis nach
dem 2. Weltkrieg gut halten. Erst der Bruch eines Flügels im Jahre 1951 brachte die Stillegung, was
wie in den meisten Fällen bei Windmühlen einen jahrelangen Zerfall bedeutete. Nach mehreren
Besitzerwechseln wurde schließlich Anfang der 1980er Jahre die Kappe mit Flügelresten und Windrose
von der Mühle genommen und an die Mühle in Hameln- Tündern verkauft, von einem Abbruch des
verbliebenen Mühlentorsos war danach sogar die Rede. Trotz aller Widrigkeiten enthielt die Ruine
immer noch ihr komplettes Innenleben, nahezu so unangetastet, als wäre der Müller gerade fortgegangen.

Der Baumeister Ludwig Tiedt

Erbaut wurde die heutige Bennigser Mühle von einem berühmten Mann, Ludwig Tiedt aus Peine,
Leiter eines Mühlenbaubetriebes mit zeitweise ca. 40 Angestellten, angegliederter Holzhandlung und
Sägewerk. Ludwig Tiedt stammt aus einem kleinen Ort Alt- Sammit nahe der mecklenburgischen
Stadt Goldberg und verbrachte seine Ausbildungszeit von 1842- 1845 bei einem Zimmerermeister
Koß in Grubenhagen bei Teterow, wo er auch einen Einblick in den Bau von Windmühlen bekam.
Nach mehrjähriger Wanderzeit kam er 1849 nach Peine und sucht bei Zimmerei Klinge um Arbeit.
Dieser hatte gerade den Auftrag zum Neubau der am alten Peiner Stadtteil stehenden, 1849 abge-
brannten Magistratswindmühle bekommen und übertrug dir Planung seinem neuen Gesellen Ludwig
Tiedt. Dieser ließ daraufhin eine gewaltige 7-stöckige Holländermühle mit neuster Einrichtung entstehen,
die als damals größte Windmühle im Königreich Hannover unter den Müllern für Aufmerksamkeit sorgte
und Tiedt zu Bekanntheit verhalf. Im Jahre 1858 konnte Tiedt so seine Meisterprüfung zum
Mühlenbaumeister ablegen und führte fortan einen eigenen Betrieb. Im laufe der Zeit entwickelte
sich seine Firma zu einem der größten Mühlenbaubetriebe damaliger Zeit. Die Zusammenarbeit mit
großen Maschinenfabriken wie den " Hannoverschen Eisengießereien " ( den späteren Wülfeler
Eisenwerken ) und der Einsatz moderner Fabrikationsweisen im eigenen Betrieb machte es ihm
möglich Windmühlen in Serie nach einem Grundmuster zu fertigen. Älteren Müllern aus dem
Hannoverschen ist der Name Tiedt noch ein guter Begriff. Holländermühlen nach neuestem System
hat diese Firma regelrecht 'von der Stange' geliefert, daneben auch große Verdienste in der
Modernisierung alter Bockmühlen und Wassermühlen zu verzeichnen.
Allen Nachweisen nach hat Tiedt um die 50 neue Holländermühlen in der Region Hannover,
Hildesheim und Braunschweig erbaut, etwa die gleiche Menge Bock- und Wassermühlen modernisiert.
Seit 1887 wurde die Firma von dem Sohn Wilhelm Tiedt geführt und existierte noch bis 1958.
Das damals beginnende große Mühlensterben hatte die Firma zuletzt zur reinen Holzhandlung gemacht.

Zur Entwicklung der Holländermühlen

Schon im Mittelalter kannte man Windmühlen, die aus einem massiven Turmbau und einer darauf
drehbaren Kappe bestanden, um die Flügel stets in die richtige Windrichtung stellen zu können.
Es war zu dieser Zeit sogar Mode, die Wehrtürme alter Burgen oder Stadtbefestigungen zu Windmühlen umzubauen.
Aufgrund ihrer Form bezeichnet man diese Art Mühlen als Turmwindmühlen. Der erste,
der eine detaillierte technische Zeichnung einer solchen Turmmühle mit drehbarer Kappe ablieferte,
war kein geringerer als Leonardo da Vinci, dem fälschlicherweise daraufhin auch oft die Erfindung
dieser Mühlen zugeschrieben wird. Aus der gemauerten Windmühle mit drehbarer Kappe entwickelte
zu Beginn des 16. Jahrhunderts die Niederländer eine ähnliche Mühle zum Wasserschöpfen, aufgrund
des sumpfigen Untergrundes in den dortigen Niederungen aber nunmehr mit einem hölzernen
Turm versehen. Als ideal erwies sich bei diesen Holztürmen bald eine achteckige, sich nach oben
verjüngende Bauweise, die man danach auch stets beibehielt.
Dem Erfinderland Holland zugrundeliegend nennt man diese Mühlen Holländermühlen. Später
verwendete man diese Mühlenart für alle möglichen Zwecke, natürlich in erster Linie auch zur Getreideverarbeitung.
In Deutschland hielt die Holländermühle in der 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts Einzug. In späteren
Jahren baute man in bestimmten Regionen diese Holländermühlen auch mit gemauerten Türmen.
Im Hannoverschen Umland fanden Holländermühlen erst recht spät Verwendung, in größerer Zahl erst
nach 1840.
Die Kappe kann entweder per Hand über eine Kurbel von Innen oder ein Hebelgestänge
(dem sog. 'Stert') von außen gedreht werden. Bei moderneren Mühlen geschieht dieses Drehen
automatisch durch die sog. ' Windrose' ein auf der Rückseite der Kappe montiertes Windrad.
Das Innenleben gleicht sich bei allen Holländermühlen zur Getreidevermahlung im Grundprinzip.
Die in der Kappe verlaufende Flügelwelle bringt über ein Winkelgetriebe (Kammrad und Bunkler
genannt) eine aufrecht mittig im Mühlenturm befindliche Welle zum Drehen. Die stehende Welle
gilt als die Hauptantriebswelle der Mühle und trägt daher den Namen Königswelle. Sie trägt am
Fuß ein großes Zahnrad, Stirnrad genannt, welches über weitere Zahnräder und Wellen die
Mahlsteine antreibt.
In den Windmühlen der Hannoverschen Umgebung bestehen die Zahnräder zumeist schon
nicht mehr wie im klassischem Mühlenbau aus Holz, sondern aus Gusseisen.
Die Mahlsteine werden hier von unten angetrieben, dass Stirnrad liegt also unter dem Mahlwerk.
Die Übersetzung von den Flügeln bis zu den Steigen liegt in hiesigen Windmühlen in der Regel
bei 1:6 bis 1:7. Ein Mahlstein dreht sich ungefähr mit 90 bis 120 Umdrehungen pro Minute, die Flügel
sollten 20 Umdrehungen nicht überschreiten. Gemahlen wird von Alters her mit Steinen. Jeder
Mahlgang hat 2 Steine, einen festliegenden Unterstein (Lieger oder Bodenstein) und einem sich
drehenden Oberstein (Läufer). Zwischen beiden Steinen wird das Getreide gemahlen. Damit das
Mehl nicht unkontrolliert in den Raum fällt, sondern durch ein Rohr gezielt in das darunter liegende
Stockwerk, und der Müller vor dem Mahlen entstehende Staub geschützt wird, sind die Steine mit einer
hölzernen Bütte verkleidet. Diese trägt auch einen Trichter, der zum Einfüllen des Getreides dient.
Eine Rutsche unter dem Trichter dient zum Transport der Getreides zu den Steinen. Damit die Körner
die Rutsche ohne zu stocken entlang laufen können, wird diese stets von der Antriebsachse des
Mahlsteines hin- und her geschlagen, weshalb man die Rutsche auch Rüttelschuh nennt. Das dabei
entstehende Geräusch ist das berühmte 'Klappern der Mühle'. Über ein Holzrohr läuft das Mehl
entweder direkt in einen Sack oder zu weiteren Bearbeitungsstationen, denn Mehl für Backzwecke
wird anders behandelt als Schrot für Tierfutter.
Da ein Getreidekorn aus mehreren Bestandteilen besteht, ein Mahlgang aber alle lediglich zerkleinert,
muss man je nach gewünschter Feinheit und gewünschtem Verwendungszweck gröbere Teile
beispielsweise der Kleie aus dem Mehl anschließend heraustrennen. Dieses geschieht durch Sieben
auf den sog. 'Sichtmaschinen', von denen in Windmühlen des Hannoverlandes unterschiedliche
Bauarten gibt. Zum äußeren Bild der Holländermühlen sei noch folgendes erwähnt: In vielen Fällen,
so auch in Bennigsen hat man Holländermühlen so hoch gebaut, dass der Müller zum Warten
und Bedienen der Flügel, die nun nicht mehr bis kurz über den Erdboden führen, eine Art Laufsteg,
die sog. 'Galerie' benötigte. Da die Bennigser Mühle einen konischen gemauerten Turm besitzt,
der von einer umlaufenden Galerie umgeben wird, bezeichnet man ihren Typ als Galerie-Turmholländer.

Verantwortlich für den Text: Rüdiger Hagen

Bürgerreporter:in:

Dieter Goldmann aus Seelze

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