Hätten Max und Moritz mit dem Zug fahren wollen, dann...

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Hätten Max und Moritz mit dem Zug fahren wollen, dann...

dann hätten sie wohl
nur ihren Wesenszug
besteigen können, der
fuhr auch schon in Wiedensahl ab!

1865 startet der ganz besondere Zug zweier Naturburschen, die wohl zu den populärsten Jugendlichen gehören, die einem Jugendrichter besser nie unter die Finger kommen sollten.
Als ihr Leben begann, fuhr die Eisenbahn in Deutschland längst schon für alle bekannt, aber längst noch nicht von allen in Echt gesehen. Ihr Vater, ein gewisser Wilhelm Busch hat im Verlaufe seines Lebens das Dampfross mit seinen Karossen bestimmt als wahrnehmbare Annehmlichkeit auf seinen Wegen quer durch Deutschland zu schätzen gewusst – weil er ja auch die Ecken des Landes kannte, in die man nur zu Fuß oder per Kutsche gelangte. Wie ganz besonders seine kleine Landschaft im Herzogtum Schaumburg-Lippe – das kleine Dorf Wiedensahl gelegen zwischen Bückeburg, Stadthagen und Loccum. Das war nicht die Gegend, in der sich jemand irgendwie einen Kopf machen wollte, den Menschen, die hier wohnten entgegen zu kommen. Die Menschen waren vielleicht innerlich sehr reich, aber äußerlich gehörten die meisten Menschen, zu der Gruppe derer, die grad mal so ihr Auskommen haben durften.
Wie so oft waren es dann ganz andere Interessen, die dazu führten, ein halbe Pfund Moderne aufzubauen; eine Schienenverbindung von den bereits vorhandenen Strecken Nienburg – Leese – Minden und Hannover Wunstorf – Stadthagen – Minden. Im Hintergrund standen einzig strategische Erwägungen, die bei nicht wenigen Schienenstrecken einen durchaus höheren Stellenwert hatten, als die wirkliche Erschließung des Landstriches durch den sie gezogen wurden.
Die Strecke Stadthagen – Loccum – Leese-Stolzenau (knapp 27km) ist tatsächlich eine der letzten von der Deutschen Reichsbahn überhaupt eröffneten. Das Gebiet, durch das sie führt ist wirtschaftlich insgesamt ohne hohe Bedeutung und trotzdem kam es zu einer teilweise sehr aufwendigen.
Trassierung. In Stadthagen erfolgte die Anbindung auf der Südseite des Bahnhofs, was eine Kostspielige Unterführung zur Schnellstrecke Berlin – Ruhrgebiet erforderte; der Mittellandkanal musste überbrückt werden.Und das alles für nur zwei Mehlsäcke und eine Milchkanne?
Der erste Zug fuhr offiziell am 2. August 1921. Wirklich Deutlich wird die eigentliche Aufgabe durch den in Münchehagen gebauten Gleisanschluss durch den Loccumer Forst, der schließlich bei einem militärischen Treibstofflager endet. Diesen Streckenabschnitt kann man noch heute ohne Mühe angeben und man wird sehr viele erstaunliche Spuren finden, Brücken mit Schmauchspuren der schweren Dampflokomotiven die sehr massiv ausgeführten Brücken über kleine Bäche oder Feldwege.
Der „öffentliche“ Verkehr spiele jedoch im Verlaufe der Existenz dieser Strecke nur eine Rolle, die das Qualitätsmerkmal „schwach“ nur unzureichend beschreibt. Ein Blick die Fahrpläne hilft da nur als Bestätigung weiter. Mit Beginn des sogenanten „Sommerfahrplan“ 1961 (6. Juni) ist es vorbei mit den Personenzügen und schon wenige Wochen später wird auch für die Güterzüge der Abschnitt zwischen Loccum und Niedernwöhren geschlossen. Damit sind Münchehagen und eben auch Wiedensahl vom Schienenverkehr nach noch nicht einmal vierzig Jahren wieder abgeschnitten. Der wirklich LKW-Boom der kommenden Jahr ist zu dem Zeitpunkt noch gar nicht ahnbar. Doch die Verantwortlichen der Regierungen in Bonn und in den Bundesländern hatten zu diesem Zeipunkt den Schienenverkehr bereits absolut abgeschrieben und die Deutsche Bundesbahn entdeckte ihre neuen Chancen beim Einsatz von LKWs und Omnibussen. Denn für den Unterhalt der Straße musste sie kein Personal ausbilden und bereit halten.
Die beiden nächsten Etappen für das Ende der Bahn von Leese nach Stadthagen kamen dann im Mai 1976 (Stolzenau – Loccum) und September 1981 Niedernwöhren – Stadthagen. Die Gleise wurd inzwischen bis auf einen kaum noch wahrnehmbaren Rest im Westen von Stadthagen abgebaut.
Der Güterverkehr endete in mehreren Etappen: Loccum–Niedernwöhren am 31. Juli 1969, Leese-Stolzenau–Loccum am 30. Mai 1976 und Stadthagen–Niedernwöhren am 27. September 1981.

Und Max und Moritz, diese beiden
könnte ich um ihren Zug beneiden,
der ihr Wesen fröhlich walten ließ,
und so manchem Amtmann blies
das Rote in das Angesicht.
Vergesst das nicht!

(c.p. 2009)

Bürgerreporter:in:

Christel Pruessner aus Dersenow

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