Der lang ersehnte Besuch

europ. Märchengut - Textfassung, Foto und Gestaltung: Christel Pruessner, Hannover
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Der lang ersehnte Besuch

Es war einmal eine Frau, Hoch betagt und bei allen Menschen im Ort geachtet, weil sie so fürsorglich den Menschen begegnete.
Kein Mensch konnte sich erinnern, dass sie jemals eine Bitte ausgeschalge hätte, die ihr erfüllen möglich gewesen ist.
Dieser Frau erschien eines Nachts im Traum der gute Gott, um ihr seinen Besuch für den folgenden Tag anzukündigen "Ich will Dich heute besuchen".
Als die Frau am Morgen erwachte, war sie natürlich nicht wenig stolz. Sie scheuerte und putzte, backte Kuchen und tischte auf. Und dann fing sie an, auf den lieben Gott zu warten. Auf einmal klopfte es an die Tür. Geschwind öffnete sie, aber als sie sah, dass nur ein alter Bettler draußen stand, sagte sie: „Nein, in Gottes Namen, geh heute deiner Wege! Ich würde Dir ja zu gerne helfen, aber es heute wirklich nicht. Ich warte eben gerade auf den lieben Gott, ich kann dich nicht aufnehmen!“ Und damit ließ sie den Bettler gehen und warf die Tür hinter ihm zu.
Nach einer Weile klopfte es von neuem. Die Frau öffnete dieses Mal noch geschwinder als beim ersten Mal. Aber wen sah sie draußen stehen? Nur wieder jemand der Hilfe bauchte, eine Mutter auf der Durchreise, mit ihren zwei Kindern an der Hand, sie suchte ein Nachtquartier. „Nein, Frau, es geht wirklich heute nicht. Ich warte heute auf den lieben Gott. Wahrhaftig, um dich und Deine Kinder kann ich
mich jetzt nicht kümmern!“ Sprach’s und machte die Türe vor der Nase der Mutter zu.
Abermals eine Weile später klopfte es zum dritten Mal an ihre Tür. Doch als die Alte öffnete – wer stand da, wenn nicht schon wieder ein Mensch, der um ihre Hilfe bat zerlumpter und hungriger Mensch, der nur wenig in ihrer Sprache sagen konnte, weil er nicht in diesem Land geboren worden war, er war als illegaler Flüchtling der Festnahme entkommen, und er suchte ein Quartier und ein Stück Brot.“Ach, lass mich doch bitte in Ruhe! Ich warte auf den lieben Gott! Ida kann ich dich unmöglich bei mir aufnehmen!“ Und der Flüchtling musste weiter wandern und die Alte fing aufs neue an auf den lieben Gott zu warten. Die Zeit ging dahin, Stunde um Stunde. Es ging schon auf den Abend zu und noch immer war der liebe Gott nicht zu sehen. Die Alte wurde immer bekümmerter. Wo mochte der liebe Gott nur geblieben
sein?
Zu guter Letzt musste sie betrübt zu Bett gehen. Bald schlief sie ein. Im Traum aber erschien ihr der liebe Gott. Er sprach zu ihr: „Dreimal habe ich dich heute aufgesucht und dreimal hast du mich hinausgewiesen!“

Bürgerreporter:in:

Christel Pruessner aus Dersenow

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