Alle Augen richten sich auf Berlin
Wenn morgen die Wahllokale schließen, haben die Wahlhelfer das Wort. Freiwillige, ohne die demokratische Wahlen kaum funktionieren würden. Bevor die Stimmen ausgezählt sind, werden erste Hochrechnungen der Wahlforscher aufschrecken. Was früher Kaffeesatzlesen war, ist heute statistische „Fast-Wahrheit“. Wer wird morgen gewinnen, wer enttäuscht sein, welche Köpfe werden rollen, alles das sei dahin gestellt. Gleichwohl möchte ich einen Blick in die Bundeshauptstadt eine Woche vor der Wahl wagen.
Berlin Mitte – das Herz unseres Landes zeigt sich nach zwanzig Jahren fast aufgeräumt. Noch immer wird gebaut, aber die Strukturen sind geschaffen, ob am Potsdamer Platz, am Alex, im Scheunenviertel, Unter den Linden. Der Palazzo Protzo ist grünem Rasen gewichen. Eine Bootsfahrt auf der Spree erschließt die Beschaulichkeit des an sich quirligen Regierungsviertels. Doch jetzt haben die Besucher das Sagen. Keine Staatsbesuche, keine Blaulicht flackernde Politikerkolonne, ist es die Ruhe vor dem Sturm?
Nein, der Reichstag erlebt jeden Tag, ob Wahl oder nicht Wahl einen regelrechten Ansturm. Männer und Frauen, Jungen und Mädchen aus aller Herren Länder reihen sich in die Warteschlangen vor dem Reichstag. Gut 18.000 Besucher werden unter der Woche täglich gezählt. Warum auch nicht. Der Reichstag ist ein Stück gelebter, wechselvoller Geschichte unserer Nation bis in die heutige Demokratie. Eine Demokratie, die auch im Ausland neugierig macht, wie Dialoge von ausländischen Schülern vor den Erklärungstafeln im Reichstag immer wieder zeigten.
Es ist viel geschafft worden in den letzten zwanzig Jahren. Trotzdem findet man immer wieder verfallene Bauwerke und verwilderte Gärten zwischen gewagter Architektur. In der Regel sind hier die Eigentumsfragen immer noch nicht geklärt. Es ist ein mühsamer Prozess, das zu regeln. Bis dahin ruht über den „Ruinen“ der morbide Charme des Verfalls.
Man spürt den Wettbewerb zwischen klassischer und moderner Architektur in Berlin Mitte. Und Tradition will auch zu Wort kommen, etwa mit dem teilweisen Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Zwar soll nur eine Fassade entstehen mit dahinterliegenden Funktionsbauten. Aber ist das wirklich so lebensnotwendig, zumal die Museumsinsel, der Reichtag und andere historische Bauten restauriert sind. Egal, wie man dazu steht, der Boden Berlins ist geschichtsträchtig. Und nicht allein die architektonischen Gegensätze sind eine Reise in die Bundeshauptstadt wert.
Wir Springer sind im Garten der niedersächsischen Landesvertretung auf dem roten Elefanten namentlich erwähnt. Das sollte eigentlich Lust machen, dorthin zu fahren.
Bürgerreporter:in:Friedrich Schröder aus Springe |
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