Leukämiekranker Feuerwehrmann aus der Eifel hat einen Stammzellspender gefunden
Gute Nachrichten aus dem Eifelkreis Bitburg-Prüm: Anfang des Monats hatten sich fast 1400 Menschen als Stammzellspender registrieren lassen. Anlass war der Aufruf für den an Leukämie erkrankten Feuerwehrmann Stephan aus Speicher. Jetzt wird die Hilfe konkret: Die Spendersuche hatte bereits vor einigen Tagen Hinweise darauf gegeben, dass es übereinstimmende Spender gibt. Seit Anfang vergangener Woche ist klar: Stephan hat einen Stammzellspender gefunden.
Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung, Deutschlands ältester Stammzellspenderdatei, ist froh über diese Nachricht: „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass es immer wieder registrierte Spender gibt, die aus den verschiedensten Gründen, im Ernstfall – unter anderem auch aus medizinischen Gründen - zur Transplantation nicht zur Verfügung stehen. Wenn Spender gefunden sind, ist es immer noch ein Hoffen und Bangen. Denn, ob es tatsächlich zur Spende kommt, ist von unglaublich vielen Faktoren abhängig. Erreicht man den Spender oder ist er unbekannt verzogen? Stimmt er den weiteren Voruntersuchungen zu? Gibt es gesundheitliche Gründe, warum man ihn oder sie von der Spende ausschließen muss? Und: Der Spender hat immer die Möglichkeit zu entscheiden, dass er nicht spenden möchte. All dies kann dazu führen, dass es trotz einem so genannten Treffer im Zentralregister nicht zu einer Transplantation kommt.“ Emil Morsch betont: „Deshalb ist eine solche Information erst dann spruchreif, wenn man sich nahezu sicher sein kann, dass es auch zur Spende kommt.“
Stephans Familie hat diese definitive Information am Montag dieser Woche erhalten: „Das hat Emotionen entfacht, die man erst einmal verarbeiten muss. Wir danken allen, die in den vergangenen Wochen so große Hilfe geleistet haben.“ Den Aufruf hatten die im Katastrophenschutz des Eifelkreises zusammengeschlossenen Einheiten von Feuerwehr, DRK und THW gestartet. Die Schirmherrschaft hatte der Landrat Dr. Joachim Streit übernommen.
Die Stefan-Morsch-Stiftung schließt sich dem Dank an: „Die Typisierungen in Bitburg und Speicher werden in den kommenden Jahren noch nachhaltig wirken. Denn wer sich als Stammzellspender registriert hat, kann vielleicht schon in wenigen Wochen oder Monaten, vielleicht auch in einem oder zehn Jahren einem Menschen die gleiche Hoffnung geben, die nun ein unbekannter Spender dem Patienten aus Speicher geben kann. Die Chance den Blutkrebs zu besiegen. So wird die Arbeit, die die Helfer in Bitburg und Speicher geleistet haben in den kommenden Jahren vielfältige Früchte tragen.“
Was passiert bei einer Stammzelltransplantation?
Wird ein passender Spender gefunden, tritt die Stammzellspenderdatei, bei der der Spender registriert ist, mit dem Spender in Kontakt. Der Spender wird erneut gefragt, ob er freiwillig und unentgeltlich für einen ihm unbekannten Spender spenden möchte. Dann folgen einer Reihe von Voruntersuchungen, die dazu dienen, herauszufinden, ob er wirklich der optimale Spender ist und ob für den Spender ein gesundheitliches Risiko ausgeschlossen werden kann. Die Mitarbeiter der Stefan-Morsch-Stiftung beraten und begleiten den Spender während dieser ganzen Vorbereitungsphase. Die Kosten für diese Untersuchungen - die Versicherung, An- und Abreise des Spenders zum Entnahmeort - werden übernommen.
Dann beginnt die entscheidende Phase vor der Transplantation: Mit der Übertragung von Stammzellen bekommt der Patient ein neues blutbildendes System. Die Stammzellen befinden sich im Knochenmark. Um sie zu übertragen, gibt es zwei Möglichkeiten: Die Entnahme peripherer Blutstammzellen aus dem Blut – ähnlich wie bei einer Plasmaspende oder Dialyse. Dazu wird dem Spender vorher ein körpereigener Botenstoff verabreicht, der die Stammzellen aus dem Knochenmark in das Blut übergehen lässt. In einer Entnahmestation werden dann die Stammzellen aus dem Blut herausgefiltert bzw. zentrifugiert. Apherese heißt dieses Verfahren, das heute am häufigsten angewandt wird.
Bei der klassischen Methode - der Knochenmark-Entnahme - entnehmen Mediziner etwa 0,8 bis 1,5 Liter Knochenmark-Blut-Gemisch aus dem Beckenknochen des Spenders – niemals aus dem Rückenmark. Dieser Eingriff dauert zirka eine Stunde. Über die Art der Spende entscheidet der Stammzellspender. Weder der Spender noch der Patient erfahren zu diesem Zeitpunkt, wer der andere ist. Die Spende bleibt in jedem Fall bis zum Ablauf von zwei Jahren anonym. Erst danach besteht die Möglichkeit, je nach Gesetzeslage des Landes, in dem der Patient lebt, dass Spender und Patient einander kennenlernen können.
Aber bis dahin ist es noch ein langer Weg: Parallel zur Vorbereitung des Spenders wird in einer Transplantationsklinik der Patient vorbereitet. Das bedeutet: Sein Immunsystem wird komplett ausgeschaltet – durch Bestrahlung oder/und Chemotherapie. Wenn er sich jetzt mit einem Virus infiziert oder es aus irgendeinem Grund mit der Stammzellspende nicht klappt, ist sein Leben massiv gefährdet. Emil Morsch, Vorstandsvorsitzender der Stefan-Morsch-Stiftung: „Eine Transplantation ist immer einer letzte Chance. Für den Patienten ist dies eine hochbelastende Therapie.“
Bürgerreporter:in:Annika Zimmer aus Birkenfeld |
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